Klare Aussage der EU-Behörde
Fleisch aus dem 3D-Drucker basiert auf pflanzlichen Zutaten
2.4.2024, 11:50 (CEST)
Das Thema Fleisch ist wieder in aller Munde - zumindest in sozialen Netzwerken: Nutzer verbreiten derzeit eine Behauptung über die Firma Redefine Meat. Das Lebensmittelunternehmen produziere Fleisch mit dem 3D-Drucker auf Basis von «tierischen Stammzellen», heißt es in mehreren Beiträgen. Doch treffen diese Aussagen zu?
Bewertung
Falsch. Die Produkte von Redefine Meat basieren auf rein pflanzlichen Inhaltsstoffen - sie sind vegan. Zwar gibt es auch andere Verfahren zur Herstellung von Fleisch-Produkten, die auf Vermehrung von tierischen Stammzellen aufbauen. Diese Methode ist jedoch in der EU bisher nicht zugelassen.
Fakten
Die Firma Redefine Meat ist ein Lebensmittelunternehmen mit Hauptsitz in Israel, das sich auf Fleischersatzprodukte spezialisiert hat. Das Unternehmen betreibt einen Standort in den Niederlanden und beliefert auch deutsche Gastronomiebetriebe. Die Firma setzt bei der Herstellung tatsächlich auf den Einsatz von 3D-Druck-Technologie.
Dabei werden nach eigenen Angaben nur vegane Zutaten verwendet, die mittels 3D-Drucker miteinander verwoben werden. Dies lässt sich auf der Webseite mehrfach nachlesen: «Die Produkte von Redefine Meat Ltd. werden aus pflanzlichen Zutaten hergestellt.» Sie seien frei von gentechnisch veränderten Organismen und «jeglichen Bestandteilen tierischen Ursprungs».
Die Inhaltsstoffe der einzelnen Produkte können auf der Webseite eingesehen werden - beispielsweise von Bratwurst und Burger. Der Gründer und Geschäftsführer von Redefine Meat, Eshchar Ben-Shitrit, bestätigte in einem Interview, dass für die Herstellung der Produkte «handelsübliche pflanzliche Zutaten wie Soja- und Erbsenprotein, Kichererbsen, Rote Bete, Nährhefen und Kokosfett» verwendet würden. Auch andere Medien wie der britische «Guardian», die «FAZ» oder die «Wirtschaftswoche» berichteten.
Gegenüber Faktencheckern von AFP stellte Redefine Meat zudem klar, dass es sich bei den Behauptungen über den Einsatz tierischer Stammzellen um Fehlinformationen handele. Auf Anfrage von Austria Presse Agentur (APA) und dpa verwies die Firma auf dieses Statement.
Laborfleisch basiert auf Stammzellen - bisher keine EU-Zulassung
Die Themen Fleisch und fleischfreie Ernährung stehen immer wieder im Mittelpunkt gesellschaftlicher Debatten - sei es für mehr Tierwohl oder mit Blick auf den Klimawandel. In diesem Zusammenhang kursierten in der Vergangenheit Falschinformationen, etwa zu angeblichen Fleischverboten oder über Laborfleisch. Unternehmen und Forscher weltweit arbeiten an der Herstellung von künstlichem Fleisch, um eine Alternative zu Massentierhaltung und Schlachtung anzubieten.
Während Redefine Meat nur auf pflanzliche Zutaten und 3D-Druck setzt, gibt es in der Lebensmittelindustrie noch andere Ansätze. Beim «Clean Meat», das im Labor aus gezüchteten Zellkulturen hergestellt wird, kommen tatsächlich zuvor entnommene tierische Stammzellen zum Einsatz. Die Stammzellen werden in eine Kulturflüssigkeit aus Fetten, Aminosäuren, Vitaminen, Mineralien und Zucker gegeben (S. 49), wo sie sich vermehren und zu Muskelgewebe heranwachsen: Fleisch.
In Deutschland und Europa kann man Laborfleisch noch nicht kaufen: Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat bisher noch kein gezüchtetes Fleisch für den europäischen Markt zugelassen. Eine Zulassung würde unter die Verordnung von neuartigen Lebensmitteln fallen. Dafür benötigte es eine Sicherheitsbewertung der EFSA. Seit Einführung der neuen Verordnung im Jahr 2018 habe die Behörde aber noch «keine Anträge zur Risikobewertung von aus Zellkulturen gewonnenen Anwendungen tierischen Ursprungs erhalten», erklärte ein EFSA-Sprecher der dpa.
(Stand: 27.03.2024)
Links
Über Redefine Meat (archiviert)
FAQ von Redefine Meat (archiviert)
Interview der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (archiviert)
Burger Inhaltsstoffe (archiviert)
Wurst Inhaltsstoffe (archiviert)
Bericht des «Guardian» (archiviert)
Bericht der «FAZ» (archiviert / Video archiviert)
Bericht der «Wirtschaftswoche» (archiviert)
dpa-Faktencheck über angebliche Fleisch-Rationierung
dpa-Faktencheck zu vermeintlicher Studie über Laborfleisch
«Tagesschau»-Bericht über künstliches Fleisch aus Stammzellen (archiviert)
Verbraucherzentrale über «Clean Meat» (archiviert)
Umweltbundesamt über unsterbliche Zelllinien bei der Laborfleisch-Produktion, PDF, S. 49 (archiviert)
Webseite der EFSA Lebensmittelbehörde (archiviert)
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