Ökologie
Andere Perspektiven zeigen: Solarpark in Brandenburg hat Grünflächen
27.3.2024, 08:17 (CET)
Große Solarparks auf freien Flächen in der Landschaft sorgen oft für Kritik. Über eine solche Anlage bei Werneuchen in Brandenburg, die größte in ganz Deutschland, heißt es auf Facebook: Pflanzen und Tiere würden dort nicht vorkommen. Sorgt die erneuerbare Energie dort also für Versiegelung und zerstörte Naturräume?
Bewertung
Solarparks wie jener nahe Werneuchen bestehen nicht ausschließlich aus Photovoltaikmodulen, auch wenn das Foto in den Beiträgen aufgrund der Perspektive diesen Eindruck erweckt. Zwischen den Modulreihen und auch darunter ist Grünland. Naturschützer betonen, dass Solarparks naturverträglich errichtet werden können.
Fakten
Der Solarpark auf dem Foto in den Beiträgen auf Facebook befindet sich auf dem Gebiet der Stadt Werneuchen in Brandenburg, nordöstlich von Berlin. Er wurde ab dem Jahr 2020 nach und nach in Betrieb genommen und soll Strom für rund 50 000 Haushalte produzieren. Zuvor befanden sich dort landwirtschaftliche Flächen.
Das Foto in den Beiträgen wurde im November 2021 von einem Fotografen der Deutschen Presse-Agentur mit einer Drohne aufgenommen. Das Sharepic mit der Schlagzeile über die Eröffnung stammt vom Rundfunk Berlin-Brandenburg. Durch die Perspektive aus der Luft wirkt es so, als sei fast die gesamte Fläche im Foto von Solar- beziehungsweise Photovoltaikmodulen bedeckt.
Doch weitere Fotos der Anlage zeigen, dass dieser Eindruck der Perspektive der Drohne geschuldet ist. Die Solaranlagen stehen auf Stelzen und sind leicht in Richtung Süden geneigt. Schaut man aus seitlicher Perspektive oder vom Boden auf die Module, erkennt man, dass sich zwischen ihnen Lücken befinden. Auch unter den Solarflächen wächst Gras - das zeigt auch das Foto über diesem Faktencheck.
Nabu: Solarparks können ökologischer als Landwirtschaft sein
Nach Angaben des Betreibers EnBW misst die gesamte Fläche der Anlage 209 Hektar, bebaut sind aber nur rund 164 Hektar. Laut einem Bericht der «Märkischen Oderzeitung» sind die rund 45 Hektar Differenz sogenannte Ausgleichsflächen. Laut EnBW wird die Fläche «auf und um den Solarpark zu einem artenreichen Grünland entwickelt». Unter anderem würden Sträucher und Bäume gepflanzt, schrieb das Unternehmen im Jahr 2020.
Das würde die Biodiversität fördern, schrieb EnBW unter Berufung auf eine Studie des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft, in dem sich unter anderem Energieversorger zusammengeschlossen haben.
Auch der Naturschutzbund Deutschland schreibt, dass Solarparks naturverträglich sein könnten, wenn bestimmte ökologische Kriterien beachtet werden. Wichtig seien zum Beispiel Durchlässe im Zaun für kleine Säugetiere wie Igel und Feldhase. In manchen Fällen gebe es sogar Vorteile gegenüber landwirtschaftlicher Nutzung, denn die Flächen der Solarparks würden weder gedüngt noch mit Pestiziden behandelt.
An großflächigen Solarparks gibt es immer wieder Kritik, unter anderem von Anwohnern. Auch die Umwandlung von landwirtschaftlichen Flächen sorgt für Diskussionen. Laut einem Bericht des Umweltbundesamts werden bei der Planung sogenannte Bodenwerte berücksichtigt, die die Ertragsfähigkeit von landwirtschaftlichen Flächen angeben.
(Stand: 26.3.2024)
Links
Standort des Solarparks bei Werneuchen (archiviert)
Sharepic des RBB (13.11.2021) (archiviert)
Bericht mit Foto aus seitlicher Perspektive (archiviert)
Foto aus Bodenperspektive via «Märkische Oderzeitung» (archiviert)
Informationen des Betreibers EnBW (archiviert)
«Märkische Oderzeitung» über den Solarpark (archiviert)
Pressemitteilung von EnBW (24.11.2020) (archiviert)
Studie des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft (archiviert)
Nabu über Biodiversität in Solarparks (archiviert)
taz-Bericht über Kritik an Solarpark in der Prignitz (archiviert)
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