Verbrennermotoren

Untersuchung vergleicht Auspuff-Emissionen mit Reifenverschleiß

27.3.2024, 07:57 (CET)

Sind Elektroautos wirklich fast 2000-mal umweltschädlicher als Autos mit Verbrennermotor? In einem Online-Artikel wird genau das behauptet. Der Autor hat eine Studie aber falsch verstanden.

Elektroautos sollen die Umwelt 1850-mal mehr verschmutzen als mit Kraftstoff betriebene Fahrzeuge. Diese Schlagzeile eines Online-Artikels wird gerade in sozialen Netzwerken verbreitet. Die Zahl stammt allerdings aus einer Studie zu Feinstaub, der durch Reifenverschleiß entsteht. Sind damit solche Schlussfolgerungen überhaupt möglich?

Bewertung

Nein, denn in der Studie geht es gar nicht um Elektroautos, sondern ausschließlich um Autos mit Verbrennungsmotor. Darüber hinaus beschränkt sich die Untersuchung auf Feinstaubemissionen und nicht auf umweltschädliche Emissionen im Allgemeinen.

Fakten

Der Autor des Online-Artikels führt eine Studie des britischen Beratungsunternehmens Emissions Analytics aus dem Jahr 2022 an, zieht daraus aber falsche Schlussfolgerungen. Um das zu erkennen, reicht es, den Bericht des privaten Unternehmens, das Abgastests für den Automobilsektor durchführt, genau zu lesen.

Die Studie vergleicht die Entstehung von Feinstaub durch den Verschleiß von Reifen mit dem Feinstaub, der aus den Abgasen eines Verbrennungsmotors entsteht. Wörtlich heißt es in der Untersuchung: «Die wichtigste Schlussfolgerung, die wir jetzt ziehen, ist, dass beim Vergleich der realen Auspuffpartikelemissionen mit den Reifenverschleißemissionen, beide bei «normaler» Fahrweise, letztere tatsächlich etwa 1.850-mal größer sind als erstere.»

Die Vergleichstests wurden dabei mit Autos mit Benzin- oder Dieselmotor durchgeführt. Das macht in dem Fall durchaus Sinn, denn ein Elektroauto erzeugt aus dem Auspuff keine Abgase. Diese können daher nicht gemessen werden.

Bei schwereren Autos kommt es zu mehr Reifenverschleißemissionen

Es stimmt jedoch, dass Elektroautos aufgrund der großen Batterie schwerer sind als herkömmliche Autos, was zu einer stärkeren Belastung der Reifen führt. Emissions Analytics stellt deshalb hinsichtlich batteriebetriebenen Fahrzeugen fest: «Die größere Fahrzeugmasse und das höhere Drehmoment können zu einem raschen Anstieg der Partikelemissionen der Reifen führen.»

Seit Einführung der europäischen Abgasnormen im Jahr 1992 wurden schrittweise strengere Vorschriften für die maximale Menge an Schadstoffen in Abgasen erlassen. Dabei geht es auch um Feinstaub.

Der Feinstaub durch Reifenverschleiß wird erst mit der Einführung der Abgasnorm Euro 7 in einigen Jahren erstmals reguliert. Ein genauer Grenzwert hierfür steht noch nicht fest. Bei den Abgasen gilt: Aktuelle Benzin- als auch Dieselmotoren dürfen pro Kilometer nur noch 4,5 Milligramm an Feinstaub ausstoßen.

(Stand: 26.3.2024)

Links

Bericht zur Emissionsanalyse (archiviert)

Firma hinter den Emissionsanalysen (archiviert)

Infos zu den Emissionsanalysen (archiviert)

Verordnung des Europäischen Parlaments (archiviert)

Bundesumweltministerium zu Feinstaub (archiviert)

ADAC zur Abgasnorm Euro 7 (archiviert)

UBA zu Schadstoff-Grenzwerten bei Autos (archiviert)

Verbreiteter Online-Artikel (archiviert)

Behauptung bei Facebook (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.