Moderatorin nicht verhaftet
Betrüger greifen mit gefakten «Tagesschau»-Bildern Daten ab
22.3.2024, 14:57 (CET)
In verschiedenen Facebook-Anzeigen mit dem Logo der «Tagesschau» wird behauptet, die Moderatorin Ina Müller sei «aufgrund ihrer Sendeaussagen festgenommen» worden. Die Werbeanzeigen sind mit verschiedenen Bildern versehen - sie sollen die vermeintliche Verhaftung zeigen. Unter den Bildern können Nutzer auf einen Button mit dem Hinweis «Mehr dazu» klicken. Doch an dieser Stelle ist Vorsicht geboten.
Bewertung
Die Nachricht ist erfunden: Die Anzeigen führen auf gefälschte Webseiten, auf denen Nutzer ihre Daten eingeben sollen. Das «Tagesschau»-Logo wurde missbräuchlich verwendet, die Fotos sind manipuliert und Ina Müller gar nicht festgenommen.
Fakten
Die echte Webseite der ARD-Nachrichtensendung «Tagesschau» ist unter der URL «www.tagesschau.de» zu finden. Dort lassen sich - Stand 22. März 2024 - keine Berichte oder sonstigen Hinweise über eine Verhaftung der Moderatorin Ina Müller finden.
Doch woher stammen dann die angeblichen Fotos in den Anzeigen? Wie sich in der Meta-Werbebibliothek, wo bezahlte Beiträge dokumentiert werden, nachvollziehen lässt, werden für die geschalteten Anzeigen gleich mehrere Motive verwendet. Mit Bilderrückwärtssuchen lassen sich die Originale finden.
Angebliche Fotos der Verhaftung sind manipuliert
Das erste Foto zeigt im Original nicht Ina Müller, sondern eine Frau aus Oberbayern. Es entstand Anfang April 2022 bei einer Verhaftung auf der spanischen Insel Mallorca. Laut Berichten des «Münchner Merkur» soll sie ihren Vater getötet haben, um das Erbe einzustreichen. 2023 wurde die Frau wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Haftstrafe verurteilt.
Das zweite Foto beruht auf einer Aufnahme vom 26. Februar 2022. Es zeigt die Festnahme einer Frau in Moskau während einer Demonstration gegen die russische Invasion in die Ukraine.
Die Aufnahme mit dem Koffer ist fünf Jahre alt. Sie ist im Zusammenhang mit einer Abschiebung in Frankfurt am 18. Februar 2019 entstanden. Auf dem Original des dpa-Fotografen ist Ina Müller nicht zu sehen.
Ein viertes Motiv soll zeigen, wie Ina Müller von Einsatzkräften weggetragen wird. Doch auf dem Original-Foto ist eine andere Frau zu sehen. Das Bild entstand 2018 im Zuge einer Demonstration in Düsseldorf.
Auch das letzte der fünf Bilder ist eine Fälschung: Das Original hat die Bundespolizei Bayern 2020 in einem Post bei X (vormals Twitter) verbreitet. Es soll demnach eine Festnahme im Zusammenhang mit Schleuserkriminalität zeigen.
Gefälschte Webseiten: Nutzer sollen persönliche Daten eingeben
Die Links in den Werbungen führen nicht zur Seite der «Tagesschau», sondern zu verschiedenen Webseiten eines angeblichen Fotostudios. Die Seiten sind jedoch gefälscht, als Vorlage diente offenbar ein echtes Studio in Hamburg. Von einer Festnahme oder Ina Müller ist auf den verlinkten Webseiten nicht mehr die Rede. Stattdessen sollen Nutzer persönliche Daten eingeben - wovor Polizei und Verbraucherschützer immer wieder warnen.
Derweil handelt es sich nicht um die einzige betrügerische Werbekampagne, die das «Tagesschau»-Logo missbraucht. Neben Ina Müller, die bereits in der Vergangenheit als Lockvogel missbraucht wurde, kursieren auch Fotos anderer Personen. So wurden zuletzt auch Anzeigen mit gefälschten Bildern der AfD-Parteivorsitzenden Alice Weidel geschaltet.
(Stand: 22.3.2024)
Links
Homepage der «Tagesschau» (archiviert)
Suche nach Verhaftung auf «Tagesschau»-Webseite (archiviert)
Über Facebook-Werbebibliothek (archiviert)
Wie eine Bilderrückwärtssuche funktioniert (archiviert)
Berichte des «Münchner Merkur» I und II (archiviert hier und hier)
gefälschte Fotostudio-Seite (archiviert)
Warnung der Polizei (archiviert)
Warnung von Verbraucherschützern (archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.