Epidemie in Brasilien

Urbanisierung und Klima verstärken Ausbreitung des Dengue-Virus

12.03.2024, 11:05 (CET)

Brasilien ist von einer Dengue-Epidemie betroffen. Hitze, Regen und Urbanisierung können diesen Anstieg erklären. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass Bill Gates damit etwas zu tun hat.

Die Fallraten sind im Vergleich zum Vorjahr fast fünfmal so hoch: In Brasilien breitet sich im Frühjahr 2024 das Dengue-Fieber stark aus. In den ersten beiden Monaten des Jahres haben sich bereits über eine Million Menschen mit dem Virus infiziert. Wie schon bei vielen Epidemien suchen auch in diesem Fall manche die Schuld bei Bill Gates. Der Microsoft-Gründer habe «Milliarden gentechnisch veränderter Moskitos», freigesetzt und damit die Epidemie ausgelöst, heißt es in einem Facebook-Post.

Bewertung

Bill Gates ist einer der Finanzpartner des World Mosquito Program (WMP), das gegen die Übertragung von Viren wie Dengue-Fieber kämpft. Diese Initiative beinhaltet jedoch weder eine genetische Veränderung von Mücken, noch ist sie derzeit in Brasilien aktiv.

Fakten

Seit Anfang 2024 ist Brasilien mit einer schweren Dengue-Epidemie konfrontiert. Allein in den ersten beiden Monaten des Jahres verzeichnete das Land bereits eine Million Fälle.

Das Dengue-Fieber ist eine Infektionskrankheit und wird durch die Mücke «Aedes Aegypti» auf den Menschen übertragen. Das Fieber löst Symptome wie Kopfschmerzen, Fieber, Gliederschmerzen und Hautausschläge aus.

In sozialen Netzwerken teilen Internetnutzer einen Artikel von Ende Februar, in dem Gates und das World Mosquito Program (WMP) für die Verbreitung des Virus in Brasilien verantwortlich gemacht werden.

Weltmückenprogramm WMP

Zwar finanziert die Bill & Melinda Gates Foundation teilweise WMP – eine Gruppe gemeinnütziger Unternehmen, die die Übertragung von Dengue-, Zika-, Gelbfieber- und Chikungunya-Viren bekämpfen. WMP produziert jedoch keine gentechnisch veränderten Mücken.

Das WMP gehört zur Monash University in Australien. Dieses Programm hat eine wissenschaftliche Methode entwickelt, um Viren in Mücken mithilfe der Wolbachia-Bakterien zu neutralisieren, die in vielen Insektenarten bereits natürlich vorkommen. Forscher haben herausgefunden, dass dieses Bakterium das Wachstum von Viren wie Dengue-Fieber im Körper von Aedes-Aegypti-Mücken verhindert und das Auftreten in der Bevölkerung verringert.

Ihre Methode besteht darin, Mücken im Labor zu züchten und dann in Gebieten freizulassen, in denen Viren stark verbreitet sind. Durch Fortpflanzung übertragen sie anschließend die Wolbachia-Bakterien über mehrere Generationen hinweg.

Allerdings sind die verwendeten Mücken nicht gentechnisch verändert, wie manche Internetnutzer fälschlicherweise behaupten. «Weder Aedes Aegypti-Mücken noch Wolbachia wurden im Labor genetisch verändert und der von uns verwendete Wolbachia-Stamm ist natürlichen Ursprungs», heißt es auf der Website des WMP.

Studien in Südamerika

Das WMP ist seit 2014 in Brasilien tätig. In Südamerika durchgeführte Studien (hier und hier) zeigen die Wirksamkeit der Methode auf verschiedenen Ebenen.

Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bestätigte WMP-Pressemanager Alex Jackson per Mail, dass die Organisation derzeit keine Wolbachia-Mücken in Brasilien freisetzt. «Das letzte Projekt wurde Ende 2023 abgeschlossen und erzielte ermutigende Ergebnisse zur Verringerung der Dengue-Inzidenz in der Stadt Niteroi», erläuterte er. Das WMP plant noch in diesem Jahr die Entwicklung von Projekten in sechs weiteren brasilianischen Städten.

Dengue-Epidemie in Brasilien

Verschiedene Faktoren können die aktuelle Dengue-Epidemie in Brasilien erklären. Aedes-Aegypti-Mücken, die das Virus übertragen, gedeihen an warmen und feuchten Orten. Diese günstigen Bedingungen haben sich durch die globale Erwärmung und das El-Nino-Phänomen in Brasilien gesteigert. Die Urbanisierung ist ein weiterer Faktor für die Ausbreitung des Dengue-Virus im Land.

Angesichts dieser Epidemie haben die brasilianischen Gesundheitsbehörden Aufklärungskampagnen und Impfungen der Bevölkerung mit dem Qdenga-Impfstoff durchgeführt.

Letzteres wird vom japanischen Pharmaunternehmen Takeda hergestellt. Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass die Bill & Melinda Gates Foundation die Produktion finanziert hat. Auf der Website der Stiftung wird lediglich ein Zuschuss an Takeda im Jahr 2016 für die Entwicklung von Polio-Impfstoffen aufgeführt.

Um Dengue-Epidemien vorzubeugen, plant Brasilien Zusammenarbeit mit der Fiocruz-Forschungsstiftung auch die Errichtung einer Fabrik für Wolbachia-Mücken. Die Produktion soll Ende des Jahres beginnen.

(Stand: 11.3.2024)

Links:

Post (archiviert)

Artikel npr (archiviert)

Über Denguefieber (archiviert)

WHO (archiviert)

Artikel mit Behauptung (archiviert)

Über das World Mosquito Program (archiviert)

Monash University und WMP (archiviert)

Wolbachia-Methode (archiviert)

Weltmückenprogramm Brasilien (archiviert)

Studien zur Wirksamkeit von Wolbachia I , II (Archivversion I, II )

AP-Artikel über Niteroi (archiviert)

Nature-Artikel (archiviert)

WHO zu El Niño (archiviert)

Website des brasilianischen Gesundheitsministeriums (archiviert)

Über den Dengue-Impfstoff (archiviert)

Zur Impfung (archiviert)

Über die Finanzierung durch die Bill & Melinda Gates Foundation (archiviert)

Fiocruz (archiviert)

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