Erfundenes Fernsehinterview
Ina Müllers Auftritt für unseriöse Finanzwerbung missbraucht
7.3.2024, 14:25 (CET)
«Während einer Live-Sendung kam es zu einem Skandal» - so beginnt ein im Netz kursierender Blogeintrag über Ina Müller. Die deutsche Fernsehmoderatorin soll angeblich in der Fernsehsendung «Late Night Berlin» versehentlich das Geheimnis ihres Reichtums verraten haben. Es geht demnach um eine Finanz-Plattform mit dem Namen «Immediate NeuPro 9.0». Wegen Müllers Aussagen habe sich die Bundesbank eingeschaltet und die Sendung unterbrochen. Ist das alles wahr?
Bewertung
Vorsicht, der Artikel verbreitet ein erfundenes Interview. In der Talkshow ging es um völlig andere Themen. Außerdem führen die Links zu einer unseriösen Finanz-Plattform, auf der User persönliche Daten eingeben sollen.
Fakten
In dem Blogbeitrag sind die angeblichen Aussagen von Ina Müller aufgeführt, die sie in einem Interview mit dem «Late Night Berlin»-Moderator Klaas Heufer-Umlauf gesagt haben soll. Dazu sind Bilder zu sehen, die aus der entsprechenden Sendung stammen sollen.
Ina Müller ist im Jahr 2022 tatsächlich als Gast in der Show aufgetreten. Auf dem verifizierten Youtube-Kanal der Sendung lassen sich mehrere Videos dieses Auftritts finden. Ein Vergleich zeigt: Die Bilder von Ina Müller, die in dem Blogeintrag zu sehen sind, stammen aus dieser Sendung. Müller und Moderator Heufer-Umlauf tragen darin dieselbe Kleidung wie auf den Bildern.
So handelt es sich beispielweise bei dem zweiten Bild aus dem Blogartikel um ein Standbild bei Minute 01:43. Die Aufnahme von Moderator Heufer-Umlauf, der dabei auf sein Smartphone tippt, ist hingegen manipuliert. Dafür wurde offenbar ein Standbild bei Minute 00:56 nachträglich verändert und das Smartphone hineinmontiert.
Blog hat angebliches Interview komplett erfunden
Dank der Videos wird klar: Ina Müller und Klaas Heufer-Umlauf sprechen an diesen Zeitpunkten nicht über die vermeintliche Finanz-Plattform, sondern über andere Themen. Auch an anderen Stellen wird der Produktname nicht erwähnt. Zudem gibt es einen Bericht über den Auftritt - von dem angeblichen Skandal um die Finanz-Plattform ist jedoch keine Rede. Die Aussagen in dem Blog sind also erfunden.
Eine Suche nach den Stichworten «Ina Müller» und «Late Night Berlin» führt zudem zu einem weiteren Blogbeitrag: Text und Inhalt sowie die erfundenen Interview-Aussagen sind nahezu identisch, doch es gibt einen wesentlichen Unterschied: In diesem zweiten Blogbeitrag heißt die angeblich von Ina Müller beworbene Finanz-Plattform nun «Immediate Turbo» statt «Immediate NeuPro 9.0». In einem dritten Blog heißt das Produkt derweil «Immediate Cipro 2.0».
Spätestens an dieser Stelle sollten User skeptisch werden, denn es handelt sich offenbar nicht um einen Übertragungsfehler: Die Blogbeiträge verlinken auf verschiedene Webseiten (hier, hier und hier). Dabei soll es sich um Plattformen für Kryptowährungen handeln. User werden aufgefordert, sich auf diesen Webseiten mit ihrer E-Mail-Adresse zu registrieren.
Vorsicht bei der Eingabe von persönlichen Daten
Bei der Eingabe von persönlichen Daten im Netz sollten Internet-Nutzer in jedem Fall wachsam und vorsichtig sein: Verbraucherschützer und die Polizei warnen dringend davor, bei unseriösen Internetseiten und Angeboten oder Gewinnspielen die eigene E-Mail-Adresse oder sonstige persönliche Daten weiterzugeben, auch weil diese Daten verkauft werden können.
Bereits in der Vergangenheit wurden Bilder der Moderatorin Ina Müller auf gefälschten Webseiten missbraucht. Ähnliche erfundene Kampagnen wurden auch mit weiteren Prominenten verbreitet. Die Deutsche Presse-Agentur hat dazu Faktenchecks veröffentlicht und der SWR widmete ihnen einen eigenen Beitrag, in dem Distanzierungen von Promis wie Thomas Gottschalk, Dieter Bohlen oder Yvonne Catterfeld gezeigt werden.
(Stand: 7.3.2024)
Links
Prosieben über «Late Night Berlin» (archiviert)
Youtube-Video I von Müllers Auftritt (archiviert)
Youtube-Video II von Müllers Auftritt (archiviert)
archiviertes zweites Blog-Bild
archiviertes Blog-Bild von Heufer-Umlauf
«moin.de» über Auftritt von Ina Müller (archiviert)
Suche nach Stichworten (archiviert)
Warnung der Polizei (archiviert)
Warnung der Verbraucherzentrale (archiviert)
dpa-Faktencheck zu Falschmeldungen über Verhaftung von Ina Müller
dpa-Faktencheck zu Fake-Artikel über Jan Josef Liefers
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.