Bezahlte Kampagne
Schauspielerin werden erfundene Aussagen zugeschrieben
7.2.2024, 11:47 (CET)
Bilder mit eingebauten Zitaten verbreiten sich oft gut in sozialen Medien. Auch Nachrichtenseiten nutzen solche Sharepics, um Aussagen aus Interviews mit Politikerinnen oder Prominenten zu zeigen. In ähnlicher Optik kursiert auf Facebook ein Foto der deutschtürkischen Schauspielerin Meryem Uzerli. Neben ihrem Gesicht und unter ihrem (falsch geschriebenen) Namen steht als Zitat gekennzeichnet: «Musk hat Recht: Die USA haben die Russen provoziert. Und wir sind die Opfer.» Doch das ist kein echtes Zitat.
Bewertung
Es handelt sich um eine frei erfundene Aussage, die von dubiosen Seiten als bezahlte Facebook-Anzeige verbreitet wird. Die Schauspielerin Meryem Uzerli hat sich so nicht geäußert.
Fakten
Wenn sich Prominente zu politischen Themen äußern, ist das Medien in der Regel eine Meldung wert. Eine Suche nach dem exakten Wortlaut des der Aussage führt allerdings weder über Suchmaschinen, noch im Meldungsarchiv der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zu einem Treffer. Es findet sich kein Beleg, dass ein solches Zitat je existiert hat.
Eine Pressesprecherin der deutschtürkischen Schauspielerin bestätigte, dass es sich um eine erfundene Aussage handelt. «Meryem Uzerli hat ein solches Statement nicht gegeben!», teilte die Sprecherin auf dpa-Anfrage mit. Die 40-Jährige ist etwa bekannt für die türkische Serie «Muhtesem Yüzyil» oder Auftritte in der ZDF-Serie «Ein Fall für zwei».
Das Sharepic mit Uzerlis Foto ist gezielt als Werbekampagne in den Umlauf gebracht worden. In der Anzeigenbibliothek von Facebook, wo bezahlte Beiträge dokumentiert werden, sind im Januar 2024 mehr als 30 Einträge desselben Sharepics zu finden. Als Anzeige wurde es gezielt etwa Nutzern mit Standort Hamburg, München oder Berlin angezeigt. Erreicht wurden so zehntausende Profile.
Verantwortlich für die Anzeigen sind Facebook-Seiten mit willkürlich klingenden Namen wie zum Beispiel «Fable toad 92». Diese Seite soll für ein Restaurant stehen, als Profilbild ist ein Model zu sehen, zudem gibt es keine Beiträge, Follower oder Gefällt-mir-Angaben. Teils sind Seiten, welche die Anzeige schalteten, schon gar nicht mehr aktiv. Wer tatsächlich hinter dem falschen Sharepic und den Anzeigen steckt, ist unbekannt.
Ein Zusammenhang lässt sich nicht eindeutig belegen, allerdings erinnert das Muster der Sharepic-Kampagne an frühere Desinformations-Kampagnen, bei der etwa Medienseiten zugunsten prorussischer Propaganda gefälscht sowie bezahlte Anzeigen mit prorussischen Inhalten geschaltet wurden. Ende Juli 2023 verhängte die EU Sanktionen gegen Propagandisten des russischen Präsidenten Wladimir Putin, die sie als Verantwortliche hinter den gefälschten Medien-Webseiten und anderen Fake-Kampagnen betrachtet.
(Stand: 06.02.2024)
Links
Suche bei Google News nach der erfundenen Aussage (archiviert)
Informationen über Meryem Uzerli (archiviert)
Anzeige mit Sharepic in der Facebook-Werbebibliothek (archiviert)
Beispiel für Facebook-Seite, die Anzeigen schaltete (archiviert)
ZDF-Bericht über prorussische Desinformations-Kampagne (archiviert)
dpa-Faktencheck «Gefälschter »Morgenpost»-Artikel ist Teil einer Fake-Kampagne»
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