MPD existiert nicht
Gefälschter Artikel über muslimische Partei in Deutschland
6.2.2024, 08:23 (CET)
Die Namen und das Design bekannter Medienmarken werden immer wieder missbraucht, um Falschinformationen zu verbreiten. In den vergangenen Jahren gab es zum Beispiel eine Kampagne, bei der Nachrichtenseiten gefälscht wurden. Nun kursiert eine plumpe Nachahmung mit dem Design der «Bild»-Zeitung. Danach hat sich eine neue islamische Partei gegründet. Stimmt das?
Bewertung
Der Artikel ist eine Fälschung und stammt nicht von der «Bild»-Zeitung. Die genannte Partei existiert nicht.
Fakten
Auffällig sind fehlerhafte Details in dem Artikel. Die nächste Bundestagswahl findet im Jahr 2025 statt, nicht wie im Text behauptet 2024. Oben und unten links sind ganz klein die Worte «Fake News» zu erkennen. Im Verzeichnis der Bundeswahlleiterin findet sich keine Partei mit dem Namen «Muslimische Partei Deutschland» (Stand: 17.1.2024). Eine Google-Suche liefert ebenfalls keine relevanten Ergebnisse. Die Partei existiert nicht.
Der Artikel imitiert die Aufmachung des Online-Portals www.bild.de, bei einer Archiv-Suche auf der Seite findet sich allerdings kein entsprechender Eintrag. Ein Sprecher des Medienunternehmens Axel Springer, zu dem «Bild» gehört, bezeichnete den Artikel gegenüber der Deutschen Presse-Agentur als «eindeutige Fälschung».
Die auf dem Foto abgebildeten Männer wurden aus einem ganz anderen Grund fotografiert. Das Foto stammt aus dem Jahr 2011. Damals wurde in Osnabrück eine Grundschule für christliche, jüdische und muslimische Kinder gegründet. Die Männer auf dem Foto präsentieren den Kooperationsvertrag dazu. Der Originalartikel samt Foto findet sich auf der Internetseite der «Neuen Osnabrücker Zeitung».
Islamische Parteien gab und gibt es bereits in Deutschland. Dem Bundesarchiv zufolge existierte von 1998 bis 2002 die «Islamische Partei Deutschlands» (IPD). Im Januar 2024 trat schließlich die neu gegründete politische Vereinigung Demokratische Allianz für Vielfalt und Aufbruch (Dava) mit der Ankündigung an die Öffentlichkeit, bei der Europawahl im Juni antreten zu wollen. Zu den präsentierten Kandidaten gehörten unter anderem zwei Männer, die sich zuvor in Islamverbänden engagiert hatten.
(Stand: 5.2.2024)
Links
Gefälschter Artikel (archiviert)
Bundesarchiv zu Islamischer Partei Deutschlands, archiviert
Originalfoto bei der Neuen Osnabrücker Zeitung, archiviert
Google-Suche zu Muslimischer Partei Deutschlands, archiviert
dpa-Faktenchecks zu gefälschten Medienartikel I, II, III, archiviert I, II, III
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.