Aufschriften gefälscht
Bild von Demo-Schildern in Castrop-Rauxel wurde manipuliert
1.2.2024, 14:26 (CET)
Ein Foto zu manipulieren ist in der digitalen Welt leicht - besonders wenn jemand auf dem Foto ein Schild in die Kamera hält. In sozialen Netzwerken macht im Januar 2024 eine solche vermeintliche authentische Aufnahme die Runde: Auf dem Bild sind zwei Personen zu sehen, bei denen es sich offenbar um Teilnehmer einer Demonstration handelt. Die beiden Personen haben sich jeweils ein Schild umgehängt. Auf einem der Schilder soll die Botschaft «Ganz Deutschland hasst die AfD» zu lesen gewesen sein, auf dem zweiten Schild sei «Hass ist keine Meinung» geschrieben. User im Netz machen sich über den Widerspruch der Botschaften lustig. Doch ist das Bild echt?
Bewertung
Falsch. Die Aufschriften wurden manipuliert. Auf dem Original-Foto sind die echten Botschaften der Schilder zu lesen, sie lauten: «Aufstehen für die Demokratie» und «Stille Helfer für Demokratie - Couragiert gegen Rechts!».
Fakten
Mithilfe einer Bilderrückwärtssuche lässt sich das Original-Foto finden. Die «Ruhr Nachrichten» haben am 19. Januar 2024 über eine Demonstration gegen rechts und gegen die Partei Alternative für Deutschland (AfD) in Castrop-Rauxel berichtet. Das Bild zeigt demnach zwei Teilnehmer dieser Demonstration. Eine Reporterin der Zeitung hatte das Foto gemacht. Die Zeitung hat auch später darüber berichtet, dass das Foto in manipulierter Version im Internet verbreitet wird.
Auf der Original-Aufnahme sind die echten Aufschriften der beiden Protest-Schilder zu lesen: «Aufstehen für die Demokratie» und «Stille Helfer für Demokratie - Couragiert gegen Rechts!». Das kursierende Bild wurde also manipuliert und die Aufschriften der Schilder nachträglich verändert.
Dennoch verbreiten User das gefälschte Bild über soziale Netzwerke. So teilte der stellvertretende Bezirkssprecher der AfD Berlin-Lichtenberg, David Eckert, das Bild auf Facebook und X (vormals Twitter). Auch auf der Webseite des Berliner AfD-Landesverbands ist das gefälschte Foto zu finden.
Bundesweite Proteste nach Medienbericht über Treffen in Potsdam
Hunderttausend Menschen haben an den vergangenen Wochenenden in ganz Deutschland gegen rechts und die AfD demonstriert. Auslöser der Proteste waren am 10. Januar Enthüllungen des Recherchezentrums Correctiv über ein Treffen radikaler Rechter, an dem einige AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion in Potsdam teilgenommen hatten.
Der frühere Kopf der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, hatte bei dem Treffen am 25. November nach eigenen Angaben über «Remigration» gesprochen. Wenn Rechtsextremisten den Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang. Laut Correctiv nannte Sellner drei Zielgruppen: Asylbewerber, Ausländer mit Bleiberecht und «nicht assimilierte Staatsbürger».
(Stand: 1.2.2024)
Links
Artikel der «Ruhr Nachrichten» (archiviert / archiviertes Foto)
Bilderrückwärtssuche mit Google Lens (archiviert)
Wie eine Fotorückwärtssuche funktioniert (archiviert)
Correctiv-Bericht über Treffen in Potsdam (archiviert)
Über Bezirksvorstand der AfD Berlin-Lichtenberg (archiviert)
Facebook-Post von David Eckert (archiviert / archiviertes Bild)
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.