Kein Zusammenhang mit Stiftung

Chronic Waste Disease schon seit Jahrzehnten bekannt

1.2.2024, 14:13 (CET), letztes Update: 1.2.2024, 14:23 (CET)

Viele Rehe und Hirsche in den USA sind mit einer Krankheit infiziert. Eine Übertragung auf den Menschen ist nicht ausgeschlossen. Online wird die Schuld auf Meta-Chef Mark Zuckerberg geschoben.

Droht in den USA eine Zombie-Apokalypse bei Rotwild? Fakt ist: Die Krankheit Chronic Waste Disease (CWD) breitet sich seit vergangenem Herbst unter amerikanischen Hirschen aus. Online wird behauptet, dass die «Zuckerberg Charity Foundation» die Impfung von über 100 Millionen Wildtieren finanziert habe. Mehrere Beiträge beziehen sich auf ein Video, in dem angedeutet wird, dass es einen Zusammenhang zwischen der Erkrankung und diesen Impfungen gebe. Stimmt das alles?

Bewertung

Die Chan Zuckerberg Initiative (CZI) hat keine Massenimpfung von amerikanischen Wildtieren finanziert. Die sogenannten «Zombie-Hirsche» sind mit einer Prionenkrankheit infiziert - eine chronische Auszehrungskrankheit. Diese wird nicht durch Impfungen verursacht.

Fakten

Die Chan Zuckerberg Initiative (CZI) ist eine Wohltätigkeitsorganisation, die als Gesellschaft mit beschränkter Haftung von Meta-CEO Marc Zuckerberg und seiner Frau Priscilla Chan eingetragen ist. Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2100 alle Krankheiten zu beseitigen.

Auf der Website der CZI findet sich eine Liste der Projekte der Organisation. Neben anderen Bereichen fördert die CZI mehrere Programme zu Impfungen. Auf der Website gibt es jedoch kein Impfprogramm für Wildtiere. «Wir finanzieren ein solches Programm nicht. Dies liegt außerhalb unserer Schwerpunktbereiche», sagte die Kommunikationsmanagerin der Chan Zuckerberg Initiative, Patricia Condon, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Ausbruch der Seuche in den Vereinigten Staaten

Im November 2023 bestätigte der Yellowstone Nationalpark zum ersten Mal das Auftreten der Chronic Wasting Disease (CWD) in einem Kadaver eines ausgewachsenen Maultierhirsches. Bis Januar 2024 wurde nach Angaben des U.S. Geological Survey in 32 US-Bundesstaaten und drei kanadischen Provinzen die CWD bei frei lebenden Hirschen und in 18 Bundesstaaten und drei Provinzen bei in Gefangenschaft gehaltenen Hirschen nachgewiesen.

Die Chronic Wasting Disease - sprich die Chronische Auszehrungskrankheit - ist eine Prionenkrankheit, die Hirsche, Elche, Rentiere sowie Sikahirsche befällt. Sie ähnelt der Scrapie im kleinen Wiederkäuer und BSE im Rind. Auslöser der Erkrankung ist ein fehlgebildetes infektiöses Eiweiß, wie Elke Reinking, Pressesprecherin des Friedrich-Löffler-Instituts, auf Anfrage der dpa erklärt.

Die Übertragung erfolgt über Ausscheidungen wie Speichel, Blut, Urin oder Kot bereits während der Inkubationszeit der infizierten Tiere. Dadurch kommt es zu einer starken Kontamination der Umwelt, wo der Erreger über Jahrzehnte infektiös bleiben kann. Es kann über ein Jahr dauern, bis ein infiziertes Tier Symptome entwickelt.

Zum Krankheitsbild gehören drastischer Gewichtsverlust (Wasting), Stolpern, Antriebslosigkeit und weitere neurologische Symptome. Die Tiere haben ein eher bedrücktes Aussehen und einen starren Blick. Sie neigen dazu, sich von der Herde zu trennen und haben einen großen Appetit. So entstand auch der Vergleich mit Zombies. «Die CWD ist eine langsam fortschreitende und stets fatal verlaufende Erkrankung, Therapien oder Impfungen sind nicht möglich», so Reinking.

Ausbreitung von CWD

Der erste Nachweis von CWD wurde in den 1960er Jahren im US-Bundesstaat Colorado gefunden, also rund 50 Jahre vor Gründung der Chan Zuckerberg Initiative. In Europa wurde die Krankheit erstmals 2016 in einer Rentierherde in Norwegen entdeckt. Nach Angaben des Friedrich-Löffler-Instituts sind weitere Fälle bisher nur bei Elchen und Rentieren in Schweden, Norwegen und Finnland aufgetreten; bei Rehen, Rot- oder Sikawild in Deutschland wurden noch keine Fälle nachgewiesen, so Reinking.

Das Institut untersucht in einer Studie, die bis Juni 2024 laufen soll, wie anfällig Rehe, Rothirsche und Sikahirsche in Deutschland sind. Die Veröffentlichung der Ergebnisse sei in Vorbereitung und werde voraussichtlich im Laufe des Frühjahrs erscheinen, sagte Reinking. Zurzeit sei kein direkter Zusammenhang zwischen dem nordamerikanischen und dem europäischen Ausbruch von CWD erkennbar.

Übertragung auf Menschen

Ob die chronische Auszehrungskrankheit auf den Menschen übertragbar ist, ist nicht eindeutig belegt. Im Jahr 2016 hieß es vom Friedrich-Löffler-Institut, dass «eine Übertragung auf den Menschen nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann.» Dennoch sei die Gefahr, ähnlich wie bei Scrapie, sehr gering.

Auch eine Studie im Auftrag der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2019 ergab, dass die Gefahr einer Übertragung von CWD auf den Menschen durch den Verzehr von Fleisch nicht direkt eingeschätzt werden kann. Auf individueller Ebene seien Verbraucher, die Fleischprodukte.

(Stand: 26.01.2024)

Links

Friedrich-Löffler-Institut über CWD

Friedrich-Löffler-Institut zu CWD in Europa

Bekämpfung der CWD in Europa

John Hopkins Universität zu Prion-Krankheit

CZI Krankheiten bis 2100 (archiviert)

Förderungen CZI

Friedrich-Löffler-Institut 2016

2019 Studie zu Übertragung auf Menschen

Yellowstone National Park bestätigt CWD

Instagram Video (archiviert)

Facebook-Post (archiviert)

Facebook-Post (archiviert)

Facebook-Post (archiviert)

Frankfurter Rundschau Beitrag zu «Zombie-Hirsch»-Virus

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.