Redebeitrag von Klaus Schwab zu Wahlen und KI ohne Kontext verbreitet

Klaus Schwab, Gründer und Vorsitzender des Weltwirtschaftsforums, ist in sozialen Medien oft Zielscheibe von Falschbehauptungen. Hat er beim jüngsten jährlichen Treffen in Davos gesagt, dass wir auf Wahlen verzichten könnten, weil Künstliche Intelligenz (KI) die Stimmverteilung ohnehin vorausberechnen kann? User behaupten das und hängen als vermeintlichen Beleg dazu diesen Videoausschnitt an. Doch der ist nicht vollständig.

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Schwab hat aktuell nicht behauptet, dass wir wegen KI bald auf Wahlen verzichten könnten. Er führte 2017 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos ein öffentliches Interview mit Google-Gründer Sergey Brin. Dabei hat er Brin gefragt, ob dieser sich für die Zukunft eine Welt vorstellen könne, in der Künstliche Intelligenz Wahlergebnisse vorhersagt.

Fakten

Das Originalvideo aus Davos zeigt Schwab 2017 eine halbe Stunde lang im Gespräch mit dem Informatiker und Unternehmer Sergej Brin. Brin war von 2015 bis 2019 Präsidet von Alphabet Corporation, der Dachgesellschaft des Technologieunternehmens Google. Zusammen mit Larry Page entwickelte er unter anderem auch die Suchmaschine Google.

Schwab fragte Brin vor sieben Jahren nach möglichen Leistungen von KI in der Zukunft. Seine Frage leitete er mit den Sätzen ein: «Eine Befürchtung, die ich gehört habe, ist, dass digitale Technologien vor allem eine analytische Kraft haben. Jetzt gehen wir in eine Vorhersagekraft über (...) Doch dann könnte der nächste Schritt darin bestehen, in einen präskriptiven Modus zu gehen.» (Im englischen Original: «One fear which I have heard is the technology now is, the digital technologies mainly have an analytical power. Now we go into a predictive power (...) But then the next step could be to go into a prescriptive mode.»)

Danach bringt Schwab ein Beispiel für einen möglichen Einsatz von KI in der Zukunft: «Was bedeutet, dass Sie nicht einmal mehr Wahlen durchführen müssen, weil Sie bereits vorhersagen können – und hinterher können Sie sagen: Warum brauchen wir Wahlen? Weil wir doch wissen, wie das Ergebnis aussehen würde.» (Im englischen Original: «Which means you do not even have to have elections any more because you can already predict - and afterwards you can say: Why do we need elections? Because we know what the result will be.)

Anschließend fragt Klaus Schwab seinen Gesprächspartner: «Können Sie sich eine solche Welt vorstellen?» Im Original: «Can you imagine such a world?» Die Frage fehlt im aktuell kursierenden Video-Post jedoch.

Brin beantwortete Schwabs Frage, indem er die Zukunftsvision weiter vertiefte. Er fragte, warum wir gewählte Beamte brauchten, wenn Entscheidungen bereits für uns getroffen würden. Er stellt fest, dass sich beide «an tiefgründige Fragen wagen». Damit macht auch er deutlich, dass das Gespräch hypothetisch ist und es nicht darum geht, diese imaginären Szenarien Wirklichkeit werden zu lassen.

Das Originalvideo zeigt, dass Schwab eine offene Frage über KI in der Zukunft gestellt hat - und keine Behauptung zu KI und Wahlen aufstellte.

(Stand: 19.1.2024)