Bauernproteste: Landwirte spielten Sirenen selbst ab

Bei der landesweiten Protestwoche der Bauern gegen die Kürzung von Subventionen haben sich unter anderen Handwerker und Spediteure mit den Landwirten solidarisiert. Doch nicht alle Informationen, die zu den Demonstrationen im Internet verbreitet werden, stimmen auch. Derzeit kursieren mehrere Videos (hier, hier und hier) in den sozialen Medien, in denen behauptet wird, die russische Botschaft in Berlin habe sich mit den Bauern solidarisiert, indem sie ihre Sirenen hat heulen lassen. Kann das sein?

Bewertung

Nein, die russische Botschaft in Berlin hat sich nicht mit den Bauernprotesten solidarisiert. Die eingesetzten Sirenen hatten die protestierenden Landwirte selbst eingesetzt und offenbar auch mitgebracht.

Fakten

Zahlreiche Videos auf unterschiedlichen Plattformen (hier oder hier) zeigen Traktoren vor der Botschaft der Russischen Föderation in Berlin. Dass es sich dabei tatsächlich um die russische Botschaft handelt, zeigt ein Vergleich mit Bildern auf Google Street View. Die Form des Gebäudes, das Schild der S-Bahn davor und der Gehweg zwischen den beiden Fahrbahnen der Straße Unter den Linden stimmen überein.

Manche Videos beginnen mit einem lauter werdenden Sirenenton, in anderen ist zuerst das Hupen der Traktoren zu hören, ehe die Sirene einsetzt. Hört man in einem der Videos genau hin, ist zu erkennen, dass tatsächlich nicht nur eine Sirene ertönt, sondern mindestens zwei, die sich überschneiden.

Russische Botschaft verneint eine Beteiligung

Die Pressestelle der Botschaft der Russischen Föderation in Berlin teilt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit, eine Solidarisierung mit den Bauern entspreche «nicht der Wirklichkeit». Weiter heißt es in der Mitteilung: «Die Botschaft nimmt an den in Deutschland durchgeführten zivilen Demonstrationen nicht teil und mischt sich in die inneren Angelegenheiten des Aufenthaltsstaates nicht ein.» Die Frage, ob die russische Botschaft in Berlin überhaupt Sirenen besitzt, bleibt unbeantwortet.

Auch die Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport teilt der dpa mit, dass grundsätzlich keine amtlichen Sirenen für den Bevölkerungsschutz auf Botschaftsgebäuden errichtet worden seien.

Bauern haben selbst Sirenen eingesetzt

Von wem stammen nun die Sirenentöne? Mehrere Medien berichten übereinstimmend, die Bauern hätten bei ihrem Protest am 15. Januar 2024 in Berlin selbst Sirenen eingesetzt. Der Sender ntv spricht davon, dass dabei ausrangierte Feuerwehrsirenen aus DDR-Beständen im Einsatz gewesen seien.

Auch auf anderen Videos der landesweiten Bauernproteste in den sozialen Medien, die nicht mit der russischen Botschaft in Verbindung gebracht werden, sind Sirenen unterschiedlicher Bauart zu sehen. Sie wurden auf Traktoren montiert oder wurden anderweitig mitgenommen (hier und hier).

Die Polizei hat nach Angaben des Berliner «Tagesspiegel» erklärt, neben Hupen seien bei Demonstrationen «auch andere akustische Signale» erlaubt. Eine Vertreterin der Polizei Berlin sagte der dpa, auch an andere Orten wie dem Brandenburger Tor seien Sirenen aus dem Demonstrationszug heraus zu hören gewesen.

(Stand: 24.01.2024)