Strenge Anforderungen

Trinkwasser wird genau untersucht

18.1.2024, 20:06 (CET)

Vertrauen wir zu Unrecht in die Sauberkeit unseres Trinkwassers? Im Gegenteil: Die Vorschriften werden immer genauer.

Hahn auf, Wasser marsch: Hierzulande nutzt jede Person durchschnittlich fast 130 Liter Wasser pro Tag. Umso bedrohlicher wirkt da die Meldung in den sozialen Netzwerken, Trinkwasser würde hierzulande angeblich nicht auf Mikrospurenstoffe und Mikroben untersucht. Was ist da dran?

Bewertung

Trinkwasser wird auf sowohl auf Spurenstoffe als auch auf Mikroben untersucht. Für einige Stoffe gibt es zwar bislang keine gesetzlich festgelegten Grenzwerte, dennoch aber entsprechende Leitwerte.

Fakten

Unter Spurenstoffen versteht man kleinste Verunreinigungen durch zum Beispiel Arznei- oder Pflanzenschutzmittel. Mikroben sind kleinste Lebewesen wie Bakterien oder Pilze. All diese Stoffe können als Rückstände in unserem Trinkwasser enthalten sein – es wird jedoch auch daraufhin überprüft.

«Das Trinkwasser in Deutschland besitzt eine sehr gute Qualität. Dies gilt für die großen zentralen ebenso wie auch – mit ganz wenigen Ausnahmen – für die kleineren Wasserversorgungsanlagen,» stellt Hendrik Paar, Leiter des Fachgebiets für Trinkwasserhygiene beim Umweltbundesamt (UBA) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) klar. So zeigten die Ergebnisse der Trinkwasserüberwachung, dass in über 99 Prozent der Untersuchungen bei nahezu allen Parametern die Grenzwerte nicht überschritten wurden.

Die Trinkwassersicherheit wird durch das Infektionsschutzgesetz (IfSG) und die Europäische Trinkwasserrichtlinie geregelt. Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) setzt diese Bestimmungen um und legt dabei unter anderem die Beschaffenheit von Trinkwasser fest. So muss es sowohl auf mikrobiologische Spuren wie Krankheitserreger als auch chemische Verunreinigungen wie Pestizide und inzwischen auch auf die sogenannten Ewigkeitschemikalien PFAS untersucht werden.

Medikamentenreste in der Umwelt

Es stimmt allerdings, dass es keine allgemeingültigen Vorschriften für Arzneimittelrückstände im Trinkwasser gibt. Dafür existierten weder national noch international gesetzlich festgelegte Grenzwerte, sagt Britta Schautz Projektleiterin für Ernährung und Lebensmittel bei der Verbraucherzentrale Berlin gegenüber der dpa. Große Wasserversorger, wie etwa die Berliner Wasserbetriebe, führten solche Überprüfungen aber trotzdem durch.

Aufgrund verbesserter Analysemethoden können inzwischen geringste Spuren von Medikamenten und Pestiziden nachgewiesen werden. «Diese liegen jedoch weit unter allen bekannten Wirkungsschwellen und stellen nach aktuellem Wissen keine Gefahr dar.» erklärt Schautz weiter. «Aus Sicht des gesundheitlichen Verbraucherschutzes sollte trotzdem systematischer auf Arzneimittelrückstände kontrolliert werden.»

Laut Hendrik Paar vom UBA bleibe es nicht aus, dass im Trinkwasser immer wieder Stoffe gefunden werden, für die es bislang keine Grenz- oder Leitwerte gibt. Für deren Bewertung habe das Umweltbundesamt aber den «Gesundheitlichen Orientierungswert» (GOW) entwickelt. In einer entsprechenden Liste (Download) finden sich auch Werte für Medikamente, zum Beispiel für das Schmerzmittel Diclofenac.

Neue gesetzliche Regelungen

In der EU-Trinkwasserrichtlinie ist die Belastung durch Spurenstoffe wie Arzneimittel ebenfalls Thema. So wurde dort die Einführung einer Beobachtungsliste festgelegt, um flexibel auf neu nachgewiesene Stoffe und deren mögliche gesundheitliche Auswirkungen reagieren zu können.

Außerdem wurde ein «Risikobasierter Ansatz für sicheres Wasser» eingeführt. Ziel sei eine individuelle Risikoabschätzung in Wasserversorgungsanlagen sowie die Umsetzung von entsprechenden Maßnahmen, so Hendrik Paar. «Das präventive Risikomanagement wird zukünftig auch das Einzugsgebiet der Wasserversorgungsanlage umfassen und ist verknüpft mit den Stoffen und Verbindungen der europäischen Beobachtungsliste.»

Doch auch wir können unseren Beitrag dazu leisten, dass weniger Arzneimittel im Trinkwasser landen, fügt Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Berlin abschließend hinzu: Ganz einfach, indem wir Medikamente nicht über die Spüle oder Toilette, sondern die Restmülltonne oder eine spezielle Sammelstelle entsorgen.

(Stand: 18.1.2024)

Links

Durchschnittlicher Trinkwasserverbrauch (archiviert)

Instagram-Post (archiviert)

§37 Infektionsschutzgesetz (archiviert)

EU-Trinkwasserrichtlinie (archiviert)

Trinkwasserbeschaffenheit in der TrinkwV (archiviert)

PFAS in TrinkwV (archiviert)

Liste mit «GOW» (Download) (archiviert)

Informationen zur Medikamentenentsorgung (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.