Kein aktueller Bezug
Aufnahmen zeigen Tsunami in Japan im Jahr 2011
12.1.2024, 16:35 (CET)
Immer wieder werden in Japan Erdbeben registriert. Ein außergewöhnlich starkes traf den Inselstaat am 1. Januar 2024. Das thematisiert ein Post auf Facebook und stellt dazu ein Video. Es zeigt einen Tsunami, der die Küste des Landes trifft. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie Boote von der Strömung weggeschwemmt werden, bevor eine riesige Welle über einen Damm bricht und Autos mit sich zieht. Doch zeigen die Bilder wirklich eine Flut, die von dem jüngsten Beben ausgelöst wurde?
Bewertung
Die Aufnahmen sind alt. Sie zeigen den Tsunami, der am 11. März 2011 die Stadt Miyako im Nordosten Japans getroffen hat. Nach der Erdbebenserie vom 1. Januar 2024 wurde eine Tsunami-Warnung herausgegeben, die jedoch einen Tag später wieder aufgehoben wurde.
Fakten
Dass dieses Video nicht neu ist, lässt sich mithilfe einer Bilderrückwärtssuche feststellen. Sucht man so nach einem Screenshot aus dem Video, führt das unter anderem auf einen Artikel der österreichischen Zeitung «Der Standard». Das Foto am Anfang des Beitrags zeigt den Moment im Video, in dem die Welle über das Ufer tritt. Der Bildunterschrift zufolge stammt die Aufnahme aus 2011. Auch andere Artikel und Videos von damals zeigen, dass das auf Facebook geteilte Video nicht aktuell sein kann.
Zu Beginn des in sozialen Medien geteilten Videos ist das Logo von «ANN News», einem japanischen Fernsehsender, zu sehen. Eine Google-Suche, die den Sender sowie das Datum kombiniert, führt schließlich zum Originalvideo. Die Bilder wurden 2020 als Teil eines Rückblicks auf die großen Katastrophen der letzten Jahre auf dem YouTube-Kanal von ANN News veröffentlicht.
Bilder stammen aus Video von japanischen Fernsehsender
Der Titel des Videos besagt, dass es am 11. März 2011 in Miyako gedreht wurde, einer der Städte, die schwer von dem damaligen Tsunami betroffen waren. Tausende Menschen starben bei der Katastrophe, die auch zum Atomunfall von Fukushima führte.
Die Szene wurde von einem Balkon des alten Rathauses von Miyako aus gefilmt. Man erkennt beispielsweise die Brücke rechts vom Gebäude sowie die Häuser und Straßenschilder auf der linken Seite. Der Teil des Videos, der nun in den sozialen Netzwerken wieder auftaucht, ist nur ein Ausschnitt aus der gesamten Sequenz. Sie ist ab Minute 3:17 im Video von ANN News zu sehen.
Tsunami-Warnung wurde wieder aufgehoben
Auch am 1. Januar 2024 erschütterte ein Erdbeben mit einer Stärke von 7,6 die Halbinsel Noto an der Westküste Japans. Es folgten zahlreiche Nachbeben, die mehrere Dutzend Todesopfer forderten. Zunächst wurde eine Tsunami-Warnung ausgelöst, da die Wellen über einen Meter hoch waren und die Küste der Halbinsel erreichten. Sie wurde jedoch am 2. Januar wieder aufgehoben.
Japan liegt im sogenannten «Ring of Fire», einer seismisch aktiven Zone im Pazifischen Ozean, die für eine hohe Erdbebenaktivität und Vulkanausbrüche bekannt ist. Aufgrund der Lage an den Kanten mehrerer tektonischer Platten, darunter die Pazifische Platte, die Philippinische Platte und die Eurasische Platte, kommt es im Land immer wieder zu Erdbeben.
(Stand: 11.1.2024)
Links
Informationen zur Bilderrückwärtssuche (archiviert)
Der Standard-Artikel mit Foto von Tsunami (archiviert)
Archivierte Ergebnisse der Google-Suche
ANN News-Video auf YouTube (archiviert)
Rückblick von ANN News (archiviert)
BBC-Video mit Video von Tsunami (archiviert)
Spiegel-Fotostrecke mit Szene (archiviert)
Zeit-Artikel über den Tsunami von 2011 (archiviert)
Bundesregierung zum Atomunfall in Fukushima (archiviert)
Altes Rathaus von Miyako auf Google Maps (archiviert)
Bilder von 2011 auf Google Street View I und II (archiviert I und II)
US-Wetter- und Ozeanografiebehörde zum «Ring of Fire» (archiviert)
DW-Artikel zum «Ring of Fire» (archiviert)
Tagesschau-Artikel zum Erdbeben 2024 (archiviert)
dpa-Meldung über Aufhebung der Tsunami-Warnung (archiviert)
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