Nicht zum Verzehr gedacht

Video zeigt Herstellung von Essensmodellen in Japan

2.1.2024, 11:06 (CET)

Modell-Kunst aus Japan statt Salat in Deutschland: Seit Jahren kursiert ein Video, das auf Fake-Essen hinweisen will. Dabei sind gerade diese Fakes keine Gefahr, sondern eine Spezialität in Japan.

Die Herkunft ihrer Lebensmittel ist vielen Menschen wichtig. Lebensmittelskandale lösen deshalb immer wieder Verunsicherung aus. Einen solchen will angeblich ein Video belegen, das sich zurzeit in sozialen Medien verbreitet: «Unglaublich, wie Salat in Deutschland hergestellt wird», heißt es darin. Zu sehen ist, wie mit einer Schöpfkelle eine weiße und eine grüne Flüssigkeit in ein Becken mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gegossen werden. Dabei entstehen blattähnliche Strukturen, die eine Person schließlich zu einem überaus echt aussehenden Kopfsalat formt. Laut dem Video sollen deutsche Mitarbeiter der Fast-Food-Kette McDonalds das Video über den vermeintlichen Herstellungsprozess enthüllt haben. Doch tatsächlich stammt der Clip vom anderen Ende der Welt.

Bewertung

Die Behauptung vom künstlich hergestellten Salat ist falsch. Das Video entstand vor mindestens neun Jahren, vermutlich in Japan. Es zeigt die Herstellung von Essensmodellen, die in Restaurants zur Präsentation des Menüs genutzt werden. Der falsche Salat ist also nicht zum Essen gedacht, sondern nur zum Anschauen. Das Video kursiert seit Jahren mit Falschbehauptungen.

Fakten

Das Original-Video, in dem der Ausschnitt ab Minute 3:30 zu sehen ist, wurde vor mehr als neun Jahren auf Youtube hochgeladen. In der Beschreibung ist zu lesen, dass es in Japan entstanden sei und eine Technik zeigt, um ultrarealistische Essensmodelle herzustellen. Diese würden demnach in Restaurants verwendet, um die Speisekarte zu präsentieren. Hergestellt würden die Modelle aus Wachs, Plastik oder anderem Material.

Diese Handwerkskunst der täuschend echten Lebensmittel-Imitate existiert tatsächlich. Sie wird in Japan «Shokuhin Sanpuru» oder «Sampuru» genannt. Es gebe sie seit Anfang des 20. Jahrhunderts, heißt es auf einem Blog der japanischen Botschaft in Deutschland. Seitdem habe sich ihre Beliebtheit im ganzen Land verbreitet. Teils werden demnach auch Kurse für Touristen angeboten, um ihre eigenen Essensnachbildungen herzustellen.

Auch Medien wie die deutsche «Welt», der britische «Guardian» sowie Japanblogs oder Reiseblogs haben schon über die ultrarealistischen Modelle geschrieben.

Falschbehauoptungen kursieren seit Jahren

Seit Jahren werden Videos von der Herstellung der Essensimitate bereits zusammen mit Falschbehauptungen verbreitet. So schrieb etwas die Seite «BuzzFeed News» im Juli 2016, das Video werde genutzt, um zu behaupten, China würde der Welt künstlichen Kohl verkaufen.

Es gibt keine Hinweise darauf, dass das aktuell kursierende Video irgendetwas mit McDonalds in Deutschland zu tun hat. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bestätigte ein Sprecher, dass die Falschmeldung dem Unternehmen bereits bekannt sei. «In dem Video sieht man selbstverständlich keinen Produktionsprozess von Salat für unsere Burger», teilte der Sprecher von McDonalds mit. Salat für McDonalds-Produkte wird demnach größtenteils in Deutschland und anderen europäischen Ländern angebaut.

Außerdem gibt es keinerlei Belege dafür, dass es möglich ist, Salat allein mit Chemikalien, die giftig für Menschen sein sollen, zum Verzehr herzustellen. Lebensmittel und ihre Verarbeitung unterliegen in Deutschland strengen Vorgaben und werden kontrolliert.

(Stand: 29.12.2023)

Links

Youtube-Video mit der kopierten Sequenz (archiviert)

Blog der japanischen Botschaft über die Essensmodelle (archiviert)

Artikel der «Welt» über die Essensmodelle (archiviert)

Artikel des «Guardian» über die Essensmodelle (archiviert)

Japanblog über die Essensmodelle (archiviert)

Reiseblog über die Essensmodelle (archiviert)

Artikel von «BuzzFeed News» über ältere Falschbehauptungen zu dem Video (archiviert)

Informationen über Lebensmittelkontrollen in Deutschland (archiviert)

Verbraucherzentrale über die Kennzeichnung von Lebensmitteln (archiviert)

Facebook-Beitrag mit der Behauptung (archiviert, Video archiviert)

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