Über Klaus Schwab
Angebliche Äußerung von Wladimir Putin ist nirgends belegt
21.12.2023, 10:36 (CET)
Der Gründer des Weltwirtschaftsforum, Klaus Schwab, ist immer wieder Gegenstand von Anfeindungen und Verschwörungsmythen. Aktuell wird in sozialen Medien behauptet: «Putin erklärt den "globalistischen Terroristen" Klaus Schwab zum "legitimen militärischen Ziel".» Doch der russische Präsident hat sich so nicht nachweisbar geäußert.
Bewertung
Die Behauptung ist falsch. Im Protokoll des Treffens, auf dem sich Putin so geäußert haben soll, ist die Aussage nicht enthalten. Auch anderswo lässt sich kein Beleg dafür finden, dass der russische Präsident so etwas gesagt hat.
Fakten
In den kursierenden Beiträgen wird behauptet, der russische Präsident habe sich über den WEF-Gründer Klaus Schwab auf der «Plenarsitzung des 20. Treffens des Valdai International Discussion Club in Sotschi» geäußert. Es gibt dafür jedoch keinen Beleg: Im Protokoll der Diskussionen der Plenarsitzung des Waldai-Clubs, das auf der offiziellen Website der Veranstaltung und der des Kremls verfügbar ist, ist keine derartige Äußerung zu finden. Klaus Schwab wird noch nicht mal erwähnt. Auch der Begriff «globalistisch» oder «Globalist» fällt nicht.
«Globalist» ist eine meist kritisch oder abwertend gemeinte Beschreibung von Menschen, die Globalisierung befürworten und sich dafür einsetzen, politisch und ökonomisch auf internationaler Ebene zusammenzuarbeiten. Experten etwa bei der Bundeszentrale für politische Bildung sehen in Codes wie diesem einen Türöffner in antisemitische Milieus, in denen der Mythos der «jüdischen Weltverschwörung» offen verbreitet werde.
Der Jenaer Extremismusexperte Matthias Quent hält zwar den Ausdruck «Globalist» nicht für originär antisemitisch. Der Begriff werde aber seit Jahren in der rechtsextremem Szene genutzt, um etwa die Vorstellung einer jüdischen Weltverschwörung «zu chiffrieren, also zu tarnen», sagte der Wissenschaftler der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bereits im Mai 2021.
Auch anderswo sind keine Belege für die vermeintlichen Äußerungen Putins zu finden: Eine Suche auf dem X-Konto des Kremls oder über Suchmaschinen liefert keine schlüssigen Ergebnisse. Auf der Plattform X findet sich hingegen ein Foto, das ein Arbeitstreffen zwischen Wladimir Putin und Klaus Schwab im Jahr 2019 zeigt.
Wladimir Putin nahm viele Jahre lang an den jährlichen WEF-Gipfeltreffen in Davos (Schweiz) teil. Doch seit der russischen Invasion in der Ukraine hat die Organisation ihre Beziehungen zu allen russischen Personen und Institutionen, die von internationalen Sanktionen betroffen sind, eingefroren.
Falschbehauptung ist kein Einzelfall
Ursprung der Falschbehauptung ist offenbar ein Beitrag von «The People's Voice». Diese US-Webseite hieß vor der Umbenennung «Newspunch» und ist für die Verbreitung von Desinformation bekannt. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat mehrfach von der Webseite verbreitete Falschinformationen in Faktenchecks widerlegt. Oft behandelten die erfundenen Behauptungen das WEF und dessen Gründer Klaus Schwab. Über beide werden seit Jahren Desinformation verbreitet. In dpa-Faktenchecks wurden bereits etwa Behauptungen um eine angebliche Wasserrationierung oder falsche Zitate widerlegt.
(Stand: 20.12.2023)
Links
Über das 20. Treffen des Valdai Clubs (archiviert)
Transkription der Diskussionen auf der Valdai-Webseite (archiviert)
Transkription der Diskussionen auf der Kreml-Webseite (archiviert)
Informationen der Bundeszentrale für politische Bildung über den Begriff «Globalist» (archiviert)
Foto des Arbeitstreffens veröffentlicht auf X (archiviert)
Über «The People's Voice» bzw. «Newspunch» (archiviert)
Originalartikel - The People's Voice, archivierte Version
dpa-Faktencheck zu Behauptung über WEF
dpa-Faktencheck zu Behauptung über KI-Bibel
dpa-Faktencheck zu WEF und Wasser
dpa-Faktencheck zu Falschzitat
Über das Einfrieren der WEF-Beziehungen zu Russland (archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
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