Gefälschte Facebook-Seiten
Lufthansa und Flughafen München warnen vor Koffer-Fake
21.12.2023, 16:52 (CET), letztes Update: 21.12.2023, 16:59 (CET)
Ob für den Urlaub oder die Geschäftsreise: In deutschen Flughäfen werden täglich zahlreiche Gepäckstücke zu den richtigen Flugzeugen transportiert. Doch nicht immer holen Reisende ihre Koffer auch am Gepäckband im Zielort wieder ab. Die Lufthansa und der Flughafen München sollen nun angeblich verlorene beziehungsweise herrenlose Gepäckstücke für nur 2 Euro verkaufen, heißt es in entsprechenden Beiträgen auf Facebook. Auf einer Webseite sollen User dafür ihre Bestellung eingeben. Sind diese Angebote seriös?
Bewertung
Achtung, bei den Facebook-Seiten handelt es sich um Fälschungen. Das bestätigten die Lufthansa und der Flughafen München der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die Angebote sind nicht seriös. Betrüger versuchen mit gefälschten Webseiten, persönliche Daten abzugreifen.
Fakten
Einer der Posts stammt von einer Facebook-Seite mit dem Namen «Lufthansa CityLine». Tatsächlich gibt es diese Fluggesellschaft, es handelt sich um ein Tochterunternehmen der Lufthansa AG. Auf der Webseite lassen sich jedoch keine Informationen über den vermeintlichen Kofferverkauf finden. Auf dpa-Anfrage erklärte ein Lufthansa-Sprecher, dass das Angebot eine Fälschung ist.
Mehrere Hinweise zeigen, dass die Facebook-Seite unseriös ist: Gewerblich genutzte Seiten müssen laut Gesetz ein Impressum haben, das unter anderem eine Postadresse und Kontaktmöglichkeiten enthält. Auf der Facebook-Seite fehlt ein solches Impressum. Auch die angegebene E-Mail stimmt nicht mit den Angaben auf der Airline-Webseite überein.
Das Foto, das zur Bebilderung des Fake-Angebots verwendet wird, hat außerdem nichts mit verlorenen Koffern zu tun: Es stammt aus einem Artikel der staatlichen ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform. In dem Artikel vom Februar 2023 geht es um einen Kanadier, der mehrere Hilfslieferungen für Ukrainerinnen und Ukrainer angesichts des russischen Angriffskrieges organisiert hatte.
Selbe Masche existiert auch mit dem Flughafen München
Auch auf der zweiten Facebook-Seite, die im Namen des «Flughafen Munchen» postet, existieren mehrere Hinweise für einen Fake: Hier fehlt ebenfalls das Impressum. Besonders auffällig ist der Schreibfehler mit U statt Ü im Namen. Die angegebene E-Mail-Adresse passt nicht mit den Angaben auf der echten Webseite des Flughafens überein. Informationen über den angeblichen Gepäckverkauf für 2 Euro suchen User auf der echten Webseite des Flughafens vergeblich.
Darüber hinaus werden User aufgefordert, ihre Bestellungen über verlinkte Webseiten einzugeben. Dass diese Seiten nicht seriös sein können, verrät ein Blick in die URL: Eine der Webseiten beginnt mit «dailysale6.space/products/(...)», an späterer Stelle taucht mit «(...)espresso-machine-coffee(...)» noch ein Verweis auf eine Kaffeemaschine auf. Die andere Seite beginnt «lostbag2.shop/products».
Es ist möglich, dass die beiden Links in den Posts zu Phishing-Seiten führen: Wie die Faktenprüfer von Mimikama berichten, wurden bei ähnlichen Facebook-Beiträgen Kreditkartendaten abgefragt. Derartige Betrugsversuche gibt es häufiger: Ein dpa-Faktencheck entlarvte kürzlich einen falschen Kofferverkauf für ebenfalls 1,95 Euro auf dem Flughafen Paris-Charles de Gaulle.
Verbraucherschützer und Polizei warnen
Die Polizei und Verbraucherschützer warnen immer wieder vor gefälschten Webseiten und Angeboten, die versuchen, die Nutzer zu täuschen. Besonders vorsichtig sollten Nutzer sein, wenn ungewöhnliche Aufforderungen zur Eingabe von persönlichen Daten/Sicherheitsdaten auftauchen. Unter www.polizei-praevention.de gibt beispielsweise das Landeskriminalamt Niedersachsen Tipps, wie man sich vor Phishing-Webseiten schützen kann.
So beginnen beispielweise echte URLs des Lufthansa-Konzerns meist mit «lufthansa.com», die der Tochter-Airline mit «lufthansacityline.com». Der Flughafen München verwendet die Domain «munich-airport.de». Über diese echten Seiten gelangen User zu den offiziellen Unternehmensprofilen bei Facebook (hier und hier).
Kein Verkauf: Airport versteigert Fundsachen
Der Flughafen München bestätigte auf Nachfrage, dass es sich um Fake-Angebote handelt. «Wir haben diese Seiten schon frühzeitig an die Polizeibehörden weitergemeldet», teilte ein Sprecher mit.
Derweil stimmt es, dass bestimmte Flughäfen nicht abgeholte Gepäckstücke später versteigern. «Fundsachen werden sechs Monate aufbewahrt. Wird der Gegenstand in diesem Zeitraum nicht abgeholt, wird er öffentlich versteigert», schreibt der Flughafen München. Allerdings landen laut dem Sprecher nur Koffer, die im öffentlichen Bereich des Flughafens aufgefunden werden, im Fundbüro des Airports.
Werden Koffer im S-Bahnhof stehengelassen, werden diese bei der Bahn deponiert. Gepäckstücke, die bei einer Fluggesellschaft eingecheckt wurden und nicht abgeholt werden, verbleiben bei der Airline. Dem Lufthansa-Sprecher zufolge gelingt es dem Unternehmen aber in der «überwiegenden Zahl», verlorenes Gepäck einem Besitzer zuzuordnen. «Nach Ende der Aufbewahrungsfrist - und gegebenenfalls erforderlicher Zollkontrolle - werden die übrig gebliebenen Gepäckstücke an einen externen Versteigerer gegeben.»
(Stand: 21.12.2023)
Links
Webseite der «Lufthansa CityLine» (archiviert)
Suche nach Kofferverkauf (archiviert)
Gesetz zur Impressumspflicht (archiviert)
Artikel von Ukrinform (archiviert)
archiviertes Bild aus Fake-Post
Webseite des Flughafen München (archiviert)
Suche nach Kofferverkauf (archiviert)
Mimikama-Faktencheck (archiviert)
Polizei Niedersachsen zu Phishing und Tipps zum Schutz (archiviert)
Lufthansa-Webseite (archiviert)
Offizielle Lufthansa-Seite bei Facebook (archiviert)
Offizielle Flughafen-Seite bei Facebook (archiviert)
Flughafen über Fundsachen und Gepäckversteigerungen (archiviert)
archivierter Weiterleitungslink 1
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