Rotes Wasser

Aufnahme zeigt Lagune in Chile, nicht den Nil in Ägypten

12.12.2023, 16:56 (CET)

Sehen wir hier einen Vorboten für die Apokalypse? Im Netz soll ein Video eine angebliche Rotfärbung des Nilwassers zeigen. Doch der Clip ist gar nicht in Ägypten entstanden, sondern in Südamerika.

Seit Mitte November verbreiten Social-Media-User auf mehreren Plattformen ein Video. Angeblich zeige es eine Färbung des Wassers im Nil. Der Fluss, der zu den längsten der Erde zählt, habe am 9. November 2023 in Ägypten eine rote Farbe angenommen, behaupten Nutzer. Doch zeigt das Video wirklich den Nil?

Bewertung

Falsch. Die Aufnahme zeigt die Laguna Roja. Dabei handelt es sich um ein Gewässer im Norden Chiles. Für eine Verfärbung des Nilwassers gibt es keine Hinweise.

Fakten

Eine Bilderrückwärtssuche liefert neben weiteren Verbreitungen des Clips als Ergebnis einen Link zu einer staatlichen Tourismus-Webseite aus Chile. In dem Artikel wird über eine rote Lagune berichtet, die sogenannte Laguna Roja. Das Gewässer befindet sich im Norden des südamerikanischen Landes. Der Artikel enthält mehrere Bilder der Lagune, sie ähnelt darauf dem Gewässer aus dem kursierenden Video.

Von der Laguna Roja in Chile existieren im Netz weitere Aufnahmen (hier und hier). Ein Vergleich der Bilder zeigt: In dem Clip handelt es nicht um den Nil, sondern um die Lagune in Chile. Dies ist etwa an der Bergformation zu erkennen, die im viralen Clip bei Minute 00:08 im Hintergrund zu sehen ist. Dieselben Berge lassen sich auf einer Aufnahme bei Google Street View wiederfinden.

Das Video ist also in Chile entstanden, nicht in Ägypten. Das bestätigten auch eine örtliche Reiseführerin sowie ein Meeresbiologe bereits gegenüber der Nachrichtenagentur AP.

User interpretieren viralen Clip als Zeichen für das Ende der Welt

Mehrere User, die das Video im Netz verbreiten, verweisen in dem Zusammenhang auf ein Zitat aus der Bibel. In Kapitel 16,3 und 16,4 der Offenbarung nach Johannes heißt es, dass alles Wasser zu Blut werde. Das letzte Buch des Neuen Testaments gilt als Vorhersage zur Apokalypse. Demnach werde es vor dem Ende der Welt sieben letzte Plagen geben, darunter die Verwandlung des Wassers zu Blut.

Bereits im Alten Testament findet eine solche Wandlung des Wassers Erwähnung - mit konkreten Bezug zum Nil in Ägypten: Demnach habe der Prophet Mose Ägypten mit zehn Plagen überzogen. Darunter war eine Rotfärbung des Nilwassers durch die Umwandlung in Blut. Darauf spielen die Beiträge im Netz nun an.

Doch über eine aktuelle Veränderung des Nilwassers lassen sich keine Hinweise finden. Auf Satellitenbildern, die den Angaben nach am 9. November 2023 aufgenommen wurden, lassen sich beispielsweise bei Kairo keine roten Färbungen erkennen.

In der Laguna Roja in Chile handelt es sich derweil nicht um Blut, sondern um Wasser. Laut der staatlichen Tourismus-Webseite «legen wissenschaftliche Studien nahe, dass die rote Farbe der Lagune auf das Vorhandensein von Sedimenten und der Mikroalge Chlamynodephris zurückzuführen ist.» Das Zusammenspiel bestimmter Algenarten und des Salzgehaltes von Gewässern sorgen auch an anderen Orten auf der Welt für ähnliche rote Wasserverfärbungen.

(Stand: 12.12.2023)

Links

Bilderrückwärtssuche mit Google Lens (archiviert)

Tourismus-Webseite über die Laguna Roja (archiviert)

Laguna Roja auf Google Maps (archiviert)

Aufnahme 1 und 2 der Laguna Roja (archiviert hier und hier)

Ansicht auf Berge bei Google Street View (archiviert)

AP-Faktencheck (archiviert)

Offenbarung des Johannes bei Universität Innsbruck (archiviert)

LMU zur Offenbarung des Johannes (archiviert)

«katholisch.de» über die zehn Plagen (archiviert)

Satellitenansicht Kairo vom 9. November 2023 (archiviert)

«Welt»-Bericht über roten See in der Türkei (archiviert)

Facebook-Post (archiviert / archiviertes Video)

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