Nicht pro Jahr
Kanzleramt gab seit Ampel-Start 62 000 Euro für Frisuren und Make-up aus
11.12.2023, 10:18 (CET)
Über Steuergelder und wie sie vom Staat verwendet werden, gibt es viele Diskussionen in den sozialen Netzwerken. Eine davon dreht sich nun offenbar um das Äußere von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Scholz habe, heißt es in Postings und Videos, «dieses Jahr bereits 68 000 Dollar» für Haarschnitte und Make-up ausgegeben. Dabei handele es sich um Steuergeld. Stimmen die Angaben?
Bewertung
Bei der Summe geht es um Ausgaben des Bundeskanzleramts für «Visagisten, Kosmetiker und Frisöre» seit Beginn der Regierungszeit der Ampel-Koalition Ende 2021 bis Sommer 2023, also einen etwas längeren Zeitraum. Die Zahl bezieht sich auch nicht auf Olaf Scholz allein, sondern auf das gesamte Kanzleramt.
Fakten
In den Videos und Postings wird auf einen Beitrag eines indischen Mediums verwiesen. Darin ist die Rede von Ausgaben in Höhe von 68 000 Dollar, allerdings «seit Dezember 2021». Umgerechnet handelt es sich um rund 62 000 Euro. Diese Angaben führen zu deutschsprachigen Medienberichten. Im August 2023 hatte der «Tagesspiegel» gemeldet, dass das Bundeskanzleramt «in der Ampel-Zeit», also seit dem Antritt der derzeitigen Regierung Ende 2021, eben diese Summe für Frisuren und Make-up ausgegeben habe.
Die 62 000 Euro setzen sich demnach aus zwei Teilen zusammen: rund 40 000 Euro ab Dezember 2021 bis Ende 2022 und rund 22 000 Euro im Jahr 2023 bis zum Zeitpunkt der «Tagesspiegel»-Recherche im Sommer. Die letztgenannte Summe geht zurück auf eine Kleine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion an die Bundesregierung, die erstgenannte offenbar auf eine Anfrage des «Tagesspiegel» an die Regierung.
Aus dem Artikel und aus der Antwort der Bundesregierung geht auch hervor, dass sich die Ausgaben nicht allein auf Bundeskanzler Olaf Scholz beziehen. Der «Tagesspiegel» schreibt von Kosten «für Frisur und Make-up bei Vertretern des Kanzleramts». Auch im Dokument auf der Website des Bundestags ist nur allgemein von Ausgaben des Bundeskanzleramts die Rede. Welche Personen in welchem Umfang solche Dienstleistungen in Anspruch nahmen, ist nicht bekannt.
Kritik gab es im Sommer vor allem an Scholz' Amtsvorgängerin Angela Merkel, nachdem der «Tagesspiegel» berichtet hatte, dass sie auch nach ihrer Amtszeit vom Kanzleramt eine Assistentin «für Make-up und Frisur» bezahlt bekomme.
Aus der aktuellen Bundesregierung standen zuletzt nicht nur Scholz, sondern noch weitere Mitglieder wegen solcher Ausgaben in der Kritik. Es geht um Kosten für Styling und um Honorare für Fotografen, die im Auftrag der Bundesregierung arbeiten. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder wurde vorgeworfen, dass entsprechende Ausgaben seit seinem Amtsantritt 2017 stark gestiegen seien.
(Stand: 8.12.2023)
Links
Beitrag des indischen Seite «Firstpost» (archiviert)
«Tagesspiegel» über Ausgaben des Bundeskanzleramts (archiviert)
Antwort der Bundesregierung auf AfD-Anfrage (archiviert)
Früherer «Tagesspiegel»-Bericht über Merkel (archiviert)
«Bild» über Ausgaben der Bundesregierung (archiviert)
«Augsburger Allgemeine» über Ausgaben für Fotografen (archiviert)
«Spiegel» über Kritik an Markus Söder (archiviert)
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