Baerbock-Video ist Fake

Satire für bare Münze genommen: Keine Pfandflaschen-Steuer

12.12.2023, 17:27 (CET)

Satire als Mittel der Kritik an der Politik ist in Deutschland ein fester Bestandteil von Debatten und natürlich auch erlaubt. Es kommt allerdings vor, dass Satire nicht als solche erkannt wird.

Bilder und Videos digital zu fälschen, wird immer einfacher - und damit auch, Politikerinnen und Politikern Worte in den Mund zu legen. In diesem Fall soll Außenministerin Annalena Baerbock von den Grünen eine Nachricht verbreitet haben, die gar nicht aus ihrem Zuständigkeitsbereich stammt: Angeblich sollen Bürger ab 1. Januar Steuern auf die Einnahmen zahlen müssen, die sie mit Flaschenpfand erzielen, und wer Pfand abgibt, muss sich registrieren. Hat Baerbock das wirklich erklärt, wie ein Video manche User glauben macht?

Bewertung

Das Video ist Satire, es zeigt keine echte Erklärung Baerbocks. Es sind keine Pläne für eine Pfandflaschen-Steuer bekannt.

Fakten

Wie viele manipulierte Videos ist auch dieses an seinen Fehlern zu erkennen: Der gesprochene Text passt nicht dazu, wie sich die Lippen der Sprecherin bewegen. Bewegung und Gestik der Sprecherin stimmen nicht mit Betonungen im gesprochenen Text überein. Und die Qualität der Tonspur passt auch nicht zur angeblichen Situation des Pressestatements im Freien.

Entsprechend finden sich auch keine weitere Meldungen über eine neue Steuer - Verwaltung, Parlament, Politik und Medien hätten die neue Regelung bekannt gemacht und Details erklärt, wenn sich echt wäre und wie behauptet schon ab Januar in Kraft träte.

Bevor das Video auf Facebook gepostet wurde, war es schon bei Tiktok veröffentlicht worden - auf einem Kanal, der nach eigenen Angaben «Satire Videos - High-Tech Comedy» verbreitet und dafür «AI generierte Videos» nutzt, also Videos, die mit Hilfe Künstlichter Intelligenz erstellt wurden. All das macht deutlich: Annalena Baerbock hat nichts dergleichen verkündet, das Video ist offensichtlich als Satire gemeint. Unklar bleibt, ob der Betreiber des Kanals auf Tiktok das Video auch selbst erstellt hat. Die falsche Tonspur ist auch an anderer Stelle bei Youtube zu finden - allerdings ist die Tonspur zeitlich gesehen ebenfalls erst nach dem Video bei Tiktok hochgeladen worden.

(Stand: 12.12.2023)

Links:

Post auf Facebook (archiviert) (Video archiviert)

Tiktok-Video (archiviert)(Video archiviert)

Google-Suche (archiviert)

Fake-Tonspur auf Youtube (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.