Enthüllungsvideo manipuliert: Kein Selenskyj-Tattoo am Bauchnabel

Der Präsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, ist in sozialen Netzwerken immer wieder Gegenstand von Desinformationen. In einem aktuellen Facebookpost geht es um ein Tattoo, das angeblich während einer Netflix-Show gestochen wurde: «In der letzten Folge bekam ein armer Junge ein Tattoo von Selenskys Poloch gestochen.» (Schreibweise im Original) Dazu wird ein Video geteilt, bei dem angeblich ein junger Mann ein derartiges Tattoo auf seinem Bauch vorführt. Aber gibt es das Tattoo wirklich?

Bewertung

Das Video wurde nachträglich verändert: Im Original war auf dem Tattoo nicht Selenskyj zu sehen, sondern eine andere Person.

Fakten

Das Video ist manipuliert. Der Mann hat zwar tatsächlich ein Tattoo gestochen bekommen - aber keinen Selenskyj. Das Original-Video stammt vom britischen Ableger von MTV und wurde 2017 ausgestrahlt, als Selenskyj noch nicht Präsident war. Darin steht ein Mann in einem Fernsehstudio und seine Augen sind verbunden - zuvor wurde ihm am Bauch ein Tattoo gestochen, von dem er noch nicht weiß, wie es aussieht.

Dann wird die Überraschung gelüftet. Tatsächlich ist dem Mann ein Motiv tätowiert worden, auf dem eine Person kniet, sie hat aber ein anderes Gesicht als Selenskyj. Dessen Kopf ist nachträglich einmontiert worden, auch der Schriftzug darüber ist im Original nicht zu sehen.

Wie lässt sich das herausfinden? Wie in so vielen Fällen hilft hier die Bilderückwärtssuche. Mit einem Screenshot aus dem gefälschten Clip lässt sich das Original von 2017 finden. Es handelt sich um die Sendung «Just Tattoo Of Us». Als deutsche Version ist die Folge auch noch zu finden, etwa ab Minute 39:00 kommt es zu der Szene, die später manipuliert wurde.

Wieso ist im manipulierten Video aber ein Netflix-Logo zu sehen? Der kurze Ausschnitt mit der Präsentation des Tattoos ist in einer Comedyshow auf Netflix im Jahr 2018 wiederverwendet worden. Offensichtlich war diese Wiederholung die Basis für das gefälschte Video.

(Stand: 8.12.2023)

Berichtigung

Im Bewertungsabsatz wurden die fehlenden Worte «eine andere Person» ergänzt.