Keine Anleitung für Kitas
Handbuch zeigt Sammlung gendersensibler Begriffe
18.12.2023, 13:08 (CET)
Zurzeit wird heftig über geschlechtergerechte Sprache in Bildungseinrichtungen debattiert. In den sozialen Netzwerken ist derweil zu lesen, dass Kindern nun angeblich auch schon in Kitas beigebracht würde, «Pama oder Mapa, Peema oder Miema zu den Eltern zu sagen.» Zu sehen ist außerdem eine Buchseite mit Begriffsalternativen für Verwandtschaftsverhältnisse. Wird das so in Kitas gelehrt?
Bewertung
Nein. Bei der Buchseite handelt es sich um eine Sammlung von gendergerechten Begriffen im familiären Kontext. Das Handbuch ist nicht als Anleitung zur frühkindlichen Sprachförderung gedacht.
Fakten
Eine Internetsuche nach einem der Begriffe auf der Buchseite führt über einen Blogbeitrag zu einem Handbuch für gendergerechte Sprache von Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) betätigte Hornscheidt, dass die Seite aus dem Buch stammt.
Jedoch sei die Lesart in den sozialen Netzwerken völlig falsch, sagt Hornscheidt: «Das Buch ist in keiner Weise eine Anleitung, was gesagt werden sollte, sondern eine Sammlung dessen, was in unterschiedlichen Kontexten verwendet wird.»
Gendersensible Sprache in der Frühpädagogik
Themen aus der Gesellschaft kommen natürlich in der Lebenswelt der Kinder und daher auch in den Kitas vor, erklärte eine Sprecherin des Deutschen Kitaverbands der dpa. Bei der Frage nach einem gendersensiblen Umgang untereinander sowie mit den Kindern geht es für Fachkräfte zum Beispiel um die Reflektion des eigenen Verhaltens oder umsichtige Spielangebote.
Gendersensible Sprache würde in Kitas in der Regel analog zur gesellschaftlichen Entwicklung verwendet, so die Verbandssprecherin weiter. Also beispielsweise statt das generische Maskulinum zu verwenden, von «Erzieherinnen und Erziehern» zu sprechen.
Kitas kommen ohne Pama und Mapa aus
Ihres Wissens sei es aber nicht der Fall, dass Begriffe aus dem Handbuch in Kindertagesstätten genutzt würden. Es fehle aus ihrer Sicht der frühpädagogische Ansatz, weshalb der Inhalt weniger relevant für die tägliche Arbeit der Fachkräfte in Kitas sein dürfte.
Auch Lann Hornscheidt sind nur Privatpersonen bekannt, die sich als non-binär – also weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugehörig – verstehen und darum als Erziehungsberechtigte solche Begriffe anbieten. «Jede neue vorgeschriebene Regelung, was Menschen – in diesem Fall Kinder – sagen müssen, halte ich für schädlich und falsch. Das wird auch in dem Buch deutlich.», betonte Hornscheidt abschließend ausdrücklich.
(Stand: 18.12.2023)
Links
«Süddeutsche Zeitung» zur Genderdebatte (archiviert)
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