Virales Video 2013 bei Protesten in Ägypten gefilmt

Nach tagelangen Kämpfen sind Mitte November israelische Soldaten auf das Gelände des Schifa-Krankenhauses in der Stadt Gaza vorgedrungen. Israel wirft der Hamas vor, diese Klinik für «terroristische Zwecke» zu missbrauchen und ein Netzwerk aus Tunneln und Bunkern aufgebaut zu haben. Die Hamas bestreitet dies.

Ein im Netz verbreitetes Video soll angeblich zeigen, dass die israelische Armee bei der Einnahme auf Ärzte der Klinik geschossen habe. Das behaupten zumindest mehrere Social-Media-User. Ist das wirklich in dem Clip zu sehen?

Bewertung

Nein, das Video ist viel älter und wurde 2013 in Ägypten gedreht. Das Filmmaterial zeigt eine Konfrontation zwischen ägyptischen Sicherheitskräften und Demonstranten in Kairo. Laut dem Sender, der das Video veröffentlicht hat, wurden sie am Tag des «Rabaa-Massakers» aufgenommen. Bei dem Protest wurden damals Hunderte Menschen getötet.

Fakten

Die Aufnahme findet nicht nur in Deutschland Verbreitung, sondern wird auch in anderen Ländern geteilt. Auf der Online-Plattform X hat der BBC-Journalist Shayan Sardarizadeh darauf hingewiesen, dass der Clip nichts mit dem Schifa-Krankenhaus zu tun habe. Dazu teilte er einen Screenshot der ursprünglichen Quelle - einem Video bei Youtube.

Tatsächlich ist der Clip bereits zehn Jahre alt: Er stammt von einem ägyptischen Nachrichtensender und wurde am 16. August 2013 auf der Videoplattform hochgeladen. Der Beschreibung zufolge wurden am Tag des «Massakers» Schüsse auf «Häftlinge» im Rabaa-Krankenhaus abgefeuert.

Mit «Massaker» ist die gewaltsame Auflösung zweier Protestlager auf dem Rabaa al-Adawiya-Platz in der ägyptischen Hauptstadt Kairo am 14. August 2013 gemeint. Nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi im Sommer 2013 hatte es landesweit Demonstrationen und Kundgebungen gegeben. Sicherheitskräfte lösten zwei Protestlager in Kairo gewaltsam auf. Hunderte von Demonstranten, die gegen Mursis Entmachtung protestiert hatten, wurden getötet. Menschenrechtler schätzen, dass insgesamt mehr als 1000 Menschen ums Leben kamen.

In der britischen Zeitung «The Guardian» beschrieb ein Arzt damals Auseinandersetzungen an einem Krankenhaus in der Nähe des Platzes. Berichten zufolge drangen Sicherheitskräfte in das Gebäude ein und feuerten Tränengas ab.

(Stand: 23.11.2023)