Nahost-Konflikt
Niederländischer Satire-Clip über Netanjahu für echt gehalten
20.11.2023, 15:59 (CET)
Hat der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu ernsthaft eingeräumt, Israel nehme im Krieg mit der Hamas im Jahr 2023 gezielt zivile Einrichtungen wie Schulen und Moscheen ins Visier? Einem Facebook-Post vom Oktober zufolge soll das der Fall gewesen sein. Netanjahu soll bei einem Treffen mit Hillary Clinton gesagt haben: «Nun, wir teilen ihre Sorgen um zivile Opfer überhaupt nicht.» Ziel der Operationen seien Schulen, Moscheen, Universitäten, Krankenhäuser und Kinder. «Und eines der dinge, die wir Beabsichtigen ist eine Maximierung ziviler Opfer. Wir wollen es so». (Schreibweise im Original) Dieser angebliche Wortlaut ist auch in einem Video mit Netanjahu und Clinton zu hören, das die Aussagen vermeintlich belegt.
Bewertung
Das Video ist manipuliert und ein Satire-Beitrag in einer niederländischen Fernsehsendung. Im Original-Video von 2012 sagt Netanjahu nichts dergleichen.
Fakten
Benjamin Netanjahu und Hillary Clinton haben sich tatsächlich einmal getroffen, um über den Gaza-Streifen zu sprechen - das war allerdings im Jahr 2012 und nicht 2023. Clinton war damals Außenministerin der Vereinigten Staaten von Amerika. Von dem gemeinsamen Auftritt am 20. November in Jerusalem zu Beginn der Gespräche gibt es eine Aufnahme.
Anhand der Kleidung, der Gestik und der Schnittfolge sieht man, dass es die Vorlage für das gefälschte Video ist, in dem Netanjahu angeblich den Beschuss von Zivilisten verteidigt. Doch im Original von 2012 spricht Netanjahu an keiner Stelle von solchen Inhalten, was neben dem Originalvideo zum Beispiel eine Reuters-Meldung bestätigt
Wie ist die manipulierte Tonspur zu erklären?
Die manipulierte Tonspur ist nicht aktuell erstellt worden: Der Clip mit dem falschen Aussagen stammt aus der niederländischen Fernsehsendung «De Wereld Draait Door», und zwar aus einer Folge im November 2012. Offensichtlich haben die Macher der Sendung für die Tonspur andere Aufnahmen von Netanjahu zusammengeschnitten. So spricht Netanjahu im Original vom Ziel, zivile Opfer im Krieg minimieren zu wollen - im Fake wird daraus, angeblich zivile Opfer «maximieren« zu wollen («maximize civilian casualties»).
Der Nahost-Konflikt hat schon mehrmals Kriege in Gaza ausgelöst, unter anderem für wenige Tage im November 2012. Der Satire-Beitrag nahm darauf Bezug und wurde damals als technisch gut gemacht, aber humorlos kritisiert. Die Sendung gibt es seit 2020 nicht mehr.
Es handelt sich also um einen Satire-Fake, der sich seit Jahren immer wieder als vermeintlich echtes Dokument verbreitet.
(Stand: 16.11.2023)
Links
Post (archiviert)(Video archiviert)
Auftritt Netanjahu und Clinton (archiviert)
Über dpa-Faktenchecks
Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.
Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.
Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.
Schon gewusst?
Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.