Aktuelle Impfkampagnen sehen anders aus

Seit rund zwei Monaten ist ein neu angepasster Corona-Impfstoff erhältlich. Aktuell kursiert in den sozialen Netzwerken das Foto eines Plakats, das angeblich eine Kampagne zur Auffrischungsimpfung zeigt. Darüber steht der Slogan «Natürlich wird auch 2023 meine Impfung aufgeFRESHt» (Schreibweise im Original). Am unteren Rand erkennt man das Logo der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Ist das wirklich eine aktuelle Impfkampagne der Bundesregierung?

Bewertung

Nein. Sowohl das Bundesgesundheitsministerium als auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verwenden andere Motive für ihre Kampagnen.

Fakten

Eine Version des Bildes in höherer Auflösung findet sich unter anderem auf X, vormals Twitter. Dort sind bei genauerer Betrachtung schon auf den ersten Blick einige Fehler zu erkennen: So sind etwa die Logos der Firma Ströer, die diese Werbetafeln aufstellt, sowie des Robert Koch-Instituts (RKI), der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) verändert worden.

Auch der Schärfegrad der Überschrift sowie der Kampagnenbeschreibung und des Hashtags passen nicht zur Auflösung des restlichen Bildes. Der Hashtag «aufgefresht» ist außerdem sowohl auf Facebook als auch auf X ausschließlich in Verbindung mit dieser einen Aufnahme oder Ausschnitten davon zu finden, auf Instagram nur in Bezug auf Frisuren oder Tätowierungen.

Bei weiterer Vergrößerung des Fotos ist darüber hinaus zu sehen, dass die Hand des Mannes merkwürdig gekrümmt ist und der - etwas zu lange - Daumen in die Spritze überzugehen scheint. Das legt eine synthetische Bilderzeugung oder eine Bildbearbeitung nahe.

Diese Annahme teilt auch der Pressesprecher von Ströer. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) teilte er mit, dass es keinen derartigen gebuchten Auftrag gegeben habe und auch kein «fremdeingehängtes Plakat» festgestellt werden konnte.

Vergleicht man die Spiegelungen auf dem Plakat und auf dem Rand der Plakatwand, sieht man eindeutig, dass das Motiv nicht an dieser Stelle hing. In der linken, unteren Ecke beim unvollständigen Ströer-Logo erkennt man die Spiegelung der Pflasterung im Bereich des Haltestellenhäuschens und etwas weiter oben die Person, die die Aufnahme gemacht hat. Über dem Plakat müssten sie auch zu sehen sein, wenn es hinter der Glasscheibe angebracht gewesen wäre - ebenso wie die Spiegelung der gestreiften Rückwand des Haltestellenhäuschens auf der rechten Seite.

Impfkampagnen für Herbst und Winter 2023

Vom Bundesgesundheitsministerium stammt es jedenfalls nicht, wie ein Sprecher der dpa gegenüber klarstellte. Das Motiv habe auch keinerlei Ähnlichkeit mit der aktuellen Kampagne, so der Ministeriumssprecher weiter. Diese kann auch auf der Website des Ministeriums (Download) eingesehen werden und zeigt mehrere Personen bei einer Feier.

Dem Informationsblatt ist zu entnehmen, dass die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) sich derzeit in erster Linie an Personen ab 60 Jahren oder solche mit erhöhtem Erkrankungsrisiko sowie deren enge Kontaktpersonen richtet. Außerdem wird für Bewohner und Bewohnerinnen von Pflegeeinrichtungen sowie Personal mit direktem Patientenkontakt eine Impfung empfohlen. Für jüngere Menschen, die die Basisimmunität erreicht haben und nicht vorerkrankt sind, gibt es derzeit keine Empfehlung zur Auffrischungsimpfung gegen Corona seitens der STIKO (Stand: September 2023).

Auch bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist das Plakat nicht bekannt. In Zusammenarbeit mit dem RKI läuft dort aktuell die Kampagne «Wir kommen der Grippe zuvor», wie eine Sprecherin der BZgA auf Anfrage der dpa mitteilte. Auch diese Motive sind auf der Website der Behörde abrufbar.

Insgesamt gibt es für den Aufruf zur jährlichen Grippeschutzimpfung im Jahr 2023 fünf Motive: Eines für Senioren, für chronisch Erkrankte, für Schwangere und für medizinisches Personal mit oder ohne Maske. Auch für die Grippeimpfung gibt es aktuell keine Kampagne, die sich gezielt an junge Menschen richtet.

(Stand: 30.10.2023)