Nach Palästina-Demo

Polizei nennt Gerücht über Tod eines Jungen «ein Fake»

25.10.2023, 17:30 (CEST)

In sozialen Medien kommt nach einer Anti-Israel-Demo in Berlin das Gerücht auf, die Polizei habe einen 13-Jährigen schwer verletzt oder sogar getötet. Polizei und Feuerwehr stellen klar: «Fake».

Trotz mehrerer Verbote pro-palästinensischer Demonstrationen ist es in Berlin regelmäßig zu Menschenansammlungen und stundenlangen Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen. Auch bei Protesten am 18. Oktober 2023 im Bezirk Neukölln wurden Steine und Flaschen auf Polizistinnen und Polizisten geworfen und Pyrotechnik abgebrannt. Später kam die Behauptung auf, ein 13-Jähriger sei bei dem Einsatz von der Polizei schwer verletzt worden. «Viele sagen, dass er gar nicht überlebt hat und mittlerweile schon tot ist», heißt es etwa in einem Video.

Bewertung

Für die Behauptung gibt es keinerlei Belege. Sowohl die Polizei als auch die Berliner Feuerwehr widersprachen dem Gerücht.

Fakten

Im Berliner Bezirk Neukölln kam es am 18. Oktober im Rahmen von pro-palästinensischen Kundgebungen bis in die Nacht hinein zu Ausschreitungen. Die Stimmung auf der Demonstration rund um die Sonnenallee war an dem Abend sehr aufgeheizt. Dutzende Menschen wurden festgenommen.

Tags darauf wies die Berliner Polizei ein Gerücht zurück, dass bei den Polizeieinsätzen ein 13-jähriger Jugendlicher gestorben sei. Diese Behauptung kursiere «auf verschiedenen Social-Media-Kanälen», teilte die Behörde am 19. Oktober auf der Internetplattform X (früher Twitter) mit. «Das ist ein Fake», hieß es. Ja, es sei zu Verletzungen bei Tatverdächtigen und Angreifern gekommen. Aber: «Niemand ist deshalb gestern verstorben.»

Dem Nachrichtenportal «T-Online» sagte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr: Eine Person sei mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht worden - allerdings ohne Notarztbegleitung.

Der Berliner «Tagesspiegel» verwies auf Angaben der Berliner Feuerwehr, wonach der Junge tatsächlich 16 Jahre alt sei und zu keiner Zeit in Lebensgefahr geschwebt habe. Festgenommen worden sei er, weil er Steine auf die Polizei geworfen und Widerstand geleistet habe. Ein von der Polizei alarmierter Rettungswagen sei eingetroffen, ein Notarzt aber nicht nötig gewesen. Der Junge war demnach leicht benommen.

Am Abend des 18. Oktober ging die Polizei eigenen Angaben zufolge gegen Demonstrantinnen und Demonstranten vor, die Mülltonnen, Reifen und Pyrotechnik anzündeten sowie mit Steinen, Flaschen und Brandsätzen warfen. Dabei wurden auch Polizeikräfte verletzt. Im Verlauf des Einsatzes kam es zu 194 Festnahmen sowie 274 Ordnungswidrigkeiten- und Strafanzeigen (Stand: 19.10., 14 Uhr).

Seit dem Angriff der palästinensischen Hamas aus dem Gazastreifen auf Israel kam es mehrfach zu pro-palästinensischen und israelfeindlichen Demonstrationen in Berlin und anderen Städten, bei denen Teilnehmer die islamistischen Terroristen der Hamas bejubelten. Die Polizei verbot immer wieder Demonstrationen, so auch die am 18. Oktober.

(Stand: 25.10.2023)

Links

Polizei Berlin über Ausschreitungen am 18.10.2023 (archiviert)

Polizei Berlin über Verbot der pro-palästinensischen Demonstration am 18.10.2023 (archiviert)

Polizei auf X zu Gerücht über vermeintlich getöteten 13-Jährigen (archiviert)

«T-Online» über Fall des vermeintlich getöteten 13-Jährigen (archiviert)

«Tagesspiegel» über Fall des vermeintlich getöteten 13-Jährigen (archiviert)

Tiktok-Video mit Falschbehauptung über Jugendlichen (Post archiviert, Video archiviert)

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