Von Abgeordnetem verbreitet

Fragebogen zu Hamas an Berliner Grundschule ist Fake

20.10.2023, 16:29 (CEST), letztes Update: 25.10.2023, 11:02 (CEST)

Ein angeblicher Fragebogen zur Terrororganisation Hamas an einer Berliner Schule zieht im Netz viel Aufmerksamkeit auf sich. Von «Gesinnungsprüfung» ist die Rede. Doch die Geschichte stimmt nicht.

Ein angeblicher Fragebogen zur Terrororganisation Hamas an einer Berliner Grundschule macht in sozialen Medien die Runde, auch weil ein Linke-Politiker seine Reichweite dafür nutzt. In dem am 18. Oktober 2023 unter anderem von Ferat Koçak, einem Parlamentarier im Berliner Abgeordnetenhaus, verbreiteten Screenshot soll Kindern der sechsten Klasse etwa die Frage gestellt worden sein, ob sie die Massaker der Hamas an israelischen Bürgern gerecht fänden.

Bewertung

Solch einen Fragebogen für den Unterricht gab es an der Schule nie. Das bestätigen die Berliner Bildungsverwaltung und die Schule selbst. Koçak entschuldigte sich später für seinen falsch erhobenen Vorwurf.

Fakten

Die Berliner Bildungsverwaltung hat Meldungen über einen angeblichen Fragebogen zur Terrororganisation Hamas an einer Berliner Grundschule als Desinformation bezeichnet. «Das ist eine Falschmeldung», sagt ein Sprecher am 18. Oktober auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa). «Die Lehrkräfte der Schule haben ein solches Arbeitspapier nicht im Unterricht verwendet. Es würde auch nicht den Standards der Schule entsprechen.»

Auch die betroffene Schule im Berliner Bezirk Kreuzberg dementiert am 18. Oktober die Echtheit des Fragebogens. «Dieses sogenannte Arbeitsblatt stammt nicht aus dem Unterricht an der Galilei-Grundschule», heißt es auf der Homepage. «Die Schule prüft derzeit eine Anzeige gegen die ursprünglichen Urheber dieser Behauptung wegen der Verbreitung von Unwahrheiten.» Der Ursprung des in den sozialen Medien verbreiteten Bildes sei unklar, heißt es.

In einem mittlerweile gelöschten Post auf X (vormals Twitter, hier archiviert) hatte der Linke-Abgeordnete Ferat Koçak geschrieben, Kinder einer Grundschule mit einem hohen Anteil aus arabischsprachigen Familien hätten sich in einem Fragebogen zur Terrororganisation Hamas und zum Krieg in der Region nach dem Hamas-Angriff auf Israel positionieren sollen. Koçak postete dazu ein Foto eines vermeintlichen Fragebogens und erhob den Vorwurf einer «Gesinnungsprüfung». Später löschte er seinen Beitrag.

Am 23. Oktober sprach Koçak dann von einem Fehler und entschuldigte sich bei der Schule. «Ich habe ein Bild eines Fragebogens angeblich aus einer Grundschule gepostet, obwohl es noch nicht 100% sichergestellt war, woher dieses Arbeitsblatt stammt», schrieb er auf X. «Das war falsch.»

Zuvor schon war auch ein weiterer Post nicht mehr auf seinem X-Profil zu finden (hier archiviert), wonach das Foto des Fragebogens angeblich ein Mädchen der sechsten Klasse am 16. Oktober im Unterricht gemacht haben soll.

Die Galilei-Grundschule schreibt: «Wir möchten unserer Enttäuschung Ausdruck verleihen, dass ein Abgeordneter des Abgeordnetenhauses und andere hier eine Behauptung verbreiten, die nicht zutrifft und die von diesen Personen offenbar nicht geprüft worden ist. Es handelt sich klar um die Verbreitung von Fake News.»

Hinweis

Der Text wurde nach Koçaks Statement auf X aktualisiert.

(Stand: 25.10.2023)

Links

Galilei-Grundschule über vermeintlichen Fragebogen (archiviert)

Koçaks X-Post über vermeintlichen Fragebogen I (archiviert)

Koçaks X-Post über vermeintlichen Fragebogen II (archiviert)

Koçaks X-Post mit Entschuldigung wegen Fehler (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.