Keine Tötungsabsichten

Gesprächsrunde mit Vanessa Kerry drehte sich um Gesundheit und Klima

12.10.2023, 16:43 (CEST)

Dem Weltwirtschaftsforum wird immer wieder unterstellt, die Menschheit dezimieren zu wollen. Ausgerechnet eine Ärztin soll das nun auch gefordert haben.

Die Tochter des US-amerikanischen Politikers John Kerry, Dr. Vanessa Kerry, ist Medizinerin und seit 2023 Sonderbeauftragte für Klimawandel und Gesundheit der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Nun soll sie in einer Podiumsrunde des Weltwirtschaftsforums (WEF) gefordert haben, die Öffentlichkeit mental auf die Ausrottung von Milliarden Menschen vorzubereiten – so jedenfalls in den sozialen Netzwerken zu lesen. Was ist da dran?

Bewertung

Vanessa Kerry hat nichts Derartiges gefordert oder vorgeschlagen. 

Fakten

Die Behauptung geht auf einen Blogbeitrag über eine angebliche «Entvölkerungskampagne der Elite» zurück. Kerry soll diesbezüglich gesagt haben, die Menschen seien durch die Corona-Pandemie »aufgeweicht» worden und nun bereit, die Tötung der «überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung» hinzunehmen. Allerdings ging es in der Diskussionsrunde um etwas völlig anderes - und dort hat auch niemand etwas dergleichen gesagt.

Unter dem Titel «Erforschung des Zusammenhangs zwischen Klima und Gesundheit» fand im September 2023 eine vom WEF organisierte Gesprächsrunde statt, an der unter anderem Vanessa Kerry teilnahm. Eine Aufzeichnung ist auch auf YouTube zu finden. Im dort hinterlegten Transkript sind aber keine Aussagen zur Tötung von Milliarden Menschen zu finden.

Die Folgen des Klimawandels für die Weltgesundheit

Kerry spricht stattdessen davon, dass der Klimawandel uns alle töte. Als Beispiel führt sie etwa an, dass jedes Jahr mehr Menschen aufgrund von Luftverschmutzung ihr Leben verlören als die Corona-Pandemie Todesopfer gefordert habe. In einem anderen Zusammenhang tauchen die Wörter «töten» oder «Tötung» nicht auf, das Wort «Milliarde» im gesamten Gespräch überhaupt nicht.

Um die Corona-Pandemie geht es vor allem an einer Stelle etwa in der Mitte des Gesprächs. Dort spricht aber gar nicht Kerry, sondern eine andere Teilnehmerin namens Dr. Jemilah Mahmood, Professorin für «Planetare Gesundheit» an der Sunway University in Malaysia. Diese berichtet zunächst von der Arbeit an ihrem Institut und leitet dann dazu über, dass die Pandemie eine Chance gewesen sei: Den Menschen sei bewusst geworden, wie wichtig Gesundheit ist.

Nun sei die Frage, wie dieses Bewusstsein auch auf die Auswirkungen des Klimawandels übertragen werden könne, da dieser noch mehr gesundheitliche Probleme verursachen werde. Kerry pflichtet ihr an dieser Stelle bei und fragt, wie erreicht werden könne, dass das nicht in den Hintergrund rückt. Mahmood erklärt, dass es aus ihrer Sicht um das Element der Erzählung ginge. Themen rund um Gesundheit und Klima seien oft derart negativ behaftet, dass die Menschen das Gefühl hätten, damit nicht umgehen zu können.

Stattdessen wäre es besser, inspirierende Beispiele darüber zu erzählen, was alles möglich ist, wenn Menschen zusammenarbeiten. Es geht also überhaupt nicht darum, die Menschheit zu dezimieren. Im Gegenteil ist Gegenstand und Ziel des Gesprächs, die Gesundheit möglichst vieler Menschen auf der Welt zu verbessern. 

(Stand: 12.10.2023)

Links

Zu Vanessa Kerrys Ernennung als Sonderbeauftragte (archiviert)

Facebook-Post (archiviert)

Gesprächsrunde beim WEF (archiviert)

Videoaufzeichnung des Gesprächs auf YouTube (archiviert)

Zu Dr. Mahmood an der Sunway University (archiviert)

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