Ricarda Lang werden Worte zum Nahost-Konflikt in den Mund gelegt

Der Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel mit vielen Hundert Toten beschäftigt auf die deutsche Politik. In diesem Zusammenhang verbreiten Social-Media-Nutzer derzeit ein Video von Ricarda Lang, Co-Bundesvorsitzende der Grünen. In einem Interview soll Lang demnach zum Nahost-Konflikt befragt worden sein und gesagt haben: «Die Menschen im Nahen Osten sind meiner Meinung nach auf einem politischen Holzweg und wir müssen das verhindern mit starker grüner Politik.» Später soll Lang den Nahen Osten mit Ostdeutschland verwechselt haben. Hat die Politikerin das wirklich gesagt?

Bewertung

Falsch, der Clip wurde für einen Satire-Beitrag manipuliert. Die Aussagen stammen nicht von Ricarda Lang - sie wurden ihr in den Mund gelegt. Für den gefälschten Clip wurde ein Video der ARD verwendet.

Fakten

Mit einer Bilderrückwärtssuche lässt sich das Interview finden, aus dem der Clip vermeintlich stammt: Das Bildmaterial zeigt einen Beitrag aus der Interview-Reihe «Frag Selbst» der ARD-Nachrichtensendung «Tagesschau». Darin stellen die Moderatoren den Politikern Fragen, die Internetuser zuvor eingereicht haben.

Das Interview mit Ricarda Lang hat die «Tagesschau» am 30. Juli 2023 hochgeladen - also gut zwei Monate vor dem Start des Hamas-Terrorangriffs auf Israel vom 7. Oktober. Wie in dem Interview zu hören ist, wird über den Nahost-Konflikt nicht gesprochen. In dem Gespräch geht es um andere Themen, etwa den Stimmenzuwachs der AfD in Umfragen oder eine Koalition mit der CDU/CSU auf Bundesebene.

Mit Programmen und KI lassen sich Videos gezielt manipulieren

Vergleicht man einzelne Szenen aus dem Video (bei Minute 01:01) mit Szenen aus dem Clip (bei Sekunde 2) fällt auf: Im Hintergrund laufen dieselben Personen durch das Bild, ebenso fährt dasselbe Schiff auf der Spree. Damit ist klar: Der kursierende Clip verwendet das Bildmaterial aus dem ARD-Interview. Doch anders als in dem Original-Video spricht Lang an dieser Stelle über den Umgang mit Hasspostings - nicht über den Nahost-Konflikt.

Das Video wurde also manipuliert. Ein weiter Hinweis dafür ist, dass die Lippenbewegungen von Ricarda Lang und Moderator Matthias Deiß in dem Clip nicht zu den angeblich gesprochenen Worten passen. Mithilfe neuer Technologien und Künstlicher Intelligenz (KI) lassen sich mittlerweile Stimmen von Personen authentisch imitieren. Im Netz sind Programme frei verfügbar, mit denen man anderen Menschen Worte in den Mund legen kann, die sie nie gesagt haben.

Urheber verbreitete Clip ursprünglich mit Satire-Hinweis

Zu Ricarda Lang kursierten bereis ähnliche Clips, in denen die Aussagen der Politikerin verändert wurden. In einem früheren Faktencheck hatte die Deutsche Presse-Agentur den Urheber eines Fake-Clips ermittelt: Der User «Snicklink» nennt sich in seiner Beschreibung «conspiracy comedian» und hat bereits mehrere Fake-Videos veröffentlicht. Tatsächlich lässt sich auch das nun kursierende Video auf den Kanälen des Users finden, etwa bei Youtube. Demnach soll es sich dabei um Satire handeln.

Dennoch nehmen einige User die gefälschten Aussagen der Grünen-Vorsitzenden ernst: «Sooooo viel Dummheit auf einem Haufen», kommentiert ein User, obwohl der Satire-Hinweis in dem Clip zu sehen ist. Das Fake-Video wird allerdings auch ohne den Satire-Hinweis weiterverbreitet, wie weitere Postings zeigen.

(Stand: 13.10.2023)