Ukrainische Post bestätigt Fälschung von Briefmarke

Die ukrainische Post, Ukrposhta, soll eine Briefmarke mit dem Konterfei eines ukrainischen Veteranen herausgegeben haben, der in einer Einheit der Waffen-SS gekämpft haben soll. Die angebliche Briefmarke zeigt das Porträt des 98-jährigen Jaroslaw Hunka, links daneben ein Foto des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, sowie die Aufschrift «Helden sterben nicht» in ukrainischer und englischer Sprache. Aber hat die ukrainische Post wirklich eine solche Briefmarke entworfen?

Bewertung

Nein, die im Internet kursierende Briefmarke ist eine Fälschung. Ein auf dem Bild sichtbarer Strichcode verweist auf ein anderes Produkt der ukrainischen Post. Ukrposhta hat nie eine Briefmarke zu Ehren von Jaroslaw Hunka herausgegeben. Dies bestätigte das Unternehmen gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Fakten

Die Briefmarke mit dem Porträt von Jaroslaw Hunka soll von «Kiew» herausgegeben worden sein. Damit ist wohl die nationale ukrainische Postgesellschaft Ukrposhta gemeint. Doch auf der Website des Unternehmens ist weder die Briefmarke noch eine Nachricht über die Ausgabe zu finden, obwohl dort mehrere neue Briefmarkenmotive angekündigt werden. Ukrposhta hat auch eine spezielle Auswahl an Briefmarken mit Kriegsthemen, aber auch dort ist die Briefmarke mit Hunka nicht zu finden.

Auf dem Bild, das in den sozialen Medien kursiert, ist auf der rechten Seite der Karte, auf der die Briefmarke gedruckt ist, ein Barcode mit der Nummer 4823027150765 zu sehen. Solche Codes stehen immer für eine Information, etwa ein bestimmtes Produkt. Mithilfe einer Website, die solche Barcode-Nummern identifiziert, lässt sich sehen dass diese Nummer zwar zu einem Ukrposhta-Produkt gehört, nicht aber zu einer Briefmarke mit Hunka.

Ein Briefumschlag mit dem Titel «Frei, unzerbrechlich, unbesiegbar» ist auf der Website von Ukrposhta zu finden. Es handelt sich um eine Sonderausgabe. Dass es sich nicht um eine Ausgabe mit Hunkas Konterfei handelt, bestätigte Ukrposhta gegenüber der dpa. «Die abgebildete Briefmarke ist keine offizielle Ukrposhta-Ausgabe», so ein Sprecher.

Gefälschte Briefmarke nimmt Bezug auf Vorfall in kanadischem Parlament

Am 22. September 2023 war der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu Besuch in der kanadischen Hauptstadt Ottawa. In Begleitung des kanadischen Premierministers Justin Trudeau besuchte er das Parlament, um dort eine Rede zu halten.

Während dieser Sitzung forderte der Vorsitzende des Unterhauses, Anthony Rota, die Versammlung auf, einem ukrainischen Veteranen, Yaroslav Hunka, zu applaudieren, der zu diesem Anlass eingeladen und als «ukrainischer Held» vorgestellt worden war.

Kurz darauf, am 24. September 2023, veröffentlichte die Antisemitismusorganisation «Friends of Simon Wiesenthal Center» (FSWC) eine Erklärung, in der sie die Ovationen des kanadischen Parlaments für Yaroslav Hunka verurteilte.

Ihr zufolge kämpfte der 98-jährige ehemalige Soldat in der 14. Waffen-Grenadier-Division der SS oder Galizien-Division, einer Nazi-Einheit, die zu einem großen Teil aus ukrainischen Freiwilligen bestand und deren Kriegsverbrechen gegen die Menschlichkeit während des Holocausts dokumentiert wurden.

Der Sprecher des Unterhauses reichte am 26. September 2023 seinen Rücktritt ein. Am folgenden Tag entschuldigte sich Justin Trudeau vor dem Parlament und erklärte, es habe sich um einen «schrecklichen Fehler» gehandelt.

(Stand: 11.10.2023)