Gates finanziert Projekt für künstliche CO2-Speicher

Völlig übertrieben oder unnötig – die Sinnhaftigkeit von Maßnahmen gegen den Klimawandel wird von einigen immer wieder angezweifelt. Auch das Engagement des Milliardärs Bill Gates steht in diesem Zusammenhang in der Kritik: In den sozialen Netzwerken ist zu lesen, dass Gates ein Unternehmen finanziere, das 70 Millionen Hektar Bäume fällen und vergraben wolle, um den Klimawandel zu stoppen. Was ist da dran?

Bewertung

Die US-Forstverwaltung strebt eine Auflichtung großer Waldflächen an, um Waldbränden vorzubeugen. Unabhängig davon hat ein von Gates finanziell unterstütztes Unternehmen ein Konzept zur Aufbewahrung von Holzresten entwickelt, das deren CO2-Ausstoß beim Zerfall minimieren soll.

Fakten

Eine Internetsuche nach den Schlagworten führt zu einem Artikel des US-Wirtschaftsmagazins «Forbes» aus dem Juli 2023. Dort ist zu lesen, dass das Start-Up Kodama Systems aus dem Bundesstaat Kalifornien Finanzierungen in Höhe von 6,6 Millionen US-Dollar erhalten habe - unter anderem vom Klimafonds «Breakthrough Energy Ventures», der von Bill Gates gegründet wurde. Eine Pressemitteilung aus dem Dezember 2022 bestätigt das.

In dem «Forbes»-Artikel heißt es weiter, dass Kodama neben halbautonomen Holzerntemaschinen auch ein Entsorgungskonzept entwickelt habe: Solche Bäume, die nach dem Fällen normalerweise verbrannt würden oder zum Verrotten liegen blieben, sollen stattdessen vergraben werden.

Parallel dazu plane die Forstverwaltung der Vereinigten Staaten (United States Forest Service) vor dem Hintergrund der Waldbrandproblematik, im kommenden Jahrzehnt im Westen des Landes die Wälder auszudünnen. Das beträfe eine Fläche von 70 Millionen Acres (angloamerikanische Maßeinheit, entspricht rund 28 Millionen Hektar). Anstatt nun nach einer solchen Auflichtung oder Ausdünnung des Waldes die Reste kontrolliert zu verbrennen, wolle Kodama diese in trockenen, sauerstofffreien Erdgewölben vergraben.

Bei der Behauptung handelt es sich also schlichtweg um ein Missverständnis: Nicht Gates oder besagtes Unternehmen wollen Bäume fällen, sondern die Forstverwaltung plant, Wälder gezielt an bestimmten Stellen auszudünnen, um das Risiko und Ausmaß von Waldbränden einzudämmen.

Pilotprojekt «Künstliche Kohlenstoff-Speicher»

Der Bundesstaat Kalifornien im Westen der Vereinigten Staaten hat seit Jahren mit Waldbränden zu kämpfen – die beiden verheerendsten ereigneten sich in den Jahren 2020 und 2021. Insgesamt knapp 6,9 Millionen Acres (umgerechnet rund 2,8 Millionen Hektar) Landfläche waren damals vom Feuer betroffen.

Das Ausdünnen - also das Durchforsten oder Auflichten von Wäldern – ist eine kontrovers diskutierte Maßnahme, um Waldbränden zu begegnen. Denn je dichter das Unterholz, desto mehr brennbares Material sammelt sich an, das dann auf größere Bäume übergreifen kann. Nach der Durchforstung sollen die verbleibenden Bäume widerstandsfähiger sein. Das gefällte Holz wird aber nicht in jedem Fall weiterverarbeitet: Ungeeignete, etwa zu dünne, Bäume werden entsorgt.

Beim Zerfall - sei es beim Verbrennen oder Verrotten - wird allerdings auch das zuvor im Holz gespeicherte Kohlenstoffdioxid wieder freigesetzt. Eine Studie aus dem Jahr 2022 kam zum Beispiel zu dem Ergebnis, dass die Waldbrände in Kalifornien 2020 die zweitgrößte CO2-Quelle waren - noch vor der Industrie.

Kodama Systems forscht in diesem Zusammenhang in einem Pilotprojekt zur Kohlenstoffspeicherung mit dem Yale Carbon Containment Lab an der University Yale in der Wüste Nevadas daran, unter welchen Bedingungen der Zersetzungsprozess von Holz in unterirdischen Gewölben verlangsamt werden kann. Der Ansatz ist nicht neu: Auch eine Studie von 2008 beschäftigte sich schon mit den Möglichkeiten, im Holz gespeicherten Kohlenstoff unterirdisch zu binden.

(Stand: 05.10.2023)