Behörden kennen Fall nicht

Angeblicher NDR-Bericht über Anschlag in Köln ist ein Fake

26.9.2023, 16:48 (CEST)

Im Netz sind zuletzt manipulierte Screenshots von deutschen Nachrichtenseiten aufgetaucht. Nun ist der NDR betroffen: Es kursiert ein gefälschter Bericht über ukrainischen Flüchtlinge.

Hat es in Köln einen Anschlag auf einen Mitarbeiter der Stadtverwaltung gegeben? Im Internet kursiert im September 2023 zumindest ein Screenshot von einem vermeintlichen Bericht des Norddeutschen Rundfunks (NDR) vom 11. September 2023. Demnach hätten angeblich fünf Männer den «Kölner OA-Chef» angegriffen und verprügelt. Bei den Tätern soll es sich um ukrainische Flüchtlinge handeln. Doch ist der Bericht echt?

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Nein, dieser Fall ist erfunden. Die Stadt Köln und das Kölner Polizeipräsidium bestätigten auf dpa-Anfrage: Es handelt sich um eine Falschinformation. Wie eine NDR-Sprecherin bestätigte, hat es den Bericht nie gegeben. Der Screenshot wurde manipuliert.

Fakten

Auf der NDR-Webseite lässt sich kein Bericht mit der vermeintlichen Überschrift finden. Die Deutsche Presse-Agentur hat daher beim Hamburger Rundfunksender nachgefragt. Wie eine Sprecherin bestätigte, hat der NDR einen solchen Bericht nicht veröffentlicht. Es handelt sich um eine Fälschung.

Für eine Fälschung spricht auch, dass «die Geschichte nicht im Sendegebiet spielt und die Zeichensätze nicht mit denen des NDR übereinstimmen», wie die NDR-Sprecherin erklärte. Der öffentlich-rechtliche Rundfunksender berichtet vor allem über und für die norddeutschen Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg.

Geschichte fehlerhaft: Ordnungsamt in Köln wird von Frau geleitet

Auf dem Screenshot steht, der «Kölner OA-Chef» sei angegriffen worden, weil er eine «Aktion zur Unterstützung des Friedens in der Ukraine» abgelehnt hätte. Die Abkürzung OA steht offenbar für das Ordnungsamt, also für eine Abteilung der Stadtverwaltung.

Eine Sprecherin erklärte jedoch: «Der Stadt Köln ist ein solcher Vorfall nicht bekannt» - weder im Zusammenhang mit der Leitung noch mit anderen Mitarbeitern des Ordnungsamtes. Das Ordnungsamt der Stadt Köln wird auch nicht von einem Mann, sondern von einer Frau geleitet, betonte die Sprecherin.

Außerdem verwies die Kölner Stadtverwaltung auf das Versammlungsrecht in Nordrhein-Westfalen: Denn nicht das Ordnungsamt, sondern die Polizei ist in dem Bundesland für Versammlungen zuständig. «Das heißt, Versammlungen oder Demonstrationen werden bei der Polizei angemeldet und nicht bei der Stadt Köln oder Kommunen allgemein», erklärte die Sprecherin. Das Ordnungsamt kann also keine Aktion abgelehnt haben, weil sie dafür auch nicht zuständig ist.

Darüber hinaus bestätigte auch ein Sprecher des Polizeipräsidiums Köln gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: Die Polizei hat keine Kenntnis von einem solchen Vorfall. Es handelt sich also um eine Falschinformation, die Geschichte ist fehlerhaft und erfunden.

Erneut gefälschter Medien-Screenshot im Umlauf

Nicht zum ersten Mal verbreiten User im Netz einen gefälschten Screenshot von deutschen Nachrichtenseiten. Erst in der vergangenen Woche hat sich die dpa manipulierte Bildschirmaufnahmen von der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» und der Deutschen Welle in einem Faktencheck beschäftigt. Auffällig ist, dass diese Beiträge ebenfalls Bezug zur Ukraine hatten. Mit dem nun kursierenden Screenshot soll offenbar gegen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine Stimmung gemacht werden, indem man ihnen einen gewalttätigen Übergriff andichtet. Bisher findet der Beitrag aber vor allem in russischsprachigen Netzwerken Verbreitung.

(Stand: 26.9.2023)

Links

Suche auf NDR-Webseite (archiviert)

Über den NDR (archiviert)

Webseite der Stadt Köln (archiviert)

Über Abkürzung OA (archiviert)

§ 32 Versammlungsgesetz in NRW (archiviert)

dpa-Faktencheck zu FAZ- und DW-Screenshots

Beitag auf X (archiviert / archiviertes Fake-Screenshot)

Beitrag auf VKontakte (archiviert)

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