Gerüchte längst widerlegt

Zehn Prozent der Getreideexporte kamen 2021 aus der Ukraine

23.9.2023, 22:48 (CEST)

Im Krieg gegen die Ukraine nutzt Russland deren Getreideausfuhren als Druckmittel. Während der Angreifer ukrainische Häfen blockiert, läuft die Desinformation rund um das Thema weiter.

Im Juli 2023 hat Russland das zuvor vereinbarte Getreideabkommen auslaufen lassen. Ein Gespräch zwischen Putin und dem türkischen Staatschef Erdogan Anfang September in Sotschi über eine mögliche Wiederaufnahme ist gescheitert. Nun wird in sozialen Netzwerken ein Videoausschnitt verbreitet, dem zufolge Putin sagte, dass 70 Prozent der Getreideexporte aus der Ukraine an westliche Länder gegangen seien. Außerdem liege der ukrainische Anteil an den weltweiten Exporten ohnehin nur bei fünf Prozent. Aber stimmt das?

Bewertung

Nein. Das während des Abkommens ausgeführte Getreide wurde zu mehr als der Hälfte in Entwicklungsländer transportiert. Außerdem beträgt der ukrainische Anteil an der weltweiten Exportmenge von Weizen, Gerste und Mais zwischen zehn und zwölf Prozent (Stand: 2021).

Fakten

Das Video stammt aus der Pressekonferenz nach dem Gespräch zwischen Putin und Erdogan in Sotschi. Ein Transkript wurde auf der offiziellen Website des russischen Präsidenten veröffentlicht. Dort sind die Aussagen auf Englisch zu finden.

Die Behauptung, ein Großteil der ukrainischen Getreideexporte lande nicht in den armen Ländern, hat die dpa in der Vergangenheit bereits mehrfach in Faktenchecks widerlegt. Bis zum Ende des Abkommens gingen 65 Prozent des aus der Ukraine exportierten Weizens und 50 Prozent der Maisexporte an Entwicklungsländer. Eine Übersicht der Länder, die am meisten Getreide während der Initiative importierten, haben außerdem die Vereinten Nationen veröffentlicht.

Bedeutung der ukrainischen Getreideexporte

Die Ukraine spielt eine wichtige Rolle in der weltweiten Lebensmittelversorgung. Vor dem Angriffskrieg Russlands gehörte das Land unter anderem zu den führenden Exporteuren von Getreide und Sonnenblumenöl.

Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes entfielen 2021 knapp 10 Prozent des weltweit exportierten Weizens und etwas mehr als 12 Prozent der weltweiten Mais- sowie der Gersten-Exporte auf die Ukraine – also deutlich mehr als fünf Prozent. Deutschland bezog 4,5 Prozent seines 2022 importierten Getreides aus der Ukraine.

(Stand: 22.9.2023)

Links

«Zeit»-Artikel über Gespräch in Sotschi (archiviert)

Facebook-Post (archiviert)

Videoausschnitt (archiviert)

Transkript der Pressekonferenz in Sotschi (archiviert)

dpa-Faktencheck zu Getreideexporten von 2022

dpa-Faktencheck zu Getreideexporten von 2023

Übersicht zu ukrainischen Getreideausfuhren (archiviert)

Datenübersicht zum Getreideabkommen (archiviert)

Angaben der Vereinten Nationen zu ukrainischen Exporten (archiviert)

Statistisches Bundesamt zu ukrainischen Getreideexporten (archiviert)

Statistisches Bundesamt zu Getreidepreisen (archiviert)

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