Biochemikerin sprach über die Zukunft der mRNA-Technologie

Der Microsoft-Mitgründer und Mäzen Bill Gates soll einem Blog zufolge einen Post bei X abgesetzt haben, in dem er einen «mRNA-Tsunami» angekündigte. Weiter heißt es, Gates habe sich so geäußert: «Menschen, die sich dem «mRNA-Tsunami» widersetzen, werden aus der Gesellschaft ausgeschlossen». Stimmt das?

Bewertung

Nein, die Worte «Tsunami der mRNA-Medikamente» stammen nicht von Bill Gates, sondern von einer Biochemikerin aus der Pharmaindustrie, Melissa J. Moore. Sie erwähnte den Ausschluss von Menschen nicht. Das Bild eines Tweets von Gates zu diesem Thema ist offensichtlich gefälscht.

Fakten

Die Behauptung basiert auf einer Übersetzung eines englischen Artikels von der Website «The People's Voice», die schon häufig mit Desinformationen aufgefallen ist.

Nicht von Gates gesagt

In der Überschrift des Artikels heißt es, Bill Gates habe gesagt, dass «Menschen, die sich dem ‚mRNA-Tsunami‘ widersetzen, aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden». Allerdings wird dieser Behauptung in den Artikeln selbst teilweise widersprochen. Darin heißt es, dass nicht Gates, sondern Melissa J. Moore, die wissenschaftliche Leiterin von Moderna, gesagt haben soll, dass «ein Tsunami an mRNA-Medikamenten bevorsteht».

Melissa Moore ist tatsächlich Chief Scientific Officer bei Moderna, einem der Pharmaunternehmen, das einen wirksamen mRNA-Impfstoff gegen Covid-19 entwickelt hat. In einem TED-Talk im April 2022 sprach sie über die Behandlung verschiedener Krankheiten mit Medikamenten, die die mRNA-Technologie nutzen. Nach Minute 11:14 sagte Moore, dass zu diesem Zeitpunkt in den Vereinigten Staaten 175 klinische Studien für diese Art von Arzneimitteln eröffnet worden seien. Sie sprach in diesem Zusammenhang von einem kommenden «Tsunami an mRNA-Medikamenten».

Kurz zusammengefasst: Nicht Gates, sondern Moore hat die Aussage über einen mRNA-Tsunami gemacht. Diese Aussage traf sie jedoch schon vor mehr als einem Jahr. In keiner Weise erwähnte sie dabei den Ausschluss von Personen, die nicht der mRNA-Technologie ausgesetzt werden wollen.

Gefälschter Tweet

Abseits der Überschrift ist in dem Artikel der «Tsunami der mRNA-Medikamente» also nicht Gates, sondern Moore zugeschrieben - dennoch weckt ein Screenshot den Eindruck, als hätte Gates einen Tweet über einen mRNA-Tsunami gepostet.

Das Bild scheint eine irreführende Erfindung zu sein. Die Deutsche Presse Agentur (dpa) hat die folgende Suchanfrage in Google eingegeben, um Gates‘ Twitter-Profil nach dem Satz im Bild zu durchsuchen: site:twitter.com/billgates/ «tsunami of mRNA». Es führte zu keinen Ergebnissen.

Auch in archivierten Versionen von Gates‘ Twitter-Profil ist kein solcher Tweet zu finden. Weder in kürzlich archivierten Versionen noch in Versionen, die zu der Zeit archiviert wurden, als Moore ihre Aussage machte.

Anthony Fauci-Interview Ziel von Fehlinformationen

Der Artikel enthält noch weitere falsche Behauptungen: Anthony Fauci, ehemaliger medizinischer Berater des Weißen Hauses, habe es im August 2023 für notwendig gehalten, alle ungeimpften US-Bürger in diesem Winter einzusperren. Anthony Fauci hat zu keinem Zeitpunkt des im Artikel erwähnten Interviews solche Kommentare gemacht.

Fauci gab Mitte August einer Universität in Detroit ein Interview. Ab Minute 24:40 wird der Immunologe zu den Ausgangsbeschränkungen befragt. Anthony Fauci antwortet daraufhin, dass eine solche Maßnahme manchmal notwendig sei, auch wenn sie keine «dauerhafte Lösung» darstelle. Für ihn sind die Lockdowns, die funktionieren, diejenigen, die von anderen Maßnahmen begleitet werden, etwa groß angelegten Impfungen, ohne die sie ihre Bedeutung verlieren.

«Ein Lockdown hat einen Zweck. Wenn Sie keinen Impfstoff haben, besteht eines der Ziele darin, mehr Beatmungsgeräte zu bekommen, die Krankenhäuser besser vorzubereiten und mehr Menschen im Gesundheitssektor dazu zu bewegen, dies zu tun, bis Sie den Druck auf die Krankenhäuser verringern, dann können Sie wieder öffnen.»

Der Immunologe fordert keine Unterbringung der Ungeimpften. Auf Anfrage der amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press (AP) versicherte Anthony Fauci, dass er noch nie solche Kommentare abgegeben habe. Er stellte klar, dass er eine solche Empfehlung nicht aussprechen würde, obwohl er Personen, die nicht geimpft wurden, «nachdrücklich dazu auffordert», sich impfen zu lassen.

(Stand: 15.9.2023)