Erfundenes Zitat

Keine Belege für Aussage zur Abschaffung von Wahlen

4.8.2023, 16:17 (CEST)

Sprach WEF-Chef Klaus Schwab vom Ende politischer Wahlen? In sozialen Medien wurden ihm entsprechende Aussagen zugeschrieben. Dafür gibt es aber keine Belege.

Dem Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF), Klaus Schwab, werden in sozialen Medien viele Falschbehauptungen und Verschwörungsmythen zugeschrieben. Mal geht es um seinen Einfluss in der Politik, mal darum, dass Schwab hinter einem geheimen Plan zur Errichtung einer neuen Weltordnung stecken solle. So auch diesmal. Auf Facebook steht in einem Screenshot über dem Bild Klaus Schwabs: «2024 ist das letzte Jahr von politischen Wahlen. Ab 2025 wird weltweit das CBDC-System mit einem Social Credit Score implementiert, genau wie in China.» Doch hat Schwab das tatsächlich gesagt?

Bewertung

Es gibt keine Belege oder seriösen Berichte, dass Klaus Schwab dies tatsächlich gesagt hat. Ein WEF-Sprecher bezeichnete die Aussagen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) als Falschbehauptungen.

Fakten

Die vermeintlichen Zitate Schwabs wurden auf Facebook-Accounts im Juli 2023 ohne nähere Angaben geteilt. Wann und wo Schwab sich derart geäußert haben soll, wird nicht angeführt.

Belege für das angebliche Zitat lassen sich nicht finden. Bei einer Google-Suche tauchen keine Medienberichte und Quellen mit dem vollständigen Wortlaut oder mit einzelnen Bestandteilen des Zitats auf.

Auch ein WEF-Sprecher dementierte auf dpa-Anfrage, dass Schwab sich derartig geäußert habe: «Das sind falsche Behauptungen, das Weltwirtschaftsforum hat nie derartige Ankündigungen gemacht.» Beim Weltwirtschaftsforum handelt es sich um eine Stiftung, die von Schwab gegründet wurde und Politiker, Wirtschaftsvertreter und weitere gesellschaftliche Akteure vernetzen will. Bekannt ist sie vor allem von ihrer jährlichen Konferenz im schweizerischen Davos. 

Das vorgebliche Zitat enthält zudem Unstimmigkeiten. Unter CBDC versteht man gemeinhin «Central Bank Digital Currency», sprich digitale Zentralbankwährung. Das bedeutet, dass Zentralbanken anstatt Geld zu drucken digitale Währungen ausgeben, die breit zugänglich sind. In einem WEF-Analysepapier vom 29. Juni heißt es, dass derzeit mehr als 100 Länder an digitalen Zentralbankwährungen arbeiten beziehungsweise diese erforschen. China gehört demnach zu den Vorreitern.

Die Europäische Zentralbank (EZB) untersucht derzeit ebenfalls die Einführung eines digitalen Euro. Im Herbst 2023 wollte die Notenbank entscheiden, ob sie tatsächlich mit der Entwicklung eines digitalen Euro beginnt. Mit politischen Wahlen oder einem Sozialkreditsystem nach chinesischem Vorbild hat dies allerdings nichts zu tun.

(Stand: 2.8.2023) 

Links

Post auf Facebook (archiviert)

Archivierte Google-Suche nach Zitat

WEF zu digitalen Zentralbankwährungen (archiviert)

WEF-Analysepapier zu digitalen Zentralbankwährungen (archiviert)

EZB zum digitalen Euro (archiviert)

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