Unbedenklicher Stoff

Aufdruck auf Schmerzmittel besteht aus Eisenoxid

27.7.2023, 15:01 (CEST)

Manche Nanomaterialien sind noch nicht umfassend erforscht. Daher rührt die Furcht, dass Graphenoxid gesundheitsschädlich sein könnte. Aber nicht alle magnetischen Partikel sind auch Graphenoxid.

Bei Schmerzen greifen viele Menschen zu Medikamenten. Aber sind Schmerzmittel, die man ohne Rezept bekommen kann, auch sicher? Auf Facebook wird ein Video verbreitet, in dem eine Frau behauptet, ein schwarzer Aufdruck auf der Kapsel eines Schmerzmittels bestehe aus dem potenziell gefährlichen Graphenoxid. Im deutschen Text dazu heißt es, das Medikament werde von Pfizer hergestellt. Aus welchem Oxid besteht der Aufdruck wirklich?

Bewertung

Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Schmerztabletten Graphenoxid enthalten. Der Aufdruck besteht aus dem unbedenklichen Eisenoxid. Außerdem stellt Reckitt Benckiser und nicht Pfizer das Produkt her.

Fakten

In dem Video zeigt die Frau zunächst die Tabletten mit dem schwarzen Aufdruck und danach ein Glas mit einer milchigen Flüssigkeit. Anschließend hält sie einen Magneten an das Glas, daraufhin wandern kleine schwarze Partikel in dessen Richtung - das soll der Beweis für das in dem Schmerzmittel enthaltende Graphenoxid sein. Allerdings ist nicht nachzuvollziehen, ob die Frau tatsächlich diese Kapseln in der Flüssigkeit auflöst.

Eine Sprecherin des Nurofen-Herstellers Reckitt Benckiser Deutschland GmbH teilte der dpa auf Anfrage mit, dass die Tabletten kein Graphenoxid beinhalten. Der schwarze Aufdruck auf den Kapseln sei Tinte. «Die auf Nurofen-Tabletten verwendete Tinte entspricht den gesetzlichen Anforderungen und der Inhaltsstoff "Schwarzes Eisenoxid" ist in der pharmazeutischen Industrie weit verbreitet und für den menschlichen Verzehr sicher und geeignet.» Das im Video gezeigte Produkt sei so in Deutschland nicht erhältlich.

Tatsächlich zeigt ein Blick in die Inhaltsstoff-Liste des Medikaments um festzustellen, dass dort kein Graphenoxid aufgeführt ist. Was in der Liste hingegen zu finden ist, ist das von der Unternehmenssprecherin angeführte Eisenoxid. Das wiederum ist ein in der Natur vorkommender Stoff, der auch in der Lebensmittelindustrie als Farbstoff eingesetzt wird.

Eisenoxide sind nicht löslich, die Partikel werden vielmehr sehr fein in ihrem Medium verteilt und sind magnetisch. Für die Gesundheit gelten sie als unbedenklich.

Das Graphenoxid ist hingegen ein sogenanntes Nanomaterial. 2004 gelang es zwei Wissenschaftlern, es erstmals zu isolieren. Sie erhielten dafür den Nobelpreis für Physik. Der Stoff kann für unterschiedliche Dinge verwendet werden, unter anderem in Sensoren und auch in der Biomedizin. Ein Medikament kann so beispielsweise an einen bestimmten Teil des Körpers verabreicht werden. Da es sich dabei um ein relativ neues Material handelt, ist noch nicht abschließend geklärt, ob Graphen gesundheitsschädlich ist.

Darüber hinaus ist Nurofen ein Konkurrenzprodukt zu Pfizers Schmerzmitteln, somit kann Pfizer nicht der Hersteller von Nurofen Zavance sein. Auch diese Behauptung des Posts ist damit falsch.

(Stand: 27.07.2023)

Links

Facebook-Post (archiviert, Video archiviert)

Inhaltsstoffe von Nurofen Zavance (archiviert)

Infos zu Eisenoxid (archiviert)

Magnetische Eigenschaft von Eisenoxid (archiviert)

Artikel zu Nanomaterial (archiviert)

Graphenoxid Geschichte (archiviert)

Graphenoxid in der Biomedizin (archiviert)

Eigenschaften von Graphen(archiviert)

Pfizer und Reckitt Benckiser (archiviert)

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