Hitzetote
Die Wochenmitteltemperatur bezieht auch Nacht-Temperaturen ein
21.7.2023, 13:09 (CEST)
Hitze bedeutet für den menschlichen Körper Schwerstarbeit. Heiße Sommer kosten Menschen sogar das Leben - und mit der Erderwärmung dürfte die Zahl der Hitzetoten von Jahr zu Jahr steigen, warnte im Juli 2023 der Regionaldirektor der Weltgesundheitsorgansisation WHO für Europa, Hans Kluge. Manche vermuten hinter solchen Warnungen Panikmache. Auf Facebook wird zum Beispiel behauptet, das Robert Koch-Institut (RKI) «warnt vor hitzebedingten Todesfällen - bei 21,5 Grad». Was steckt dahinter?
Bewertung
Die 21,5 Grad, von denen beim RKI die Rede ist, sind die Wochenmitteltemperatur. Diese ist ein Mittelwert der Temperaturen während einer gesamten Woche, auch der Nächte. In einer Woche mit einer Mitteltemperatur von 21,5 Grad Celsius gibt es typischerweise heiße Tage.
Fakten
In einem Tweet des RKI vom 6. Juli 2023, der in dem im Internet geteilten Sharepic zu sehen ist, heißt es: «Aufgrund der hohen Wochenmitteltemperatur (21,5°C) in KW 25 (19.-25.6.) gehen Auswertungen mittlerweile von bereits ~640 hitzebedingten Todesfällen in diesem Sommer aus.»
Verlinkt ist in dem Tweet der RKI-Wochenbericht zur hitzebedingten Mortalität, also zu Todesfällen aufgrud der Hitze. Darin heißt es: «In Kalenderwoche 25/2023 betrug die bundesweite Wochenmitteltemperatur 21,5°C und lag damit oberhalb der Schwelle, ab der ein signifikanter hitzebedingter Anstieg der Sterblichkeit zu erwarten ist.» Im Jahr 2023 würden deutschlandweit bis zur Kalenderwoche 25 rund 640 hitzebedingte Sterbefälle geschätzt.
Im Tweet und im Wochenbericht ist also ausdrücklich von Wochenmitteltemperatur die Rede. Was steckt hinter diesem Begriff? Wie das Umweltbundesamt erklärt, gibt die Wochenmitteltemperatur «den Mittelwert aller stündlichen Werte innerhalb einer Woche an». Insbesondere werden «Tages- und Nachttemperaturen miteinbezogen» - also auch die kühleren Temperaturen in der Nacht. «Wochen mit einer Mitteltemperatur über 20 Grad Celsius enthalten typischerweise auch einen oder mehr Heiße Tage», erläutert die Behörde. Ein solch «Heißer Tag» ist dem Deutschen Wetterdienst zufolge ein Tag, an dem die Lufttemperatur 30 Grad Celsius erreicht oder überschreitet.
Typischerweise werde ab einer Wochenmitteltemperatur von etwa 20 Grad ein «hitzebedingter Anstieg der Gesamtmortalität sichtbar», schreiben die RKI-Autorinnen und -Autoren im Wochenbericht. Auch beim Umweltbundesamt heißt es: «Während in einem Bereich zwischen 10 °C und 20 °C Wochenmitteltemperatur die Mortalität relativ konstant verläuft, steigt sie bei Wochenmitteltemperaturen über 20 °C deutlich an.» Besonders ausgeprägt sei dieser Anstieg bei Menschen ab 65 Jahren.
Welche Folgen heiße Temperaturen für den Körper haben können, beschreibt etwa die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: «Als Folge der andauernden Hitzebelastung können Hautausschläge, Wadenkrämpfe und Schwellungen in den Beinen auftreten. Bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen können sich verschlimmern oder neu auftreten. Typische Symptome für eine Belastung des Herz-Kreislauf-Systems sind Schwindel, Kopfschmerzen, Erschöpfung und Benommenheit.»
(Stand: 20.7.2023)
Links
RKI-Wochenbericht KW 25(archiviert)
Umweltbundesamt zu Wochenmitteltemperatur (archiviert)
Statement Hans Kluge (archiviert)
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (archiviert)
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