Parteitag der Grünen in Bayern

Clip manipuliert: Ricarda Lang sprach nicht von «Kobolden»

12.7.2023, 16:25 (CEST)

Mithilfe neuer Technologien und Künstlicher Intelligenz lassen sich heutzutage Videos gezielt manipulieren. So wurden nun in einem Clip Ricarda Lang Worte in den Mund gelegt, die sie nie gesagt hat.

Die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Ricarda Lang, ist in sozialen Netzwerken immer wieder das Ziel von Hass, Hetze und Desinformation. Auf mehreren Plattformen kursiert aktuell ein Video, das angeblich eine Aussage der Politikerin bei einer Parteiveranstaltung zeigen soll. Wie in dem Video zu hören ist, soll Lang demnach gesagt haben: «Wozu die Wärmepumpen? Ja, Gott in der verflixten McDonalds-Filiale, es geht halt nicht mehr anders! Und dann kommen diese, diese armen verlausten Kobolde und sülzen mich voll: Wie soll ich das bloß bezahlen? (...)» Hat die Grünen-Politikerin das wirklich so gesagt?

Bewertung

Das Video wurde manipuliert und die Tonspur verändert: Die Worte wurden Ricarda Lang in den Mund gelegt, sie hat sich nie so geäußert.

Fakten

Das Bildmaterial in dem kursierenden Clip zeigt den Auftritt der Bundesvorsitzenden Lang auf dem Landesparteitag der Grünen Bayern in Erlangen am 21. Mai 2023. Hinweise darauf liefern etwa ein Plakat im Hintergrund mit der Webadresse der bayrischen Grünen sowie die Kleidung Langs. Auf Youtube hat der Landesverband einen Mitschnitt der gesamten Rede Langs veröffentlicht. Auch auf dem Kanal des Bayrischen Rundfunks (BR) gibt es eine Aufzeichnung.

Wie aus den Videos hervorgeht, trug die Grünen-Politikerin bei dem Auftritt dasselbe Kleid wie in dem verbreiteten Clip. In ihrer Rede sprach sie auch an mehreren Stellen von Wärmepumpen. Über «Kobolde» oder eine «verflixte McDonalds-Filiale» sind allerdings keine Äußerungen zu hören. Auch im Transkript der Aufnahmen sind entsprechende Äußerungen nicht zu finden. Das sind Hinweise dafür, dass das Video manipuliert wurde.

Es ist nicht das erste manipulierte Video von Ricarda Lang

In dem Video gibt es zudem weitere Anzeichen, die an der Echtheit des Beitrags zweifeln lassen: Die Lippenbewegungen passen nicht zu den gesprochenen Worten und sehen nicht natürlich aus. Auch der Ton der Stimme ändert sich an einigen Stellen im Video, zum Beispiel als Lang das Wort «Kobolde» in dem Clip sagt. Bereits in der Vergangenheit kursierten manipulierte Videos von Ricarda Lang, die ebenfalls solche Unstimmigkeiten enthielten und offenbar mithilfe einer Künstlichen Intelligenz (KI) verändert wurden. Im Internet sind heutzutage Programme frei zugänglich, mit denen man anderen Menschen Worte in den Mund legen kann, die sie nie gesagt haben.

In einem früheren Faktencheck zu einem anderen manipulierten Video von Ricarda Lang hatte die Deutsche Presse-Agentur den Urheber des Clips herausgefunden: Der User «Snicklink» nennt sich in seiner Beschreibung «conspiracy comedian» und hat bereits mehrere Fake-Videos veröffentlicht. Tatsächlich lässt sich auch das nun kursierende Video auf den Kanälen des Users finden, etwa bei Youtube. Demnach soll es sich dabei um Satire handeln.

Für den manipulierten Clip wurde derweil offenbar der von den Grünen Bayern auf Youtube veröffentlichte Mitschnitt der Rede als Grundlage verwendet. Das legt ein Vergleich von einzelnen Frames beider Videos nahe, beispielsweise in denen derselbe Kameramann vor der Bühne zu sehen ist (hier und hier). Das Video wurde also manipuliert und die Aussagen erfunden.

(Stand: 12.7.2023)

Links

Grüne Bayern zum Landesparteitag 2023 (archiviert)

Mitschnitt des Landesverbands von Lang-Rede bei Youtube (archiviert)

Mitschnitt der Rede beim Bayrischen Rundfunk (archiviert)

dpa-Faktencheck zu angeblicher «Vatertag»-Aussage von Ricarda Lang

Twitter-Account von «Snicklink» (archiviert)

Manipulierter Clip auf «Snicklink»-Kanal bei Youtube (archiviert / archiviertes Video)

Frame bei Minute 1:55 im Grünen-Mitschnitt

Frame bei Sekunde 1 im «Snicklink»-Fake-Clip

Facebook-Post (archiviert/archiviertes Video)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.