Kein Frankreich-Bezug

Foto zeigt im Westjordanland getöteten Palästinenser

7.7.2023, 15:36 (CEST)

Hat der in Nanterre getötete französische Jugendliche zuvor für ein Foto mit einem Gewehr posiert? Nein. Das verbreitete Bild zeigt eine andere Person und einen ganz anderen Kontext.

Die Gewalt in Frankreich beschäftigt weiter viele Menschen in den sozialen Netzwerken. In einem Pariser Vorort war am 27. Juni ein 17-Jähriger von einem Polizisten erschossen worden. Daraufhin gab es Proteste und eine Welle der Gewalt. Jetzt verbreiten Nutzerinnen und Nutzer ein angebliches Foto des Getöteten: Es zeigt einen Jugendlichen mit einem Gewehr. «Das ist der kleine Engel Nahel», heißt es in den Beiträgen. Ist das so?

Bewertung

Das Foto zeigt nicht den erschossenen Nahel aus Nanterre, sondern einen palästinensischen Jugendlichen. Dieser wurde Berichten zufolge im Juni bei einem israelischen Drohnenangriff im Westjordanland getötet.

Fakten

Das Foto hat mit den Geschehnissen in Frankreich nichts zu tun. Es zeigt nicht den in Nanterre getöteten 17-Jährigen. Vielmehr findet es sich zum Beispiel auf israelischen Nachrichten-Websites.

Die Zeitung «Haaretz» zeigte das Foto in einem Artikel vom 21. Juni 2023. In dem Bericht geht es um einen Drohnenangriff des israelischen Militärs gegen mutmaßliche Terroristen im Westjordanland an diesem Tag. Unter Berufung auf die Terrororganisation Islamischer Dschihad schrieb die israelische Zeitung, dass es sich bei einem der getöteten um einen 17 Jahre alten palästinensischen Kämpfer namens Ashraf Al-Saadi handele. Dazu stellte «Haaretz» das Foto, das später im falschen Kontext mit den Ausschreitungen in Frankreich auftauchte.

Auch das palästinensische Medium «Quds News Network», das der islamistischen Hamas nahesteht, verbreitete nach dem Drohnenangriff das Foto des Jugendlichen in den sozialen Netzwerken.

In Frankreich hat es Proteste und schwere Ausschreitungen gegeben, seit ein Polizist den 17-jährigen Nahel Ende Juni erschoss. In manchen Nächten nahm die Polizei landesweit Hunderte Menschen fest. Es kam zu Plünderungen, Brandstiftungen und Gewalt zwischen Randalierern und Polizisten. In den sozialen Netzwerken kursieren seitdem aber immer wieder Aufnahmen, die nichts mit der Tötung oder den Protesten zu tun haben (Beispiele hier, hier und hier).

(Stand: 07.07.2023)

Links

Bericht von «Haaretz» (21.6.2023) (archiviert)

Facebook-Beitrag des «Quds News Network» (22.6.2023) (archiviert)

dpa-Faktencheck zu herabstürzenden Autos

dpa-Faktencheck zu vermeintlichem Scharfschützen

dpa-Faktencheck zu angeblichen gestohlenem Polizeiauto

Beitrag auf Facebook (archiviert)

Krawalle in Frankreich (archiviert)

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