Post verbreitet altes Foto

Experten sehen derzeit keine Gefahr durch neue Mückenarten

30.5.2023, 15:29 (CEST)

Das Foto eines Mückenstichs sorgt für Panik. Angeblich soll ein Mädchen daran kürzlich fast gestorben sein. Doch das dazu verbreitete Foto ist jahrealt. Experten sehen keinen Grund zur Sorge.

Weltweit gibt es mehrere tausend Mückenarten. Glaubt man einem Facebook-Post, soll sich nun eine besonders gefährliche Art ausgebreitet haben. Dazu wird ein Foto verbreitet, auf dem ein geschwollenes Knie zu sehen ist. Die Schwellung ist mit einem Stift gekennzeichnet worden. In der Beschreibung des Posts wird die Geschichte von einem jungen Mädchen erzählt, die nach einem Mückenstich am Vortag ins Krankenhaus eingeliefert wurde und angeblich nur knapp überlebte. Was hat es mit dieser Geschichte auf sich?

Bewertung

Das Foto ist nicht aktuell. Es stammt ursprünglich aus dem Jahr 2017. Experten schätzen den Mückenstich auf dem Foto als nicht lebensbedrohlich ein. Sie sehen zudem zurzeit keine Gefahr durch Mückenstiche, die lebensgefährliche Infektionen verursachen.

Fakten

In dem am 25. Mai 2023 veröffentlichten Facebook-Post heißt es, das Mädchen wurde «gestern» von einer Mücke gestochen. Das Foto mit dem geschwollenen Bein kursierte aber bereits seit 2017 in sozialen Medien und war schon mehrmals Gegenstand von Faktenchecks. Offenbar wird das Foto immer wieder mit dem gleichen Text verbreitet. Es kann sich also nicht um einen aktuellen Fall handeln.

Über eine Bilderrückwärtssuche gelangt man auf mehrere Artikel, die von dem Fall berichten. Hier findet sich auch der Ursprung der Geschichte. Demnach warnte die Amerikanerin Sonia Giudenian am 16. März 2017 ihre Angehörigen, nachdem sich der Mückenstich ihrer Tochter entzündet hatte. Sie erzählt in dem Post eine ähnliche Geschichte wie in den deutschen Posts.

Allerdings spricht die Frau an keiner Stelle von einer tödlichen Gefahr für ihre Tochter. «Ich brachte sie also in die Notaufnahme, wo wir herausfanden, dass es eine neue Art von Mückenstich gab, der eine Infektion verursacht. Wenn wir noch länger gewartet hätten, wäre es in ihrem Blut gewesen», so Giudenian. In den Kommentaren war zu lesen, dass es ihrer Tochter wieder gut gehe, nachdem sie zehn Tage lang Antibiotika genommen habe.

Ursprünglich wollte Giudenian nur ihre Freunde und andere Mütter vor entzündeten Mückenstichen warnen. Doch der Post ging viral und wurde mehr als drei Millionen Mal geteilt.

Experten sehen aktuell keine Gefahr durch neue Mückenarten

Doch wie schätzen Experten das Foto ein? Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erläutert Michael Ramharter, Leiter der Bernhard-Nocht-Ambulanz des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf: «Die abgebildete Schwellung sieht eher nach einer bakteriellen Superinfektion aus. Das ist selten, kann aber im Prinzip nach jedem Insektenstich passieren, wenn Keime in die Wunde gelangen.» Eine neue Stechmückenart oder Mückenstichart sei dem Institut nicht bekannt, so Ramharter.

Auch Ula Maniewski vom belgischen Institut für Tropenmedizin kommt zu einer ähnlichen Einschätzung. Offenbar ist auf dem Foto eine bakterielle Infektion zu sehen, die durch einen Insektenstich ausgelöst wurde. Dabei handele es sich nicht unbedingt um eine «neue Mückenart», sondern um eine klassische Komplikation, die nach einer Verletzung auftreten kann. Ein solcher entzündeter Mückenstich sollte mit Antibiotika behandelt werden, da es sonst zu einer Blutvergiftung kommen kann, rät die Expertin.

(Stand: 30.5.2023)

Links

Umweltbundesamt zu Stechmücken (archiviert)

Informationen zum Forschungsprojekt Mückenatlas (archiviert)

NDR über entzündete Mückenstiche (archiviert)

Bericht über viralen Post von Giudenian aus 2017 (archiviert)

Originalpost auf Facebook (archiviert)

Facebook-Post aus 2021 (archviert)

20 Minutes-Faktencheck zum Thema (archiviert)

France24-Faktencheck zum Thema (archiviert)

Facebook-Post 2 (archiviert)

Facebook-Post (archiviert)

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