WEF: Schwab äußerte sich anders über Politiker und Experten

Klaus Schwab, Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF), ist in sozialen Medien Gegenstand vieler Falschbehauptungen und Verschwörungsmythen. Oft geht es dabei darum, dass Schwab hinter einem geheimen Plan zur Errichtung einer neuen Weltordnung stecken solle. So auch aktuell: «Der "Great Reset" Schöpfer ahnte nicht, dass er mit versteckter Knopf-Kamera gefilmt wurde und prahlt welche Marionetten er in der Davos Mafia-Tasche hat: "Wir haben sie alle in unserer Tasche, Politiker, Medien und vorallem die Experten und Wissenschaftler!! Klaus Schwab, Architekt der Neuen Weltordnung 2.0 sagt es wirklich!!"» (sic). Dazu ist ein Bild von Schwab zu sehen, das wie eine Momentaufnahme aus einem Video aussieht. In einigen Beiträgen wird der entsprechende Clip auch gezeigt. Was sagte der WEF-Gründer tatsächlich?

Bewertung

Der zitierte Satz fällt nicht in dem erwähnten Video. Es wurde auch nicht heimlich aufgenommen, sondern vom WEF selbst im Jahr 2007 veröffentlicht.

Fakten

Das Video ist nicht ohne Schwabs Wissen gefilmt worden - das Weltwirtschaftsforum (WEF) hat es selbst vor 16 Jahren auf seinem Youtube-Account veröffentlicht. Schwab spricht darin direkt zu Loic Le Meur, der die Kamera führt oder hinter der Kamera steht. Der Unternehmer Le Meur war daran beteiligt, ein Weblog des WEF aufzusetzen und interviewte Schwab laut Youtube-Video für seinen Podcast.

Schwab erklärt in dem Videogespräch, was das Weltwirtschaftsforum ausmacht und was es tut. Dabei führt durch das Hauptgebäude der Organisation in Davos.

Auf Politiker, Medien, Experten und Wissenschaftler bezieht sich Schwab tatsächlich an einer Stelle. Er wird ab Minute 3:45 gefragt: «Welche Art von Stakeholdern haben wir?» Damit sind Organisationen oder Personen gemeint, die am WEF mitwirken oder ein Interesse an dessen Aktivitäten haben.

Schwab antwortet: «We have, if I look at our stakeholders, we have business of course as a very important audience, and we have politics. We have continuous partnerships with many governments around the world, then of course we have NGOs, we have trade unions, we have all those different parts, media of course, and, very important, experts and scientists and academia, because if we are looking at the future, I think we should look at new solutions, and the new solutions will be very much driven by technological developments.»

Auf Deutsch etwa: «Wenn ich mir unsere Stakeholder anschaue, haben wir natürlich die Wirtschaft als sehr wichtiges Publikum, und wir haben die Politik. Wir haben kontinuierliche Partnerschaften mit vielen Regierungen auf der ganzen Welt, und natürlich haben wir Nichtregierungsorganisationen, wir haben Gewerkschaften, wir haben all diese verschiedenen Bereiche, natürlich die Medien, und, sehr wichtig, Experten und Wissenschaftler und Akademiker, denn wenn wir in die Zukunft blicken, denke ich, dass wir nach neuen Lösungen suchen sollten, und die neuen Lösungen werden sehr stark von technologischen Entwicklungen angetrieben werden.»

Die genannten Organisationen bezeichnet Schwab also als Stakeholder oder Partner. Dass das WEF Organisationen rund um die Welt «in der Tasche» habe oder in bestimmter Form kontrolliere, sagt er in dem rund 16 Minuten langen Video nicht. Im Gegenteil: Schwab macht deutlich, dass der Einfluss des WEF begrenzt sei. Ab Minute 7:35 erklärt er, die Treffen legten keine Agenda fest - das müssten die politischen Institutionen machen. Das WEF gestalte diese aber mit. Das bedeute, neue Erkenntnisse zu liefern, die es den Menschen ermöglichten, bessere Entscheidungen zu treffen, so Schwab.

Das WEF und sein Gründer Schwab sind beliebte Ziele von Verschwörungsnarrativen, von denen die Deutsche Presse-Agentur (dpa) bereits einige falsifiziert hat - etwa hier, hier und hier.

(Stand: 10.05.2023)