Aus dem Jahr 2015

Bericht zu britischem Missbrauchsskandal ist Jahre alt

18.05.2023, 14:37 (CEST)

Ein Video in französischer Sprache in einem Tweet auf Englisch, verbreitet 2023 – so schnell kann ein Jahre alter Fall wie ein vermeintlich aktueller Skandal wirken.

In den sozialen Netzwerken kursiert ein Screenshot, demzufolge in Großbritannien ein Pädophilennetzwerk zu Fall gebracht wurde. Laut einer Eilmeldung im französischen Fernsehen zählten 76 Politiker, 43 Künstler und 35 Journalisten zu den Verdächtigen, 100 000 Kinder seien betroffen. Was hat es damit auf sich?

Bewertung

Der Bericht über den Missbrauchsskandal in Großbritannien ist echt. Er ist aber aus dem Jahr 2015, also keine aktuelle Meldung.

Fakten

Der Screenshot stammt aus einem Tweet, der zugehörige Twitter-Account ist inzwischen gesperrt. Eine Internetsuche nach dem Text in der Einblendung am unteren Bildrand des Videos führt schnell zum ursprünglichen Beitrag des französischen Nachrichtensenders CNEWS, der mit dem im Screenshot abgebildeten Bild beginnt. Dieser ist aber im Mai 2015 entstanden – eine aktuelle Eilmeldung ist das also nicht.

Die Ermittlungen zum Missbrauch von Kindern und Jugendlichen unter anderem durch Politiker und Prominente machten 2015 international Schlagzeilen. Am 20. Mai 2015 veröffentlichte die Polizei konkrete Zahlen zu ihren Ermittlungen.

Von über 1400 mutmaßlichen Straftätern wurden 261 als Personen von öffentlicher Bekanntheit eingestuft: 76 von ihnen waren Politiker auf lokaler oder nationaler Ebene, 43 Personen kamen aus der Musikbranche, 135 aus der Film-, Fernseh- und Radiobranche, und sieben arbeiteten im Sportbereich. Auf diese Angaben dürften sich auch die Zahlen aus dem Screenshot beziehen, auch wenn sie nicht genau den Polizeiangaben entsprechen.

Der für die Ermittlungen zuständige, hochrangige Polizeibeamte Simon Bailey stellte außerdem fest, dass der Fokus der Medien und der Öffentlichkeit zwar auf den Taten bekannter Persönlichkeiten, von Banden sowie innerhalb von Institutionen läge, der weit überwiegende Teil Opfer jedoch von Verwandten oder Freunden der Familien missbraucht würde.

(Stand: 17.5.2023)

Links

Sharepic (archiviert)

Original-Tweet (archiviert)

Internetsuche nach Überschrift im Video (archiviert)

Original-Video von CNews (archiviert)

Pressemitteilung des NPCC (archiviert)

Spiegel-Bericht vom 20. Mai 2015 (archiviert)

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