Mit einem Fall aus Spanien

«Streit um schlechte Noten»: Fake-Seite will Daten abgreifen

24.4.2023, 15:36 (CEST)

In mehreren Facebook-Gruppen kursieren Beiträge über einen 15-Jährigen, der seine Eltern und seinen Bruder getötet haben soll. Aufgepasst, es handelt sich um einen Phishing-Versuch.

Ob in Ansbach, Karlsruhe oder Geilenkirchen: Bei Facebook kursieren derzeit mehrere fast identische Posts. Demnach soll ein 15-Jähriger angeblich seine Eltern und seinen Bruder wegen eines Streits um schlechte Noten getötet haben. Doch je nach Beitrag werden zu dem angeblichen Vorfall kurioserweise unterschiedliche Tatorte in Deutschland genannt. Was hat es damit auf sich?

Bewertung

Achtung: Es handelt sich um eine Betrugsmasche, die auf Nutzerdaten abzielt. Einen solchen Fall hat es zwar 2022 gegeben - allerdings in Spanien, nicht in Deutschland. Das verwendete Bild hat auch mit diesem Fall nichts zu tun, sondern zeigt einen Mann, der nach einer Irrfahrt festgenommen wurde.

Fakten

Die verschiedenen Posts mit jeweils unterschiedlichen Ortsangaben sind ein erster Hinweis darauf, dass hier etwas nicht stimmen kann. Bei Facebook lassen sich beispielsweise Beiträge mit den Ortsangaben Karlsruhe und Ansbach finden. Die dpa hat deshalb bei zwei Polizeidienststellen angefragt. Sowohl die Polizei Karlsruhe als auch das für Ansbach zuständige Polizeipräsidium Mittelfranken bestätigten im Gespräch: «Einen solchen Fall hat es in unserem Zuständigkeitsbereich nicht gegeben.»

Der Link in den Beiträgen leitet die Nutzer auf eine neue Webseite weiter, die wie eine Nachrichtenseite aussieht. Dort sollen sich die Nutzer dann mit ihrem Facebook-Konto einloggen, um ihr Alter oder ihre Identität zu bestätigen. An dieser Stelle ist Vorsicht geboten, denn diese Seite hat nichts mit Facebook zu tun. So beginnt die URL zum Beispiel mit «lokal-lifestyle2023.cfd» oder mit «lokalkompass-deutschland.cfd», nicht mit «facebook.com».

Wie die dpa bereits in früheren Faktenchecks erklärt hat, handelt es sich um eine Betrugsmasche zum Sammeln von Nutzerdaten. Verbraucherschützer und die Polizei warnen immer wieder vor solchen Phishing-Versuchen über gefälschte Webseiten. Besonders vorsichtig sollten Nutzer sein, wenn ungewöhnliche Aufforderungen zur Eingabe von persönlichen Daten auftauchen. Unter www.polizei-praevention.de gibt beispielsweise das Landeskriminalamt Niedersachsen Tipps, wie man sich vor Phishingwebseiten schützen kann.

Ein dpa-Foto und ein alter Fall aus Spanien

Um auf diese Fakes nicht hereinzufallen, kann es helfen, im Netz nach Informationen von seriösen Nachrichtenseiten zu suchen. Mit den Stichworten «Streit um schlechte Noten» und «15-Jähriger» liefert eine Suche tatsächlich mehrere Berichte aus dem Februar 2022. Der Fall ist also echt - doch er hat sich in Spanien ereignet, nicht in Deutschland.

Das Vorschaubild in den Facebook-Posts hat mit diesem Fall hingegen nichts zu tun, wie eine Fotorückwärtssuche zeigt. Das Bild entstand 2019 und wurde von der dpa verbreitet. Es wird etwa in einem Spiegel-Bericht verwendet. Auf dem Bild ist zu sehen, wie ein Tatverdächtiger in Essen nach einer Irrfahrt von der Polizei abgeführt wird.

Dass das Foto beispielsweise nicht mit einem Fall in Ansbach (Bayern) in Zusammenhang stehen kann, ist zudem laut dem Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken an einem Detail erkennbar. Auf dem Arm des Polizisten in dem Foto ist das Abzeichen der Polizei Nordrhein-Westfalen zu sehen - nicht das Logo der Polizei Bayern.

(Stand: 24.4.2023)

Links

Verbraucherzentrale zu Folgen Identitätsdiebstahl im Internet (archiviert)

Polizei Niedersachsen zu Phishing und Tipps zum Schutz (archiviert)

dpa-Faktencheck: «Fall der angeblich entführten «Julie» ist ein Fake»

Google-Suche nach Stichwörtern (archiviert)

dpa-Bericht über den Fall in Spanien (archiviert)

Wie eine Bilderrückwärtssuche funktioniert (archiviert)

Spiegel-Bericht mit dpa-Foto über Irrfahrt in Essen (archiviert)

Ansicht von Ärmel-Abzeichen der Polizei NRW (archiviert)

archivierte Fake-Seite mit Login-Aufforderung und Ortsbezug Datteln

Facebook-Post mit Ort Karlsruhe (archiviert)

Facebook-Post mit Ort Ansbach (archiviert)

Facebook-Post mit Ort Geilenkirchen (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

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