Falscher Kontext

Keine Bürgermeisterin: Foto zeigt andere Frau und ist Jahrzehnte alt

18.4.2023, 14:40 (CEST)

Für eine Politikerin wäre es eine ungewöhnliche Pose: als lächelnde Frau mit weit hochgezogenem Rock und einer Zigarette in der Hand, die mitten auf einer großen Straße uriniert. Im Netz wird ein Foto verbreitet, das angeblich die Bürgermeisterin von Barcelona, Ada Colau, in solch einer Situation zeigen soll. Doch dem ist nicht so.

Bewertung

Das Foto zeigt Águeda Bañón, sie ist Leiterin des Kommunikationsteams von Ada Colau. Das Foto wurde Jahre vor Bañóns Job in der Stadtregierung aufgenommen, als sie noch Mitglied eines Künstlerkollektivs war.

Fakten

Das Foto ist schon mindestens seit 2004 online - aber dazu gleich mehr. 2015 tauchte das Foto in vielen spanischsprachigen Medien auf (etwa hier, hier und hier). In den Berichten wird deutlich: Auf dem Foto ist nicht Ada Colau, die derzeitige Bürgermeisterin von Barcelona, ​​sondern Águeda Bañón zu sehen. Colau stellte Bañón 2015 als Koordinatorin ihres Kommunikationsteams ein.

Jahre bevor Bañón anfing, für die Stadt zu arbeiten, war sie Teil des feministischen Künstlerkollektivs «girls who like porno». Dieses Kollektiv widmete sich der «Post-Pornografie», einer künstlerischen Bewegung, die die in der Pornografie verbreiteten Muster hinterfragt, indem sie einen freieren Blick auf die Sexualität wirft.

Wie Bañón selbst 2015 in einem Interview der Zeitung El Mundo sagte, entstand das Bild im Kontext der Arbeit des Kollektivs. Auf der Website von «girls who like porno» findet sich ein Zeitungsartikel mit dem Foto aus dem Jahr 2004.

Die Aufnahme zeigt die Gran Via in Murcia. Mittlerweile hat sich das Straßenbild zwar verändert und die Bäume sind deutlich gewachsen, wie aktuelle Google-Street-View-Bilder zeigen. Auf den ältesten bei Google verfügbaren Bildern von 2008 finden sich jedoch noch mehr Ähnlichkeiten zu dem Foto von Bañón.

Bañón betonte in dem Interview, dass die früheren Fotos aus ihrem Hobby stammen und daher nichts mit ihren aktuellen beruflichen Leistungen zu tun haben. Sie hätte nie erwartet, dass die Fotos so im Rampenlicht stehen würden.

(Stand: 18.4.2023)

Links

Post (archiviert)

Spanischsprachige Medien hier, hier und hier (archiviert hier, hier und hier)

Bürgermeisterin Ada Colau (archiviert)

Über Águeda Bañón (archiviert)

Künstlerkollektiv «girls who like porn» archiviert

Über «Post-Pornographie» (archiviert)

Interview mit El Mundo (archiviert)

Zeitungsartikel Performance Sónor (archiviert)

Google Street View 2008 (archiviert)

Google Street View 2023 (archiviert)

Über dpa-Faktenchecks

Dieser Faktencheck wurde im Rahmen des Facebook/Meta-Programms für unabhängige Faktenprüfung erstellt. Ausführliche Informationen zu diesem Programm finden Sie hier.

Erläuterungen von Facebook/Meta zum Umgang mit Konten, die Falschinformationen verbreiten, finden Sie hier.

Wenn Sie inhaltliche Einwände oder Anmerkungen haben, schicken Sie diese bitte mit einem Link zu dem betroffenen Facebook-Post an faktencheck@dpa.com. Nutzen Sie hierfür bitte die entsprechenden Vorlagen. Hinweise zu Einsprüchen finden Sie hier.

Schon gewusst?

Wenn Sie Zweifel an einer Nachricht, einer Behauptung, einem Bild oder einem Video haben, können Sie den dpa-Faktencheck auch per WhatsApp kontaktieren. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.