Falsches Kunstwerk

Gemälde von Kindern mit Messer hängt nicht im EU-Parlament

23.03.2023, 13:16 (CET)

Bilder der Künstlerin Lena Cronqvist zeigen mitunter morbide Szenen. Im Europäischen Parlament wurde aber nicht das Gemälde zweier Mädchen mit Messer gezeigt, sondern ein anderes Werk der Schwedin.

Manchmal beherbergen politische Institutionen Kunstausstellungen. So auch das Europäische Parlament in Brüssel: In sozialen Medien empören sich Menschen in verschiedenen Posts allerdings über Gemälde der schwedischen Künstlerin Lena Cronqvist, die angeblich im EU-Parlament hängen sollen. Auf einem davon sind Kinder zu sehen, die Miniaturfiguren die Beine abschneiden. Die Werke werden als «pädophile Kannibalenbilder» bezeichnet. Doch hängt dieses Gemälde wirklich in den Gängen des Europäischen Parlaments?

Bewertung

Falsch. Nur ein einzelnes Gemälde von Lena Cronqvist hängt tatsächlich vorübergehend in einem Gebäude des Parlaments. Es zeigt drei Kinder, die Grimassen ziehen. Das Gemälde der Kinder mit Messern wird nicht ausgestellt.

Fakten

Die Pressestelle des Europäischen Parlaments teilte der Deutschen Presse-Agentur (dpa) auf Anfrage mit, dass es ein Gemälde der schwedischen Künstlerin Lena Cronqvist als Leihgabe beherberge. Es handelt sich um das Werk «Schiefe Gesichter», ein Gemälde mit drei Kindern, die Grimassen ziehen, auf blau-weißem Hintergrund. In der ständigen Sammlung des Parlaments befinde sich kein Bild von Cronqvist.

Das Gemälde «Schiefe Gesichter» war Teil einer temporären Ausstellung anlässlich der schwedischen EU-Ratspräsidentschaft, so die Pressestelle. Es war im dritten Stock des Paul-Henri-Spaak-Gebäudes in Brüssel zu sehen. Auf dem verbreiteten Foto von dem Gemälde ist deutlich der Hinweis «Temporäre Kunstausstellung» mit dem Logo des Europäischen Parlaments zu sehen. Die anderen verbreiteten Fotos haben dieses Detail nicht.

Das Gemälde «Schiefe Gesichter» ist auch in einem katalanischen Nachrichtenbericht (ab Minute 0:38) von Januar zu sehen. Neben ihm ist an den Wänden keines der anderen angeblich ausgestellten Werke zu sehen.

Das Gemälde von Kindern, die Puppen die Beine abschneiden, war also nie im Europäischen Parlament zu sehen. Das Bild aus dem Jahr 2001 heißt «Operation II». Es wurde beispielsweise in einer Ausstellung im Munch-Museum in Oslo gezeigt. Auch andere Bilder, die in sozialen Medien besondere Empörung auslösen, hängen somit nicht in den Räumen des Europäischen Parlaments.

Lena Cronqvist gilt als bedeutende zeitgenössische Expressionistin und Bildhauerin Skandinaviens. In ihren Werken sind immer wieder Mädchen zu sehen, die morbide Spiele spielen und Machtverhältnisse thematisieren. Zudem sind Angst und Leid wiederkehrende Themen in ihrem Werk.

(Stand: 22.3.2023)

Links

Archiviertes Foto des Gemäldes «Schiefe Gesichter»

Logo des Europäischen Parlaments (archiviert)

Parlamentarische Anfrage (archiviert)

Sammlung zeitgenössischer Kunst des EP (archiviert)

Zur schwedischen Ratspräsidentschaft (archiviert)

Artikel über Paul-Henri Spaak-Gebäude in Brüssel (archiviert)

Katalanische Reportage (archiviert, Video archiviert)

Überblick über Werke von Lena Cronqvist (archiviert)

Informationen über Lena Cronqvist (archiviert)

Bericht über Cronqvist-Ausstellung in Oslo (archiviert)

Tweet mit Behauptung 2 (archiviert)

Artikel von «Report24» mit Behauptung (archiviert)

Facebook-Post (archiviert)

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