Keine deutsche Panzerhaubitze
Clip von Militärunfall kursiert mindestens seit 2015 im Netz
21.3.2023, 15:15 (CET)
In sozialen Medien finden sich unzählige Fotos und Videos, die Szenen des aktuellen Ukraine-Krieges zeigen sollen. Das wird auch in Zusammenhang mit einem Video behauptet, in dem ein Unfall beim Verladen von Militärgerät zu sehen ist. «Die erste Panzerhaubitze aus Deutschland ist da in der Ukraine», kommentieren Nutzer mit lachenden Emojis zu dem Clip. In der Aufnahme ist zu sehen, wie ein Kettenfahrzeug auf einen Transporthänger auffahren will, um den mehrere Soldaten stehen. Bei dem Manöver kippt das Fahrzeug schließlich um und landet gedreht auf seinem Turm. Doch um eine aktuelle Szene im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine handelt es sich nicht.
Bewertung
Das Video kursiert mindestens seit 2015 im Internet. In der Aufnahme ist kein Militärgerät aus Deutschland zu sehen. Wo genau das Video aufgenommen wurde, bleibt unklar.
Fakten
In mehreren Beiträgen vom Mai 2015 ist das Unfall-Video im Internet zu finden: So zeigt etwa ein Online-Artikel der «Daily Mail» den Clip und beschreibt die Szene als «urkomischen Crash». Auch auf Youtube ist das Video mit dem Datumsstempel Mai 2015 mehrfach zu finden, so auch in einer längeren Version mit besserer Auflösung.
Das Video ist nicht aktuell. Es kann somit keine der deutschen Panzerhaubitzen 2000 zeigen, die von Deutschland erst nach der ersten Zusage im Mai 2022 an die Ukraine geliefert wurden. Die Panzerhaubitze 2000 sieht zudem anders aus als das Fahrzeug in dem Video, wie Fotos zeigen. Sie hat unter anderem eine andere Anzahl an Rädern in den Ketten.
Woher genau das Video stammt, ist nicht vollständig klar. In dem Video ist russische Sprache zu hören, aber in der längeren Version ist etwas zu sehen (am linken Bildrand in den ersten 15 Sekunden), das einer ukrainischen Flagge ähnelt. Es ist zwar nicht belegt, aber möglich, dass das Video 2014 oder 2015 in der Ostukraine entstanden ist. Dort ging die ukrainische Armee seit 2014 gegen von Russland unterstützte Separatisten vor, die eigene «Volksrepubliken» für Donezk und Luhansk ausgerufen hatten.
Das umfallende Kettenfahrzeug ähnelt einer in der Sowjetunion entwickelten Panzerhaubitze «2S3». Dem Handbuch «The Military Balance» zufolge, in dem das anerkannte International Institute for Strategic Studies jährlich die Militärkapazitäten weltweit einschätzt, wird diese Panzerhaubitze sowohl von Russland als auch von der Ukraine eingesetzt. Die russisch unterstützten Separatisten in der Ostukraine nutzten derartige Panzerhaubitzen ebenfalls, schreiben die Experten. Grundsätzlich handelt es sich dabei nicht um einen Panzer, sondern um Artilleriegeschütz.
(Stand: 21.3.2023)
Links
Artikel über den Unfall mit dem Militärgerät bei der «Daily Mail», Mai 2015 (archiviert)
Video in längerer Version auf Youtube (archiviert)
Bericht über deutsche Lieferung der Panzerhaubitze 2000 (archiviert)
Hersteller Krauss-Maffei Wegmann über Panzerhaubitze 2000 (archiviert)
Ansicht der deutschen Panzerhaubitze 2000 (archiviert)
Ansicht der sowjetisch entwickelten Panzerhaubitze 2S3 Akazija (archiviert)
Weitere Ansicht der 2S3 (archiviert)
Erwähnung der 2S3 in den russischen Militärkapazitäten (archiviert)
Erwähnung der 2S3 in den ukrainischen Militärkapazitäten (archiviert)
Erwähnung der 2S3 in den Militärkapazitäten der Separatisten in Donezk (archiviert)
Facebook-Beitrag mit der Behauptung (archiviert, Video archiviert)
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