Exotische Haustiere

Bei Özdemir-Aussage ging es um Schlangen oder Spinnen

20.03.2023, 18:12 (CET)

In einem Interview hat Deutschlands Agrarminister Cem Özdemir infrage gestellt, ob exotische Tiere zu Hause gehalten werden sollten. Um ein Verbot von Hunden und Katzen ging es jedoch nicht.

Aussagen von Grünen-Politikern wurden schon mehrfach verfälscht oder aus dem Kontext gerissen. Das versetzt vor allem Gegner der Partei immer wieder in Aufruhr. Derzeit beschweren sich Facebook-Nutzer etwa darüber, dass Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir angeblich Haustiere verbieten wolle. Manch einer glaubt gar, der Grünen-Politiker plane, Hunde und Katzen auszurotten.

Bewertung

Cem Özdemir hat in einem Interview eine Einschränkung von «anspruchsvoll zu haltenden exotischen Tieren» wie Schlangen oder Chamäleons vorgeschlagen. Es ist keine Rede davon, Hunde oder Katzen zu verbieten oder gar auszurotten.

Fakten

In dem Beitrag in sozialen Netzwerken wird ein Screenshot eines Artikels geteilt - allerdings mit abgeschnittenem Titel. So ist nur «Katzen ausrotten! Grünen-Minister plant Haustier-Verbot» zu lesen, was auf die falsche Spur führt.

Bundesagrarminister Cem Özdemir hat in einem Interview mit der «Südwest Presse» am 18. Januar 2023 davon gesprochen, die Probleme der Tierheime hingen auch mit der privaten Tierhaltung zusammen. Tiere würden etwa leichtfertig verschenkt «als wären sie eine Hose oder ein Hemd». Özdemir argumentierte, manche Tiere hätten in privaten Haushalten nichts zu suchen.

Auf die Frage, welche Tiere er damit meine, antwortete der Grünen-Politiker: «Warum braucht jemand etwa anspruchsvoll zu haltende exotische Tiere wie Schlangen oder ein Chamäleon zu Hause? (...) Die Heime werden diese Tiere nicht los, sie erzeugen hohe Kosten und Aufwand. (...) Ich kann mir eine Positivliste vorstellen, also eine Auflistung mit Tieren, deren Haltung erlaubt ist. Dafür setze ich mich auf EU-Ebene ein.»

Özdemir sprach nicht über Katzen oder Hunde, sondern über «anspruchsvoll zu haltende exotische Tiere». Dabei könne es möglicherweise zu einer Überarbeitung des EU-Tierschutzrechts kommen, die eine Verbesserung des Tierschutzes bei exotischen Tieren beinhalte, erklärte eine Sprecherin des deutschen Landwirtschaftsministeriums auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Inwieweit damit aber nationale Maßnahmen einhergehen, ist unklar.

Wie kam es dann zu der irreführenden Artikel-Überschrift? Der Titel des Artikels in voller Länge lautet: «Cem Özdemir: "Die wollen Hunde und Katzen ausrotten!" Grünen-Minister plant Haustier-Verbot». Doch auch dieser Titel hat mit Özdemirs eigentlicher Aussage nichts zu tun. Die Überschrift bezieht sich auf den Tweet einer Privatperson, die auf Özdemirs Vorstoß reagierte, wie aus dem Text hervorgeht.

Der Account des Tweets wurde mittlerweile gelöscht. Lediglich auf der Suchmaschine Yandex ist noch eine Vorschau verfügbar. Demnach lautete der Tweet: «Bei bestimmten Tieren bin ich auch dafür. Aber ich fürchte die wollen auch Hunde & Katzen, etc. ausrotten» (Schreibweise im Original).

Der Begriff «ausrotten» fällt im gesamten Interview mit dem Bundeslandwirtschaftsminister nicht. Die Artikel-Überschrift lässt die Menschen also fälschlicherweise glauben, der Tweet einer Privatperson sei eine Aussage von Özdemir.

(Stand: 20.3.2023)

Links

Beitrag von «news.de» (archiviert)

Interview in der «Südwest Presse» (Paywall) (archiviert)

Yandex-Suche nach gelöschtem Tweet (archiviert)

Folgebericht in der «Südwest Presse» (Paywall) (archiviert)

Beitrag bei Facebook (archiviert)

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