Coronavirus

In Russland wird weiterhin geimpft

10.03.2023, 15:56 (CET)

Läuft die Impfkampagne in Russland noch? Angeblich lässt Putin jetzt alle Corona-Impfstoffe vernichten. Doch diese Behauptung stammt von einer Fake-News-Seite.

Mit «Sputnik V» ist seit Sommer 2020 ein russischer Impfstoff gegen Sars-CoV-2 auf dem Markt. Doch nun soll Russlands Präsident Wladimir Putin angeblich die Vernichtung aller Corona-Impfstoffe im eigenen Land angeordnet haben. Putin selbst sei ungeimpft, heißt es weiter - und: «Je mehr Impfungen eine Person erhielt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, sich mit HIV zu infizieren.» Dazu ist ein englischsprachiger Artikel von «Real Raw News» verlinkt, in dem ein russischer Agent als Quelle genannt wird.

Bewertung

«Real Raw News» verbreitet Falschinformationen zu Corona: In Russland wird weiter geimpft und Putin selbst hat sich ebenfalls impfen lassen. Auch ein kausaler Zusammenhang zwischen einer Corona-Schutzimpfung und einer daran anschließenden HIV-Infektion kann ausgeschlossen werden.

Fakten

Der Blog «Real Raw News» hat kein Impressum, der Reiter «Kontakt» führt ins Nichts, die Seite wird anonym betrieben. Die Organisation «News Guard Tech» stuft «Real Raw News» als eine Seite ein, die Falschinformationen verbreitet. So wurde dort zum Beispiel nach den US-Präsidentschaftswahlen die offiziellen Ergebnisse angezweifelt, nach denen Joe Biden neuer Präsident wurde.

Weiter Corona-Impfungen in Russland

Vernichtet werden die Impfstoffe, die vor dem Coronavirus schützen, zurzeit in Russland nicht. Es wird weiter geimpft, das belegen die Zahlen von Gogov.ru. So wurden Anfang März 2023 pro Tag knapp 10 000 Impfungen verabreicht. 60,3 Prozent der Bevölkerung sind mindestens einfach und 54,4 Prozent vollständig geimpft, so die Statistik vom 1. März dieses Jahres.

Laut Stopcoronavirus.rf ist in Moskau ausreichend Impfstoff vorhanden. Das russische Gesundheitsministerium hat laut Telegram-Mitteilung Sputnik-V-Impfstoffe nach Moskau und in andere Regionen geschickt, die einen Rückgang der Impfstoffrückstände gemeldet hatten. Das Ministerium schreibt weiter: «Der Sputnik-V-Impfstoff schützt wirksam vor schwerem Covid-19 und Tod.»

Wie der «Spiegel» berichtete, hat sich auch Putin selbst impfen lassen. Laut einer Pressemitteilung erhielt der russische Präsident am 21. November 2021 eine Boosterimpfung.

Falschbehauptungen zu HIV und Impfungen

Im Facebook-Post wird behauptet, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen einer Corona-Impfung und einer HIV-Infektion gebe: «Je mehr Impfungen eine Person erhielt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, sich mit HIV zu infizieren.» Das russische Gesundheitsministerium stellt jedoch klar, «dass eine HIV-Infektion keine Kontraindikation für eine Impfung gegen Covid-19 darstellt». Das bestätigen auch die US-amerikanischen Centers for Disease Control: «Es besteht kein Zusammenhang zwischen Covid-19-Impfstoffen und dem Risiko einer HIV-Infektion.»

Auch die Behauptung, dass Russland zwischen 2015 und 2019 durchschnittlich 16 000 HIV-Neuinfektionen pro Jahr verzeichnet habe, ist falsch. Das russische föderale wissenschaftlich-methodische Zentrum für Prävention und Aids-Bekämpfung legt in einem Bericht von 2020 im Betrachtungszeitraum von 2015 bis 2018 steigende HIV-Zahlen vor. 2015 wurden demnach rund 98 000 HIV-Neuinfektionen bei Russinnen und Russen registriert, 2016 waren es rund 102 000, 2017 rund 106 000, 2018 rund 104 000 und im Jahr 2019 rund 98 000.

(Stand: 10.3.2023)

Links

Facebook-Beitrag (archiviert)

Artikel von Real Raw News (archiviert)

Geprüfte Homepage von Real Raw News (archiviert)

Artikel des Spiegel (archiviert)

Pressemitteilung zu Putin-Booster (archiviert)

Homepage von Gogov.ru (archiviert)

dpa-Faktencheck zu «Real Raw News» (archiviert)

Homepage von stopcoronavirus.rf (archiviert)

Russisches Gesundheitsministerium auf Telegram (archiviert)

Mitteilung des russischen Gesundheitsministeriums (archiviert)

Center for Disease Control (archiviert)

«Our world in data» HIV-Neuinfektionen in Russland (archiviert)

Bericht Russisches föderales wissenschaftlich-methodisches Zentrum für Prävention und Aids-Bekämpfung (archiviert)

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