Kein Ukraine-Bezug

Foto von Panzer im Schlamm ist mehrere Jahre alt und manipuliert

07.03.2023, 16:14 (CET), letztes Update: 09.03.2023, 12:34 (CET)

Im Netz kursiert ein Bild des angeblich ersten von Russen erbeuteten deutschen Leopard-Panzers in der Ukraine. Doch dafür gibt es keinen Beleg - ein vermeintlicher Fotobeweis ist alt und bearbeitet.

Bereits mehrfach haben sich falsche Bilder über die vermeintlich ersten zerstörten westlichen Leopard-Panzer in der Ukraine verbreitet. Nun kursiert erneut in sozialen Medien ein Bild eines im Schlamm steckenden Panzers. Zu dem Foto heißt es: «Erster von den Russen erbeuteter Leopard 2A5 in Artjomowsk.» Auf dem Panzer ist zudem eine russische Flagge zu sehen. Der deutsche Leopard-Panzer soll demnach am 1. März dieses Jahres in der ostukrainischen Stadt Bachmut (von Russland Artjomowsk genannt) angegriffen haben - und von russischen Truppen erbeutet worden sein. Allerdings stammt das Bild gar nicht aus dem Ukraine-Krieg.

Bewertung

Das Bild ist nicht aktuell und wurde mindestens seit 2006 im Internet verbreitet. Auch die russische Flagge ist nicht echt und wurde in das Foto montiert.

Fakten

Das Bild des Panzers im Schlamm findet sich bereits seit einigen Jahren im Internet - ohne die russische Flagge. Es ist etwa mit der Datumsangabe 2014 auf der Online-Seite der chinesischen Zeitung «Huanqiu» zu finden, die vom Parteiorgan der Kommunistischen Partei herausgegeben wird. Auch in einer Bildstrecke aus dem Jahr 2016 auf dem deutschsprachigen chinesischen Portal «german.china.org» ist das Panzer-Foto zu finden.

Weitere ältere Fundstellen des Fotos vom Leopard-Panzer im Schlamm finden sich zudem mit den Datumsangaben 2006 und 2007 in russischsprachigen Foren. Die genaue Herkunft des Bildes ist jedoch unbekannt.

Jedoch lässt sich sicher sagen, dass das Foto keinen Leopard-2-A5-Panzer zeigt, sondern einen Leopard 1, ein deutlich älteres Modell. Erkennbar ist das nach Angaben von Michael Karl, Panzerexperte und wissenschaftlicher Referent am German Institute for Defence and Strategic Studies (GIDS), etwa an einem Gitter am Heck des Leopard 1 und an der unterschiedlichen Form des Periskops. Die roten Bänder, die am Panzer erkennbar sind, sprechen laut Karl dafür, dass das Foto bei einer Übung entstanden ist.

Das Foto mit der Falschbehauptung wurde auch vom russischen Vize-UN-Botschafter Dmitri Poljanski auf Twitter verbreitet. Mittlerweile hat er es gelöscht. Bereits zuvor hatten sich falsche Bilder verbreitet, die anders als behauptet nicht die ersten in der Ukraine zerstörte Leopard-Panzer zeigten.

Ende Januar 2023 entschied die deutsche Bundesregierung, der Ukraine Leopard-2-Kampfpanzer zu schicken, um das Land im Kampf gegen die russischen Angreifer zu unterstützen. Das Bundesverteidigungsministerium teilte Ende Februar mit, man liefere insgesamt 18. Während Polen die ersten Kampfpanzer in die Ukraine am ersten Jahrestag des Beginns des russischen Angriffskriegs geliefert hatte, will die Bundesregierung bis Ende März die ersten Leopard-2-Panzer ins Kriegsgebiet schicken.

Aktualisierung

Absatz zum Vergleich von Leopard 1 und Leopard 2 ergänzt.

(Stand: 07.03.2023)

Links

Telegram-Nachricht (archiviert)

Foto in Facebook-Beitrag (archiviert)

Bild des Panzers in einem Forum (archiviert)

Bild des Panzers in einem weiteren Forum (archiviert)

Homepage von «Huanqiu» (archiviert)

Homepage von «German.China.org» (archiviert)

Leopard 1 A5 (archiviert)

Leopard 2 A5 (archiviert)

Verbreitung durch russischen Vize-UN-Botschafter

dpa-Faktencheck «Panzer-Foto ist schon mehrere Jahre alt»

Homepage des Bundesministeriums für Verteidigung (archiviert)

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