Behauptung nicht belegt

Nie bebte die Erde in Japan mit einer Stärke von 9,5

17.02.2023, 17:58 (CET)

Das Erdbeben in der Türkei hatte mit einer Stärke von 7,7 viele Tote zur Folge. Online wird behauptet, bei einem Beben in Japan mit einer Stärke von 9,5 sei dagegen nur ein Mensch gestorben. Wirklich?

Bei der Erdbebenkatastrophe in Syrien und der Türkei sind zehntausende Menschen gestorben. Posts in sozialen Medien wie Tiktok und Instagram behaupten, bei einem Erdbeben in Japan mit einer Stärke von 9,5 habe es hingegen nur einen Toten und keine Verletzten gegeben. Diese Angaben werden in den Posts mit Opferzahlen in der Türkei - 12 000 Tote und 40 000 Verletzte - verglichen. Ein Beitrag auf Instagram merkt dabei an, dass die Zahlen zu den Opfern in der Türkei «nicht ganz stimmen».

Bewertung

Das in den Beiträgen genannte Erdbeben in Japan ist nicht dokumentiert. Das schwerste Beben in Japan nach 1900 wurde laut Angaben der United States Geological Survey (USGS) im Jahr 2011 mit einer Stärke von 9,1 aufgezeichnet. Tausende Menschen kamen dabei ums Leben. Das Seebeben hatte einen Tsunami und die nukleare Katastrophe von Fukushima zur Folge.

Fakten

Am 11. März 2011 hatte zunächst ein schweres Seebeben im Pazifik den Nordosten Japans heimgesucht. Den USGS-Angaben nach hatte es eine Stärke von 9,1. Anderen Berichten zufolge wurde eine Stärke von 9,0 gemessen. Es liegt auf Platz 4 der stärksten aufgezeichneten Erdbeben der Welt. Fast 16 000 Menschen kamen bei der Katastrophe ums Leben (Stand: Juni 2021).

Als Folge des Seebebens bäumte sich eine gigantische Flutwelle an der Pazifikküste auf. Der Tsunami wälzte ganze Städte und Dörfer nieder und erreichte das Gelände des Atomkraftwerks (AKW) Fukushima Daiichi. Laut Angaben des Bundesamts für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung hatten die Wellen dabei eine Höhe von bis zu 15,5 Metern. Im AKW kam es zur Kernschmelze in drei Reaktoren und der Freisetzung gefährlicher Mengen von Strahlung.

Auch die Südtürkei wurde am 6. Februar von schweren Erdbeben erschüttert. Die Stärke des Bebens lag bei 7,7. Stunden später folgte ein zweites schweres Beben der Stärke 7,6. Die Zahl der bestätigten Toten in den Erdbebenregionen in der Türkei und in Syrien steigt immer weiter und lag zuletzt bei fast 44 000. Zehntausende wurden dazu verletzt.

Die Opferzahlen der Katastrophe in der Türkei und in Syrien lassen sich aber nur schwer mit Japan vergleichen: In Japan hatte sich das Seebeben zunächst im Meer und somit fernab der Zivilisation abgespielt, bevor der Tsunami entstand. In der Türkei und in Syrien hatte das Erdbeben hingegen direkt viele Wohnhäuser und Gebäude auf dem Festland erschüttert.

Das schwerste aufgezeichnete Erdbeben auf der Welt wurde mit einer Stärke von 9,5 laut Angaben der USGS im Jahr 1960 in Chile gemessen. Dabei wurden rund 1 655 Menschen getötet.

(Stand: 17.02.2023)

Links

Claim auf Tiktok (archiviert)

Claim auf Instagram (archiviert)

National Police Agency Japan über Beben/Tsunami März 2011

dpa-Bericht: Zehn Jahre nach Fukushima (archiviert)

Bundesamt für die Sicherheit der nukleare Entsorgung zur Fukushima-Katastrophe (archiviert)

USGS zu den größten Erdbeben der Welt (archiviert)

USGS zum Erdbeben in Japan im Jahr 2011 (archiviert)

USGS zum Erdbeben in Chile im Jahr 1960 (archiviert)

dpa-Bericht zu Erdbeben in der Türkei (archiviert)

Bundesamt für Strahlenschutz zur Fukushima-Katastrophe (archiviert)

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